Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
wenigstens für kurze Zeit die Verdunstungskühlung genießen zu können.
    Selbst jetzt, am frühen Abend, war es noch backofenwarm. Hinter den Hügeln ballten sich Wolken zusammen, und Johann sah es mit Besorgnis.
    »Wir haben zu viel Zeit verloren, es ist spät, wir sollten nach einer Höhle Ausschau halten, da wären wir vor einem Gewitter sicher.«
    Sie hob ihre Nase in den Wind. Die Luft war weich, der Horizont klar nachgezeichnet. »Es wird trocken bleiben.« Wenn einer der gewaltigen Gewitterstürme in Natal drohte, schien schon lange vorher die Luft zu knistern, und die Farben glühten vor dem metallischen Violett eines zornigen Himmels.
    Sie behielt Recht, und sie schlugen ihr Nachtlager unter einem weit ausladenden Stinkwoodbaum auf und entzündeten ein Feuer. Johann holte Wasser aus einem gurgelnden Bach in der Nähe und setzte es zum Kochen auf. »Wir müssen ganz in der Nähe der Stelle sein, die du markiert hast. Der Bach kommt mir bekannt vor, obwohl das natürlich täuschen kann. Morgen werden wir es sehen ...«

    Catherine hob ihre Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, dann lachte sie ungläubig. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass es hier eine Dampflokomotive gibt. Horch doch...«
    Johann brauchte nur Sekunden, um das stoßweise Schnauben, das rasch näher kam, das Brechen von Ästen und die erderschütternden Tritte als die eines heranrasenden Nashorns zu
    603
    erkennen. Er packte sein Gewehr und zerrte Catherine auf die Beine. »Rauf auf den Baum, schnell!«, schrie er, hob sie einfach hoch, dass sie die unteren Äste des Stinkwoods ergreifen konnte. »Klettere so weit hinauf, wie du kannst, aber schnell.«
    Völlig überrascht griff Catherine zu und zögerte. »Warum?« Sie trug zwar Hosen, aber die Aussicht, in der Dunkelheit auf einen Baum zu klettern, sagte ihr nicht sehr zu.
    »Frag nicht, tu es einfach. Ich erklär es dir später.« Mit diesen Worten schwang er sich ebenfalls hoch. »Schnell, schnell, steig auf den großen Hauptast, wenn dir dein Leben lieb ist!«
    Erschrocken tat sie, wie er befahl. Den Grund für seine Aufregung erblickte sie nur Sekunden später.
    Aus dem Dickicht preschte ein Panzernashorn, kreischend wie ein abgestochenes Schwein, raste ins Licht des Feuers, spießte den Topf mit kochendem Wasser auf und schleuderte ihn in den Busch, trampelte auf dem Feuer herum, dass die Kohlen herumflogen, stieß sein Horn in die Erde, pflügte durch ihr Lager und stampfte die frische Schweinskeule in den Dreck. Stoßweise grunzend sah sich das tonnenschwere Tier um, witterte mit erhobener Nase und roch die Pferde. Mit erneuter Wut fuhr es herum.
    Caligula wieherte ängstlich.
    »Mistvieh, nun ist es aber genug«, knurrte Johann und hob sein Gewehr.
    Er brannte dem Rhinozeros eins auf sein dickes Fell, es fiel um, dass die Erde erzitterte, sprang aber sofort empört schreiend wieder auf und galoppierte in den Busch. Ohrenbetäubendes Krachen von splitterndem Holz begleitete seinen Abgang.
    »Was ist denn in dieses Vieh gefahren?«, krächzte Catherine.
    »Nashörner hassen Lagerfeuer«, antwortete ihr Mann lakonisch. »Ich glaube, die Luft ist jetzt rein, wir können uns herunterwagen.«
    Aber Catherine bestand darauf, auf dem Baum zu übernachten. »Keine zehn Pferde bringen mich hier runter.«
    Es wurde eine sehr unbequeme und sehr kurze Nacht.

    *
604
    Der Goldkäferknopf lag am Grund eines kleinen Flusses. Catherine erspähte ihn als Erste. So lange hatte sie davon geträumt, dass es ihr jetzt völlig die Sprache verschlug. »Da ... da ...«, war alles, was sie hervorbrachte, während sie mit bebendem Finger auf das funkelnde Juwel zeigte. Johann zügelte Shakespeare.
    Es war erst gegen neun, die Sonnenstrahlen fielen noch schräg und hatte den tiefgrünen Smaragd in der Mitte des Knopfes aufleuchten lassen.
    Nur eine flüchtige Sekunde, doch das Schicksal wollte es, dass Catherine sich in diesem Augenblick umdrehte und den grünen Blitz erhaschte. »Die Juwelen der Sonne«, stotterte sie, als sie sich gefasst hatte, schwang sich aus dem Sattel und lief in den Fluss, vorsichtig darauf bedacht, das feine Sediment nicht aufzuwirbeln. Sie krempelte die Ärmel ihres Hemdes auf und langte ins Wasser. Vor Nässe triefend hielt sie den Knopf triumphierend hoch über ihren Kopf. »Wir haben es geschafft«, schrie sie.
    Andächtig drehte sie das Kleinod. Der Smaragd war mit einem Kranz von Diamanten eingefasst und gleißte, dass ihr die Augen tränten. »Hier

Weitere Kostenlose Bücher