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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Konditorei.
    »An den Strand in Natal, wo mich das Meer vor vielen Jahren an Land geworfen hat. Es ist der schönste, den ich je gesehen habe, und mir gehört dort ein gutes Stück Land. Davor liegt ein Riff, in dem es Langusten und Austern gibt. Eine halbe Stunde Fußmarsch weiter nördlich weitet sich der Umhlangafluss zu einer großen Lagune, ehe er in den Indischen Ozean mündet. Die Gegend ist ein wahres Vogelparadies, es gibt Buschbock und Warzenschweine, so viele Fische im Meer, dass du sie mit der Hand herausfangen kannst, und sie liegt nur etwa fünfzehn Meilen von Durban entfernt. Nur einen halben Tagesritt. Wir könnten die Stadt besuchen und bei den Farringtons übernachten oder in Lil y Sinclairs neuem Haus.«
    »Wo werden wir unterkommen? Gibt es dort ein Hotel?«
    »Die ersten Tage wohnen wir in unserem Ochsenwagen, bis wir unsere Unterkunft gebaut haben.«
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    Travemündes Abbild löste sich in Rauch auf. Sie richtete sich halb auf.
    »Unsere Unterkunft? Du wil st mir erzählen, dass wir für unseren Urlaub erst ein Haus bauen müssen?« Kraftlos fiel sie wieder zurück. Die Vorstellung war zu grotesk.
    Er strich ihr über die Wange. »Ach, keine Sorge, das geht schnell. Sicelo und Jabisa werden uns begleiten und uns eine stabile Hütte bauen.« Sein Ton war leicht, sorgfältig verbarg er seine schwarze Wut. Hätte sie nicht diesen Schock durch Uma- futhas perfiden Anschlag erlitten, wäre ihr Körper mit dem Fieber fertig geworden, davon war er überzeugt, auch davon, dass Khayi dahinter steckte. Der Tod wäre für den Häuptling nicht schlimmer gewesen als die Strafe, die der König über ihn verhängte. Nun hatte er sich gerächt, und das hatte seinem Sohn, seinem Kind, jetzt das Leben gekostet. Er fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare; er kaute schwer an seinem Versprechen, Khayi in Natal zufrieden zu lassen. Aber er hatte Catherine sein Wort gegeben. Daran war er gebunden.

    *
»Nkosikasi.« Sicelo stand vor ihr und lächelte auf sie herunter in einer Art, die fast zärtlich zu nennen war.
    »Er hat eine Überraschung für dich«, sagte Johann, der ihre ersten Schritte an der frischen Luft überwachte. »Fühlst du dich kräftig genug, um bis zum Gemüsegarten zu gehen?«
    Sie nickte. Es war köstlich, die warme Luft einzuatmen, Blüten zu riechen, Vögel zu hören und den weichen Wind zu spüren, der vom weit entfernten Meer herüberstrich, wenn sie geglaubt hatte, dass ihr das nie wieder vergönnt sein würde.
    Sicelo war ihnen vorausgegangen und wartete mit breitem Lächeln in der Nähe der Guavenbäume. »Eh«, sagte er und zeigte auf ein frisches Beet.
    »Das Fieberkraut«, rief sie. »Du hast mir das Fieberkraut gebracht.«
    Begeistert kniete sie sich nieder, drückte die rote, feuchte Erde um die jungen Pflanzen fest und lachte zu ihm hoch. Dann stand sie auf.
    »Yabonga ghakulu«, flüsterte sie und ergriff 635
    die Hand des großen Zulu. »Nun haben wir eine Waffe gegen die Malaria.
    Du bist ein ehrenvoller Mann.«
    »Ai h, Nkosikasi«, sagte Sicelo, sichtlich verlegen, aber außerstande, seine Freude zu verbergen.
    »Und was ist das?«, fragte Catherine und beugte sich zu einer jungen Pflanze mit dreigeteilten, gezähnten Blättern. Es schien eine Kletterpflanze zu sein. In den Blattachseln saßen winzige weißliche Blüten in Büscheln an dünnen Stängeln.
    »Isinwazi«, murmelte Sicelo leise, vermied aber dabei ihren Blick.
    »Isinwazi?« Für einen Moment wusste sie nicht, was er meinte, bis es ihr wieder einfiel. »Oh«, machte sie und wurde rot.
    »Was ist das?«, fragte Johann interessiert, »auch eine Heilpflanze?«
    »Ja, ja, doch, eine Art Heilpflanze, offenbar für besondere Leiden. Ich werde mich mit ihr befassen müssen«, stotterte sie.
    Sicelo malte mit dem großen Zeh Kringel in den Sand und grinste noch breiter. »Und das ist Inguduza«, sagte er, warf Johann einen schnellen Blick zu und zeigte auf eine hübsche, blaue Blütenkerze, die einer Hyazinthe auf einem langen Stängel sehr ähnlich war. »Sie macht Männer stark wie Löwen.«
    Johann warf ihm einen Blick zu, der jeden anderen zum Erzittern gebracht hätte. Sicelo lachte fröhlich.
    »Ah«, machte Catherine. Sie verstand nicht ganz, was er meinte. »Wie wunderbar wäre es doch, wenn Sicelo und ich unsere Kenntnisse austauschen könnten«, sagte sie. »Es wäre ein Segen für unsere gesamte Gegend. Würdest du Sicelo das übersetzen? Ich fürchte, mein Zulu ist noch nicht so facettenreich, dass es nicht

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