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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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hat, dass seine Söhne das als Aufforderung verstehen könnten, ihn umzubringen?«
    Dan de Vil iers Gesicht wurde sehr ernst. »Mpande spielt Cetshwayo und Mbuyazi gnadenlos gegeneinander aus. Er ist wie alle Zulus ein Meister der subtilen Gesten. Vor der letzten großen Jagd zum Beispiel ließ er einen Ochsen schlachten, um mit dem Fell ihre Schilde zu überziehen.
    Um zu zeigen, welchen seiner beiden Söhne er favorisiert, wurde Mbuyazis Schild aus der bevorzugten Seite der Haut gefertigt. Cetshwayo wird sich das nicht lange gefallen lassen, und er hat die ranghöchsten Krieger hinter sich. Dieser Wettkampf wird Zululand spalten.«
    Pierre hatte bisher geschwiegen, jetzt aber hob er den Kopf. »Ich habe gehört, die Prinzen sammeln ihre Leute um sich, und wenn beide ihre Impis mobilisieren, explodiert Zululand, und das werden auch wir abbekommen.
    Gebe Gott, dass Mpande lange im Vollbesitz seiner Kräfte bleibt, um die jungen Bullen in Schach zu halten.«
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    Die Freunde schwiegen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, und an den besorgten Mienen konnte man unschwer ablesen, in welche Richtung die gingen.
    »Seid bitte mal leise«, sagte Catherine und hob die Hand. »Was ist das?«
    In der plötzlichen Stil e hörten es alle. Abgehacktes Gebrüll aus rauen Kehlen, untermalt von rhythmischem Stampfen, metallischem Geklirr und dumpfen Schlägen.
    Johann sprang auf. »Ein Zuluregiment, ein Impi!«
    Dan und Pierre waren ebenfalls auf den Beinen. »Zum Henker, was ist los? Haben wir Krieg und haben es nicht gemerkt?«
    Johann schob Catherine in den fensterlosen Gang des Hauses. »Du bleibst drinnen, leg alle Riegel vor und halte dich stil . Mila, du ebenfalls.«
    »Ich werde mich auf keinen Fall irgendwo verstecken, wenn etwas passiert, nur damit das klar ist«, bemerkte Mila und strich über ihr Gewehr.
    »Genauso wenig wie ich«, verkündete Catherine. »Was glaubst du, wie oft ich mich tagsüber allein meiner Haut wehren muss? Wer hat neulich die Mamba, die es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatte, erledigt? Du warst ja nicht da. Überdies kann ich ziemlich gut schießen.«
    »Das ist nichts für Frauen, außerdem bekommst du ein Kind.«
    »Ich bin nicht krank, und ich bin nicht aus Zucker, nur weil ich ein Kind bekomme, und ich bin nicht das ängstliche Frauchen. Es ist besser, wenn du das nicht vergisst.« Catherine blitzte ihren Mann an, und Mila lachte.
    »Könnt ihr Frauen nicht einmal tun, was wir Männer euch sagen?«, knurrte Dan und meinte das todernst.
    »Ihr bleibt beim Haus, sonst sperre ich euch eigenhändig ein«, sagte Johann, und sein Ton veranlasste Catherine, sich zu fügen. Sie rannte ins Schlafzimmer und holte ihr Gewehr. Mit Mila schloss sie sich in der Küche ein. »Von hier aus können wir einen Teil des Weges überblicken«, sagte sie. Beide Frauen luden ihre Gewehre.
    Johann und Dan legten sich auf dem höchsten Punkt oberhalb des Wasserreservoirs auf die Lauer und warteten. Pierre er-658
    schien nur Minuten später, seine Elefantenbüchse im Anschlag, zwei weitere stellte er neben sich. »Ruhig!«, befahl er Napoleon, der seine Kruppe aufgestellt hatte und knurrte. Der große Hund gehorchte sofort.
    »Wo sind Jabisa und Sihayo?« Sihayo war der jüngere Bruder Sicelos, den ihm dieser als Ersatz für Mzilikazi geschickt hatte.
    »Verschwunden, nehme ich an«, antwortete Johann grimmig. »Vielleicht ist Sihayo auf dem Weg, um Sicelo Bescheid zu geben, doch das bezweifle ich. Charlie Sands ist draußen bei den Rindern.«
    Das Gebrüll kam näher, und Johann sog zischend die Luft durch die Zähne, als sie unter den Kiaatbäumen auftauchten. Ein Impi von etwa fünfzig Zulus in voller Kriegsausrüstung. Federkronen wippten, die weißen Quastenumhänge wehten, und im Takt ihres Laufschritts schlugen die Krieger abwechselnd ihre Kampfstöcke und Assegais gegen die Schilde.
    Johann bekreuzigte sich und spannte den Hahn. Der Kriegsgesang der Zulus ist wie das Gebrüll von Löwen. Voller urweltlicher Kraft, erderschütternd und grauenvoll, und das Trommeln ihrer Assegais auf den Schilden zwingt das Herz eines jeden Zuhörers in seinen Rhythmus. Es ist ein Geräusch unmittelbarer Bedrohung.
    Johanns Puls hämmerte, als er an Catherine und ihr Kind dachte, doch dann konzentrierte er sich auf die näher kommenden Zulus. Das Impi hatte Inqabas Hof fast erreicht. Angeführt wurden es von zwei Männern, die ihre Krieger um mehr als Haupteslänge überragten und deren Federkronen üppiger und höher

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