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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ihnen aufflatterte, erschraken bei jedem Schatten im Busch. Der Wachposten einer Pavianherde erspähte sie und warnte gellend seine Genossen.

    »Hölle und Verdammnis«, murmelte Catherine, denn eine Horde wütender Affen war nicht nur gefahrlich, sondern verriet ihre Anwesenheit so sicher, als hätte jemand ein Leuchtfeuer angesteckt. Sie trieb Caligula an und duckte sich, als einer der großen Affen sie mit einer reifen Frucht bewarf. Andererseits konnte sie ziemlich sicher sein, dass sich in der Nähe einer großen Pavianherde kein Leopard herumtreiben würde.
    Der Tag war mild und die Luft herrlich klar. Gegen Mittag neigte sich der Weg, und sie roch Wasser. Der letzte Regen lag eine Zeit lang zurück.
    Vielleicht hatten sie Glück, und die Furt war passierbar. Und hoffentlich sind die Krokodile satt, dachte sie grimmig. Am Fuß der Wand war die Vegetation weggerissen, und es gab wenig Möglichkeit, sich vor den Großechsen in Sicherheit zu bringen. »Wir sind gleich am Fluss, halt dich fest, ich weiß nicht, wie tief er jetzt ist«, flüsterte sie und fühlte, wie Jikijiki nickte.
    Jikijiki lupfte das wollenene Tuch und sah ihn zuerst. »Da ist er, dort oben!«
    Mzilikazis Gestalt zeichnete sich scharf gegen den blauen Himmel ab. In triumphierender Pose stand er oben auf dem abgeflachten Grat und winkte seiner Liebsten. Offenbar war er sich sicher, dass keiner ihr Versteck entdeckt hatte.
    »Yabonga ghakulu, Katheni«, flüsterte die Zulu. »Diesen Weg gehe ich allein.« Sie glitt vom Pferd, nahm den Korb mit Lebens-666
    mittein, zog ihre Decke um die Schultern. Noch einmal drehte sie sich um und sah Catherine lange an, das Feuer ihrer Liebe leuchtete aus ihren dunklen Augen, ihre Lippen bewegten sich. »Sala gahle, Isingane«, sagte sie. Dann kletterte sie die Böschung hinunter zum Fluss.
    Catherine sah ihr nach. Isingane, hatte Jikijiki gesagt. Enge Freundin.
    Sie wischte sich über die Augen, die plötzlich brannten. Erleichtert bemerkte sie, dass der Fluss nicht viel Wasser führte. Jikijiki konnte von Stein zu Stein springen und erreichte in kurzer Zeit sicher das andere Ufer.
    Eine Weile verharrte sie noch, gut getarnt durch die dichten Wedel der Ilalapalmen und wilden Bananen, die das Flussufer säumten. Die Luft war feucht, trug den Geruch von rottendem Grün zu ihr hinauf, das Wasser rauschte leise. Sonnenstrahlen tanzten über die lehmgelbe Oberfläche, die Schichten der Felswand schimmerten ocker und grau durch das Grün von Schlingpflanzen, und nur das schril e Gezwitscher der Webervögel im Ried unterbrach die tiefe Stil e. Es war einer jener Tage in Afrika, da sie sich nicht vorstellen konnte, je wieder woanders glücklich werden zu können.
    Jikijiki trat aus den Büschen auf die Felsplattform und streckte Mzilikazi ihre Hand entgegen. Er nahm sie und half ihr über die letzte beschwerliche Strecke nach oben. Mit einem Seufzer lenkte Catherine Caligula zurück auf den Wildpfad. Doch Cali- gula scheute und schnaubte, schlug mit dem Kopf. Seine Ohren spielten aufgeregt. Hatte er etwas gehört, das ihr entgangen war? War ein Raubtier in der Nähe? Hastig ließ sie ihre Augen über den Busch hinunter zum Fluss wandern, entdeckte aber zu ihrer Erleichterung nichts. Sie wendete Caligula und warf einen letzten Blick hinauf auf den Felsen. Was sie dort sah, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
    Die beiden Liebenden standen eng umschlungen an der äußersten Kante, und hinter ihnen, nur etwa hundert Fuß entfernt, erhob sich eine undurchdringliche Mauer von federgeschmückten Kriegern, die von zwei außergewöhnlich großen Männern angeführt wurden.
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    Die Häscher des Königs hatten ihr Versteck gefunden.
    Hilflos musste Catherine mit ansehen, wie diese menschliche Mauer sich langsam enger um die beiden zog, konnte ihren Blick nicht lösen, wollte schreien, aber kein Laut kam aus ihrer Kehle. Schon erkannte sie die beiden hünenhaften Prinzen und dahinter die ebenfalls baumlangen Hyänenmänner, als Mzilikazi sich plötzlich aufrichtete und den Arm hob. In seiner Faust hielt er einen Gegenstand, der bei jeder seiner Bewegungen die Sonne reflektierte. Überrascht blieben die Krieger stehen.
    Den Arm ausgestreckt haltend, drehte sich Mzilikazi langsam im Halbkreis. Geblendet von den Sonnenblitzen, kniff Catherine die Augen zu Schlitzen, und auf einmal wurde ihr klar, was Mzilikazi tat. Er hielt die Lupe in der Hand, die von ihr gestohlene Lupe, und versuchte seine Verfolger zu verkleinern.
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