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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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waren als die aller anderen.
    »Du nimmst den rechts, ich den anderen«, flüsterte er Pierre zu, hielt den Atem an und zog den Hahn durch.
    Im selben Moment erkannte er über Kimme und Korn, wer es war, und ließ den Hahn in letzter Sekunde zurückschnellen. »Halt!«, befahl er.
    »Verdammt, wenn man vom Teufel spricht! Das ist Cetshwayo, und der andere ist Mbuyazi. Das bedeutet großen Ärger.«
    Cetshwayo hob seinen Assegai wie zum Gruß, dann senkte er ihn, brüllte ein paar kurze Kommandos, und eine Gruppe seines 659
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    Impis löste sich aus der Formation und schwärmte aus. In Abständen von zwanzig Fuß stellten sie sich mit dem Rücken zum Haus auf. König Mpandes imposante Söhne traten gemeinsam vor, und die drei Weißen gingen ihnen entgegen, ihre Gewehre bereithaltend. Selbst Johann musste zu den Prinzen aufsehen.
    »Sawubona, mein Freund«, grüßte ihn Cetshwayo würdevoll. »Das schönste Vögelchen ist aus dem Isigodlo unseres Vaters geflogen. Wir sind hier, um es einzufangen.« Er hatte Mbuyazi mit einer kurzen Geste zur Seite geschoben. Der reagierte mit finsteren Blicken und heftigem Schütteln seines Assegais.
    »Warum sucht ihr euer Vögelchen hier?«, fragte Johann, nachdem er die Prinzen gebührend begrüßt hatte. Besorgt nahm er die schwelende Feindseligkeit zwischen den Brüdern wahr.
    »Ihr Name ist Jikijiki«, sagte Cetshwayo und beobachtete den Weißen genau. Seine Stimme war voll tönend und trug weit. Die beiden Frauen in der Küche verstanden jedes Wort.
    »Sie ist aus dem Isigodlo ausgerissen«, flüsterte Catherine entsetzt.
    »Mein Gott, hoffentlich kommt sie zur Vernunft und kehrt schnellstens zurück. Wenn man sie erwischt, wird der König sie hinrichten lassen, und ihren Liebhaber dazu«, sagte Mila. »Da wird kein Pardon gewährt.«
    Catherines Hals wurde plötzlich trocken und kratzig. Sie musste die aufsteigende Übelkeit herunterschlucken, sah die riesenhaften Hyänenmänner vor sich und in ihren Fäusten Jikijiki. Wie ein Tier, das geschlachtet werden sollte.
    Erleichtert, dass Inqaba nicht zwischen diese beiden Kampfhähne zu geraten drohte, hieß Johann die Prinzen wil kommen, bat sie, sich auf Inqaba auszuruhen, auch wenn er es sich kaum leisten konnte, eine Schar ausgehungerter Krieger zu beköstigen. Doch Gastfreundschaft war eine Selbstverständlichkeit unter den Zulus. »Catherine, du kannst aufmachen«, rief er, klopfte an die Haustür und wartete, bis der schwere Riegel zurückgeschoben wurde. Er brauchte sie nicht zu fragen, ob sie gehört hatte, was passiert war. Ihr Blick und das kalkweiße Gesicht sprachen Bände. »Wir müssen ihnen Gastfreundschaft gewähren, so lange 660
    sie bleiben wollen«, sagte er. »Mpande, der alte Löwe, ist noch in bester Manneskraft, und ehe ich seinen Zorn riskiere, lege ich mich eher mit einem wütenden Nashorn an.« Er rieb sich seine brennenden Augen. Das dauernde Starren am Gewehrlauf entlang hatte sie ermüdet. »Jetzt müssen wir den tapferen Kriegern etwas Anständiges zu essen machen, um ihnen die Wartezeit zu versüßen. Sie bekommen sonst nur karges Essen, in Zululand herrscht Hungersnot. Sie brauchen schließlich Kraft, um sich gegenseitig die Schädel mit ihren Kampfstöcken einzuschlagen«, setzte er ironisch hinzu.
    Die Krieger sammelten Holz, und bald loderten mehrere Feuer. Auf ein Zeichen ihrer Führer hockten sie sich in geordnete Reihen, setzten ihre Federkronen ab, Kampfstöcke und Assegais aber hielten sie in Griffweite.
    Johann ließ seinen Blick über das Kriegslager schweifen. »So, ran an die Arbeit, wir müssen kochen«, befahl er. Jabisa und Sihayo waren plötzlich wieder da und rannten, um seine Befehle auszuführen. Bald rührte Jabisa emsig Phutu, den steifen Maisbrei. Sihayo schickte er, um Charlie Sands von den Vorkommnissen in Kenntnis zu setzen und ihm zu sagen, dass er bei den Rindern bleiben sollte. »Dan, ich werde zwei Ziegen opfern.
    Nimm dein Messer mit.« Er und der Schlangenfänger machten sich auf den Weg zum Ziegengatter.
    Mila nahm den großen Korb. »Pierre und ich gehen Gemüse schneiden.«
    »Ich sehe nach, was wir im Vorratsraum haben«, rief ihnen Catherine nach, ergriff eine Blechschüssel und schob die knarrende Tür zu dem schattigen Raum auf.
    »Katheni.« Ein Geräusch wie das sanfte Rascheln trockener Blätter.
    Sie hob den Kopf. Hatte sie sich verhört?
    »Katheni, Sawubona.«
    Scheppernd fiel ihr die Schüssel aus der Hand. Jikijiki stand in der hintersten Ecke im

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