1 - Schatten im Wasser
Blut der Swazis waschen, und wie bekannt ist, gehören Cetshwayo und Mbuyazi diesem Regiment an.«
»Das wird ein blutiger Kampf werden, denn ich bin überzeugt, dass König Mpande es in Wirklichkeit als Wettkampf zwischen seinen Söhnen ansieht.« Johann runzelte besorgt die Brauen. »Außerdem hat Sicelo berichtet, dass plündernde Swazis unterwegs sind. Ob es stimmt, weiß ich nicht, aber in solchen Zeiten ist es besser, vorzusorgen.«
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Catherine, die sehr empfänglich für atmosphärische Störungen war, spürte etwas wie das Brausen unzähliger Vogelschwingen, hörte dumpfes Grollen, nicht laut, sondern unterschwellig, wie das eines weit entfernten Erdbebens. Noch nicht gefährlich, aber eine Warnung. Sie erzählte Johann von ihrem Unbehagen.
»Ich werde geschmiedete Riegel an allen Türen anbringen, die zum Gang führen. Wenn je etwas passiert, kannst du dich dort verbarrikadieren.
Ich werde ruhiger sein, wenn ich weiß, wie gut du dann geschützt bist«, antwortete er.
Flüchtig sah sie sich im Dunkeln im Gang hocken, während von außen Zulus mit Pangas die Tür einschlugen. »Ja, schön«, antwortete sie und befestigte die zwei Büffeldornzweige, die über der Haustür hingen. Sie hatten sich gelockert, als sie getrocknet waren.
Lange Zeit blieben sie ohne Nachricht, wie der Kriegszug ausgegangen war. »Es ist frustrierend. Wir leben hier wie auf einem anderen Planeten«, murrte Johann. »Wir müssen wissen, ob die Tulwana siegreich waren, denn waren sie es nicht, können wir uns auf Vergeltungskriegszüge der Swazis einrichten.«
Die Nachricht brachte ihnen Onetoe-Jack, dessen acht Frauen zu sechs verschiedenen Familien gehörten und ihn stets mit allen Neuigkeiten versorgten. Nach einem Jagdausflug saß er im Hof von Inqaba ab. Es war empfindlich kalt geworden, und er fand die Steinachs in ihrem Wohnzimmer. Sichtlich erleichtert ließ er sich auf einem Stuhl nieder, zog sein durchlöchertes Fellwams enger um den Körper. »Cetshwayo ist blutbefleckt zurückgekehrt, das heißt, er hat sich tapfer geschlagen, Mbuyazi offenbar nicht. Danach muss es zu einer Konfrontation zwischen den beiden gekommen sein, nichts wirklich Ernstes, nur ein Geplänkel, ein Abgrenzen, bei dem allerdings Mbuyazi den Kürzeren gezogen haben soll.«
»Ein Gockelwettkampf«, murmelte Catherine, stolzierte wie einer herum und erntete dafür brüllendes Gelächter der beiden Männer.
»Trotzdem müssen wir uns für die Zukunft auf alles vorbereiten«, sagte Johann, als er wieder sprechen konnte. »Gockelkämp 671
fe gehen meist tödlich aus. Es wird nicht heute passieren und nicht morgen, aber es wird passieren.«
*
Catherine richtete sich auf und presste ihre Hand in den Rücken. Ihr Schwerpunkt hatte sich mit zunehmender Schwangerschaft nach vorn verlagert, und das Arbeiten im Garten fiel ihr nicht immer leicht. Ächzend hob sie den schweren Korb mit Kürbissen und trug ihn zum Haus. Der Wind fuhr ihr unter den Rock und hob ihn an. Als ihr Kleid immer enger wurde und kein Stoff mehr da war, um es auszulassen, hatte sie es kurzerhand unter der Brust abgeschnitten und den Rock dort angesetzt. Jetzt bedeckte er ihre Waden nur noch zur Hälfte, und sie fand diese Länge sehr praktisch und angenehm, auch wenn Johann sein Missfallen nicht verstecken konnte.
»Du sollst doch nicht so schwer tragen«, rief Johann, kam ihr über den Hof entgegen und nahm ihr den Korb ab.
»Wie ich schon einmal bemerkte, bin ich nicht krank«, antwortete sie.
»Aber ich habe die Nase gestrichen voll. Ich hoffe, unser Kind beeilt sich etwas. Bald wird es wieder heißer, und davor graut mir schon.«
»Nun, gute vier Wochen wirst du sicher noch warten müssen«, lächelte er.
Er musste das falsch eingeschätzt haben, denn in der Nacht wachte Catherine in einer Wasserlache auf und wusste, dass ihr Baby an diesem Tag auf die Welt kommen würde. Weder Martha Strydom war da, noch Pierre, der bei Mila weilte. Sie und Johann waren mit ihren Zulus al ein.
»Hölle und Verdammnis«, knirschte sie, als die erste starke Wehe einsetzte.
»Jabisa, Sihayo«, brüllte Johann, und seine Stimme war höher als gewöhnlich. »Setzt Wasser auf, shesha!« Er selbst riss Wäsche aus dem Schrank, bezog sein Bett neu und half Catherine zwischen zwei Wehen hinüber auf das saubere Laken. Er wünschte, dass wenigstens Sicelo da wäre. Sicher hätte der ein Mittel gegen
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ihre Schmerzen und für eine rasche Geburt bereitgehabt, aber sein Freund war auf Jagd,
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