Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
Gott«, stöhnte sie unwil kürlich.
    Jetzt begriffen die Hyänenmänner offenbar, dass das seltsame Ding in Mzilikazis Faust völlig harmlos war, und stürzten sich mit wenigen Schritten auf Jikijiki und ihren Liebhaber.
    Auch Mzilikazi musste erkannt haben, dass er einem Trick aufgesessen war und dass es für Jikijiki und ihn keinen Ausweg gab, denn er schleuderte die Lupe in hohem Bogen von sich. Dann schwang er seine Liebste in seine Arme, trat ganz dicht an die Kante, und Catherine verstand, was er vorhatte.
    »Nein, nicht«, keuchte sie.
    Aber die beiden konnten sie natürlich nicht hören. Mzilikazi machte einen Schritt ins Leere und sprang mit seiner Braut im Arm in die Tiefe. Für den Bruchteil einer Sekunde schwebten sie wie schwerelos vor der Wand, dann schlugen sie unten auf, dort, wo das Wasser das Ufergestrüpp weggerissen und Felsen und Steine bloßgelegt hatte. Immer noch eng umschlungen, rollten sie über den steilen Abhang bis in den Fluss, der sie mit leisem Schmatzen aufnahm, hinunterzog und mit sich davontrug. Sie tauchten nicht mehr auf, und die Männer des Königs begannen ihren Abstieg.
    668
    Blind vor Tränen trieb Catherine Caligula an, voller Angst, dass sie ihnen in die Hände fallen könnte, überzeugt davon, dass der König nicht sehr freundlich mit denen umgehen würde, die einem Mädchen aus seinem Isigodlo auf der Flucht geholfen hatten. Zu Hause warf sie sich aufs Bett und weinte, dass sie meinte, ihr Innerstes würde nach außen gekehrt. Sie weinte um Jikijiki und Mzilikazi, und sie weinte um diese große Liebe. So fand sie Johann, als er von der Jagd auf seine Kuh zurückkehrte.
    Stockend erzählte sie ihm alles, von Anfang an bis zu dem grausigen Ende. Sein Magen krampfte sich zusammen, als ihm klar wurde, welcher Gefahr sie sich ausgesetzt hatte, wie nahe ihr die Hyänenmänner gewesen waren, die keine Zuschauer bei ihrem fürchtbaren Handwerk duldeten. Er dankte Gott aus tiefstem Herzen, dass er seine Hand über sie und ihr Kind gehalten hatte, doch er machte ihr keine Vorhaltungen, das konnte er nicht.
    Sie war ihren Gefühlen gefolgt, wie konnte er ihr das vorwerfen? Er hielt sie sicher in seinen Armen, das war alles, was für ihn zählte.
    »Ich bin schuld an ihrem Tod. Mzilikazi hatte meine Lupe. Er hat meinen Trick geglaubt. Ich habe mir einen Spaß erlaubt, jeder Weiße hätte mich ausgelacht...«
    Er hielt sie fest, als sie schluchzend ihren Kopf in seiner Halsgrube verbarg.
    »Ich möchte, dass wir an den Fluss gehen«, flüsterte sie, als sie keine Tränen mehr hatte, »den Zweig des Büffeldornbaums pflücken und ihre Seelen damit nach Hause bringen, nach In- qaba. Sonst sind ihre Seelen verdammt, auf ewig ohne Heimat zu sein, und sie werden sich nie zu ihren Ahnen versammeln können.«
    Wortlos nickte er, antworten konnte er nicht. Seine Kehle war ihm eng geworden.
    Jeder für sich, eingeschlossen in ihrer Angst, warteten Catherine und Johann, ob ihr Handeln Konsequenzen nach sich ziehen würde. Sie zeigten sich gegenseitig lächelnde Gesichter und mühten sich um Gesprächsthemen, lagen nachts wach, taten
    669
    aber so, als schliefen sie, alles in dem Bemühen, den anderen nicht noch mehr zu beunruhigen.
    Doch als die Tage vergingen und alles friedlich blieb, wagten sie aufzuatmen.
    »Wir haben Glück gehabt«, sagte Johann.

    »Ja«, sagte sie. »Wir schon.«

    *
Cetshwayo und Mbuyazi umkreisten einander wie zwei rivalisierende Löwen. König Mpande brachte seine reichen Häuptlinge gegen sich auf, indem er ihre Rinderherden plünderte, um seine Truppen zu ernähren. Auf Inqaba hörte man von Grenzscharmützeln mit den Swazis, den Tsongas im Norden und den Pedi im Nordwesten. Im Süden starrten die weißen Kolonisten Natals begehrlich über die Grenze auf das fruchtbare, grüne Zululand, und ihr Hunger nach mehr Land wuchs.
    Johann vergewisserte sich täglich, dass die Riegel in Ordnung waren, und ölte sie regelmäßig. »Cetshwayo und Mbuyazi haben ihre Leute zusammengerufen, und jeder hat seinen höchsten Sangoma angewiesen, die Krieger mit Zaubermedizinen für den Kampf vorzubereiten«, brummte er beim Abendessen. »Diese verdammten Hitzköpfe. So lange haben wir in Frieden gelebt, und nun droht ein Bruderzwist, der schlimmer ist als ein Krieg mit Fremden, weil er von innen kommt.«
    Pierre, der auf ein Glas Wein herübergekommen war, schüttelte den Kopf. »Dieses Mal gibt es andere Gründe. Die Krieger des Tulwanaregiments des Königs sollen ihre Speere im

Weitere Kostenlose Bücher