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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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vergessen. Es tut mir Leid.« Auch das war die Wahrheit, jedenfalls die halbe. Das Geständnis war nicht schwierig gewesen, aber sie zitterte, dass Konstantin ihre früheren Treffen erwähnen könnte. Verzweifelt erwog sie, plötzlich fürchterlich zu erkranken, 679
    um schleunigst nach Inqaba zurückkehren zu können, aber tief drinnen wusste sie genau, dass sie dieser Konfrontation nicht mehr aus dem Weg gehen konnte. 0 Gott, hilf mir, betete sie.
    Johann aber lächelte. Ein Lächeln, das seine Augen nicht erreichte.
    »Welch ein wunderbarer Zufall. Ich freue mich, einen Freund deiner Familie kennen zu lernen. Ich bin sicher, wir werden uns prächtig verstehen.«
    Ich nicht, dachte sie und schenkte ihm dabei ihren süßesten Blick.
    »Lasst uns doch auf unsere frisch Verlobten trinken«, lenkte sie ab.
    Pierre stand auf. »Für diesen Anlass kühlt eine Flasche Champagner.
    Ich habe sie schon vor einiger Zeit aus Durban mitgebracht. Ein Mann muss doch vorausschauen.« Er küsste seiner Verlobten die Hand und ging hinters Haus zu dem kleinen Bachlauf, der sich durch Milas Obstgarten wand, wo er die Flasche eingegraben hatte.

    *
Konstantin von Bernitt kam zu Catherines ungeheurer Erleichterung ohne Red Ivory, nur in Begleitung des einäugigen Hot- tentot Johnny, der dieses Mal auch zu Pferde war, und zweier Schwarzer. Er sprang vom Pferd, gab Johnny die Zügel und schritt mit ausgestreckten Armen auf Mila zu. »Meine Schönste, du siehst strahlend aus. Ist etwas passiert, was ich noch nicht weiß?«
    Errötend wie ein junges Mädchen erzählte ihm Mila Arnim von ihrer Verlobung und nahm lachend seinen überschwänglichen Glückwunsch entgegen. »Pierre, du Schwerenöter, wage nicht, uns deine zukünftige Frau ab jetzt vorzuenthalten. Meine Rechte sind älter, ich kenne sie länger.«
    »Keineswegs, keineswegs«, antwortete Le Vieux. Trotz seines Lächelns war es überdeutlich, dass er den Bayern nicht leiden konnte.
    Dan de Vil iers und Onetoe-Jack kamen kurz nach ihm, und später ratterte noch der Planwagen des Missionarsehepaars aus Verulam auf den Hof. Pierre hatte die Zubereitung des Weih
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    nachtsmahls übernommen, und als die Sonne den Abend mit rosa Gold überschüttete, wehten die delikatesten Düfte ums Haus. Onetoe-Jack ließ sich von seinen zwei Frauen, die er für seine Behaglichkeit mitgebracht hatte, vor dem Essen seine wund gelaufenen Füße waschen und kühlen.
    Seine Pfeife zwischen den Zähnen haltend, hockte er mit geschlossenen Augen in einem Stuhl und schnurrte vor Genuss, während die beiden Zulus seine dünne Waden massierten.
    Catherine hatte für diesen Abend ihr aprikosenfarbenes Seidenkleid mitgebracht und trug den Goldkäferknopf am Ausschnitt. Sie stand mit dem Rücken zur Tür, als Konstantin den Raum betrat. Sie schloss für Sekunden die Augen. Nichts konnte sie vor den Auswirkungen der nächsten Minuten bewahren. Es würde kein Blitz vom Himmel fahren, noch würde sich eine Erdspalte auftun, sie würde sich jetzt umdrehen und Konstantin von Bernitt begrüßen müssen, und dann würde sie erfahren, wie ihr Leben weitergehen würde. Langsam wandte sie sich um.
    Sein Lächeln blitzte, die Augen funkelten. Er nahm ihre beiden Hände in seine. »Nein, welche Überraschung, die schöne Catherine. Frohe Weihnachten, meine Liebe.« Damit küsste er erst ihre rechte und dann ihre linke Hand. Es kitzelte, denn er trug wieder einen Vollbart.
    Hastig zog sie sie zurück. »Graf Bernitt, wie schön, Sie hier zu sehen.«
    Sie holte tief Luft und nahm all ihren Mut zusammen, ehe sie sich Johann zuwandte. »Liebling, darf ich dir Graf Bernitt vorstellen? Graf Bernitt, das ist mein Mann, Johann Steinach.«
    Die Herren reichten sich die Hände und sahen sich in die Augen. Es war Abneigung auf den ersten Blick. Die Luft war mit Spannung aufgeladen, als befänden sie sich im Auge eines Wirbelsturms. Catherines Herz hämmerte.
    »Ich freue mich zu sehen, dass Sie von der Malaria genesen sind«, sagte Konstantin von Bernitt und zeigte seine weißen Zähne. »Es war mir ein Vergnügen, dass ich Ihnen mit dem Chinarindenpulver aushelfen konnte.«
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    Catherine hätte ihn mit Wonne erwürgen können. Sie hielt den Atem an, denn jetzt wusste Johann, dass sie ihn belogen hatte.
    Doch Johann dachte nicht daran, seine Frau bloßzustellen. Nicht vor diesem Menschen. »Catherine hat mir erzählt, wem ich das zu verdanken habe«, log er, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich hatte immer gehofft, mich persönlich

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