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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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bedanken zu können. Ich bin hocherfreut, jetzt die Gelegenheit dazu zu haben, Graf Bernitt.«
    Mila musste gemerkt haben, dass unter der Oberfläche der geschliffenen Worte ein Duell ausgetragen wurde, denn sie berührte Johann am Ärmel.
    »Meine Lieben«, rief sie. »Kommt zu Tisch.« Sie zog ihn auf die große überdachte Veranda, auf der ein langer Tisch mit Kerzen und Blumenschmuck gedeckt war. Pierre rückte Mila den Stuhl neben sich zurecht, Konstantin nahm auf ihrer anderen Seite Platz. Catherine setzte sich so weit es ging von Konstantin weg, sodass sie nicht zu befürchten brauchte, von ihm in ein Gespräch verwickelt zu werden.
    Das Essen war köstlich, die Gespräche waren munter und geistreich.
    Johann beugte sich hin und wieder vor und musterte Konstantin von Bernitt mit gerunzelten Brauen, schüttelte irritiert den Kopf, aß dann aber weiter.
    Etwas in dessen Erscheinung bohrte in seiner Erinnerung. Das Gesicht war es nicht. Die arrogante Haltung vielleicht oder seine selbstsichere, aufreizende Art? So sehr er sich bemühte, es gelang ihm nicht, auf den Grund der Sache zu gelangen. Die Erinnerung war flüchtig wie ein Rauchfetzen, der vom Wind verwirbelt wird. »Du hast mir nicht erzählt, woher das Chinarindenpulver stammte«, sagte er leise zu seiner Frau.
    Sie legte ihre Gabel hin und biss sich auf die Lippen. Dann entschloss sie sich, die Wahrheit zu sagen. »Ich wollte dich nicht aufregen, denn wenn du gehört hättest, dass es Graf Bernitt war, wärst du sicherlich nicht einverstanden gewesen, schon gar nicht mit seiner Übernachtung bei uns.
    Aber ich versichere dir, dass ich nicht eine Sekunde länger in seiner Gesellschaft verbracht habe, als es unbedingt nötig war. Al es, was mich bewegte, war der Wunsch, eine Medizin für dich zu bekommen.«
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    Er nahm ihre Hand, die zusammengeballt in ihrem Schoß lag, öffnete sanft ihre Finger und küsste sie. »Nie würde ich glauben, dass du anders handeln könntest. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich den Eindruck vermittelte.«
    Gerettet, dachte sie. Gott sei es gedankt, gerettet!
    Später spielten sie Scharaden, Pierre erzählte eine spannende Geschichte, die sich auf Martinique zugetragen hatte, und dann schoben sie die Stühle zurück, und er spielte auf seiner Flöte ein paar Tanzweisen.
    Es ließ sich nicht vermeiden, dass Konstantin auch sie aufforderte, nachdem er bereits mit Mila und der Missionarsfrau getanzt hatte. Steif und hölzern lehnte sie in seinem Arm und schwieg eisern. Mit einem spöttischen Lächeln brachte er sie zu Johann zurück und verbeugte sich. Dann holte er sein Taschentuch heraus und führ sich übers Gesicht. Es war aus feinstem, schneeweißem Leinen und trug sein Monogramm.
    Johann sah es, seine Augen flogen zur rechten Hand Konstantins, und jetzt wusste er, was die ganze Zeit an seiner Erinnerung gezerrt hatte. Er erkannte den protzigen, breiten Siegelring.
    »Kotabeni«, flüsterte er heiser.
    Sein Ausruf traf Catherine wie ein Hammerschlag, und die Welt schien stil zu stehen.
    Dan de Vil iers und Onetoe-Jack fuhren herum und musterten Konstantin von Bernitt. »Sag das noch einmal«, knurrte Dan.
    »Das ist Kotabeni, der Elfenbeindieb. Ich erkenne ihn wieder«, sagte Johann. Seine Stimme füllte den Raum, und Catherine fürchtete, ohnmächtig zu werden. Pierre, Dan und Jack bildeten mit Johann einen dichten Kreis um Graf Bernitt.
    Der lachte plötzlich, ein Geräusch ohne Humor und Belustigung. »Aber nicht doch, meine Herren. Sie irren sich. Außerdem ist heute doch das Fest der Liebe, und Damen sind anwesend.«
    »Johann, würdest du mir das bitte erklären?«, verlangte Mila mit klirrender Stimme, und er tat es. Mit knappen, dürren Worten, bei denen Mila immer bleicher wurde. »Pfui, schämen Sie sich, meine Gastfreundschaft derart zu missbrauchen«, sagte sie zu Bernitt. »Was machen wir jetzt mit diesem Schurken?«
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    Dan de Vil iers und Johann schauten sich nur kurz an, dann packte Johann den Grafen von links, Dans Pranken umschlossen seinen rechten Arm, sie hoben den großen, schweren Mann einfach hoch und trugen ihn hinaus und hinüber zu Milas Vorratskammer neben ihrem Kochhaus. Sie schoben ihn wortlos hinein, verrammelten die Tür, dass sie ein Elefant nicht würde aufbrechen können, und machten sich mit Fackeln auf die Suche nach Hottentot Johnny. Doch der schien einen sechsten Sinn zu besitzen.
    Er war verschwunden. Johann und Dan durchsuchten über eine Stunde die Umgebung, doch vergebens.
    »Nach

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