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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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den Weihnachtstagen werden wir ihn nach Verulam bringen, da kann ihn der Konstabel aus Durban abholen«, sagte Dan, als sie endlich zu den anderen zurückkehrten. »Damit ist dieser Spuk vorüber. Welch ein Halunke der Herr Graf doch ist.« Er kippte zwei Gläser von Milas kostbarem Cognac, als wäre es Wasser, und seinem Gesichtsausdruck war unschwer zu entnehmen, dass er mit dem Herrn gerne kurzen Prozess gemacht hätte.
    Es dauerte lange, bis die gedrückte Stimmung von der Weih-nachtsgesellschaft wich. Doch endlich gelang es Pierre, mit einem Feuerwerk von heiteren Geschichten alle zum Lachen zu bringen, und das Eis war wieder gebrochen. Nur Catherine blieb den ganzen Abend einsilbig.
    Immer wieder fühlte sie Johanns Blick nachdenklich auf sich ruhen und fürchtete den Augenblick, da sie mit ihm allein sein würde.
    Unausweichlich rückte dieser Moment näher. Bald nach Mitternacht waren die Talgkerzen heruntergebrannt, und alle zogen sich zurück.
    Johann ließ die Plane ihres Wagens herunter, und Catherine drehte sich zu ihm. Sie musste ertragen, was nun folgen würde.
    »Du hast gewusst, wer Kotabeni ist.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
    Sie blickte auf den Boden. »Ja«, flüsterte sie.
    »Warum hast du nichts gesagt? Seine Anschuldigungen hätten mich Kopf und Kragen kosten können. Und Inqaba.« Er gab 684
    sich übermenschliche Mühe, einen neutralen Ton anzuschlagen. Am liebsten hätte er geschrien und getobt, so eifersüchtig war er.
    »Ich ... konnte nicht«, stotterte sie endlich und verriet damit alles.
    Johann stellte sich an das Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit.
    Ein leichter Wind fächelte sein erhitztes Gesicht. Er stand lange so, schweigend, wandte ihr den Rücken zu.
    Sie wartete mit gesenktem Kopf hinter der unüberwindlichen Mauer seines Rückens, fühlte seinen Schmerz, als wäre es ihr eigener, und hätte ihren rechten Arm dafür gegeben, das ungeschehen zu machen, was sie ihm angetan hatte. Es war unerheblich, dass nichts zwischen ihr und Konstantin passiert war, sie hatte Johann in ihren Gedanken verraten, und das war ebenso schlimm.
    »Du wirst ihn nie wieder sehen.« Es war eine Frage, und es war eine Bitte, kein Befehl.
    »Nein, nein, nie«, antwortete sie hastig. »Nie, ich versprech's.« Sie hob ihr tränenüberströmtes Gesicht zu ihm. »Johann, es tut mir so entsetzlich Leid. Ich kann es dir nicht erklären ... bitte ...«
    Er legte ihr die Finger auf die Lippen. »Es ist gut. Dan und Jack werden ihn morgen nach Verulam schaffen, und dann vergessen wir ihn.
    Einverstanden?«
    Dankbar schmiegte sie sich in seine Arme und nickte. Viktoria weinte einmal im Schlaf auf, und ihre Eltern beugten sich besorgt über sie. »Sieh einmal, sie lächelt«, flüsterte der stolze Vater und streichelte mit unendlicher Zärtlichkeit die weiche Wange seiner kleinen Tochter.
    Endlich kleideten sie sich aus und gingen ins Bett. Catherine konnte nicht einschlafen, war es aber zufrieden, mit dem Kopf auf seiner Brust zu liegen und seinen stetigen Atemzügen zu lauschen. Irgendwann vor Morgengrauen fiel ihr ein, dass sie ihm auch nicht erzählt hatte, warum Konstantin von Bernitt aus Deutschland geflohen war. Ihr Puls jagte hoch, doch dann beruhigte sie sich. Niemand ahnt, dass ich den Brief gelesen habe, dachte sie. Sie wusste von nichts. Woher auch? Und wer 685
    weiß, ob die Sache mit diesem Pauli stimmt? Sein Freund Wilhelm von Sattelburg schien nicht davon überzeugt zu sein. Außerdem hatte das nichts, aber auch gar nichts mit ihr und
    Johann zu tun, und ihm würde es nur wehtun.

    *
Dan und Johann setzten den Grafen am übernächsten Morgen auf sein eigenes Pferd, dessen Zügel Dan an seinem Sattelknopf befestigte. Die Arme hatten sie ihm vorsorglich auf den Rücken gebunden. Onetoe-Jack hatte die Knoten sehr fest gezogen.
    »Grüßen Sie die schöne Catherine von mir«, brüllte Konstantin von Bernitt Johann zu und lachte, als er das wütende Aufflammen in dessen Augen sah. »Aber, aber, Sie werden sich doch nicht an einem Gefesselten vergreifen?«, höhnte er, während Dan sein Pferd vom Hof führte.
    Johann ballte die Fäuste, beherrschte sich aber und ging hinüber zu seinem Planwagen, der unter einer ausladenden Akazie stand. Er fand Catherine auf ihrem Bett sitzend, die Augen hatte sie fest zugekniffen, die Hände über die Ohren gepresst. Er berührte ihre Schulter. »Er ist fort. Für immer. Vergiss ihn«, sagte er. Dann nahm er seine Tochter aus ihrer Wiege,

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