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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Stimme versickerte. Sie wischte sich über ihre Augen.
    Catherine nahm sie in den Arm und führte sie ins Haus. Sie war bis ins Mark erschrocken, als sie ihrer Freundin ansichtig wurde. Milas Haar war angesengt, stand struppig vom Kopf ab. Sie sah zu Tode erschöpft und um Jahre gealtert aus. Das Schlimmste jedoch war, dass sie ihr legendärer Mut offenbar verlassen hatte.
    »Ich gebe auf, Zululand hat mich geschafft.« Mila ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Dieses mörderische Feuer hat alles zerstört, was ich mir aufgebaut habe. Mein Land sieht aus wie eine Mondlandschaft. Es würde Jahre intensivster Arbeit benötigen, ehe ich wieder davon leben könnte.
    Wenn ich mich etwas erholt habe, gehen Pierre und ich nach Durban. Wir werden heiraten, uns ein kleines Häuschen kaufen und unsere alten Tage in Ruhe beschließen. Mein Geld liegt sicher bei einem Freund in Durban.
    Noch gibt es dort ja leider keine Bank.«
    »Und Pieter?«, fragte Johann von der Tür her. Er gab sich Mühe, seinen Schrecken über ihr Aussehen zu verbergen.
    »Er wird hinauf ins Klip-River-Gebiet zu entfernten Verwandten ziehen.
    Er ist schließlich Bure, und das sind seine Leute. Die Hitze hat ihm immer zu schaffen gemacht, und er wird auch die Malaria nicht mehr los. Es ist besser so.«
    Catherine weinte hemmungslos in dieser Nacht.

    *
»Wann werden wir nach Durban reisen können, um das Gold umzutauschen?«, fragte Catherine, während sie das Geschirr vom Abendessen abdeckte. »Es ist schon Monate her, dass wir es gefunden haben.« Es war ein harter, schimmernd heißer Tag gewesen, und sie war erfüllt von innerer Unruhe.
    Johann saß über seinen Zuchtbüchern und trug zwei weitere seiner Kühe als eingegangen ein. Sie waren verdurstet wie die anderen auch.
    »Hm«, machte er automatisch, hatte wohl nicht richtig zugehört.
    Sie wiederholte ihre Frage und gab sich Mühe, ihre Frustration nicht überdeutlich werden zu lassen. Drängte man Johann, konnte er so stur werden wie ein missgelauntes Maultier.
    »Nicht im Augenblick, nicht, solange wir keinen Verwalter haben«, antwortete er, ohne seinen Blick von dem Zuchtbuch zu heben. »Ich kann doch die Farm nicht allein lassen.«
    Schweigend trug sie das Geschirr in die Küche und stapelte es auf dem Waschtisch, leerte die Reste aus der großen Schüssel, ihrer besten Glasschüssel, in den Eimer für das Schweinefutter. Die ganze Zeit presste sie ihre Zähne zusammen, wie um einen Schrei zurückzuhalten, spannte alle Muskeln an, um nicht aus den Fugen zu geraten.
    Sie sah hinunter auf die Schüssel. Sie hatte sie einst in Durban in Catos Laden erstanden. Sie hatte viel Geld gekostet und war ihr ganzer Stolz, denn vorher hatten sie eine Blechschüssel oder eine von Mandisa aus Ton gefertigte benutzen müssen. Diese hatte einen gravierten Rand und eingeschliffene Blütenranken.
    Was jetzt über sie kam, konnte sie danach nicht genau sagen, aber plötzlich hob sie die Schüssel hoch über den Kopf und schleuderte sie mit aller Kraft gegen die Wand.
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    Der Krach schreckte sogar Johann aus seinen Berechnungen hoch. Im Laufschritt erschien er in der Küche. »Ach, du lieber Gott, unsere gute Schüssel. Wie ist denn das passiert?« Er bückte sich und begann die Splitter aufzusammeln.
    »Sie ist mir aus den Händen gerutscht«, sagte sie tonlos.
    »Na, welch ein Pech. Sie war doch wirklich teuer.« Er öffnete die Küchentür. »Jabisa, woza«, brüllte er, und als die junge Zulu erschien, wies er auf die Bescherung. »Mach das gründlich sauber, bevor du das Geschirr abwäschst.« Damit verschwand er wieder im Wohnzimmer, und Catherine folgte ihm schleppenden Schritts.
    »Auf den Schreck sollten wir einen Schluck von Milas gutem Obstler trinken. Hier«, er reichte ihr ein kleines Glas mit klarer Flüssigkeit. »Das wird deine Nerven beruhigen. Wir haben ja noch die Tonschüssel von Mandisa. Es ist also nur halb so schlimm. Prost!« Er kippte sein Glas und notierte etwas im Zuchtbuch.
    Catherine ließ sich auf ihren Stuhl sinken, kürzte den Docht der blakenden Talgkerze und schlug ihr Buch auf. Es wehte ein starker Wind, die Decken vor den Fenstern beulten sich nach innen, die geschlossene Tür klapperte. Sonst war es sehr stil . Das Quaken der Ochsenfrösche fehlte. Die Trockenheit hatte sie vertrieben, nur gelegentlich schrie ein Nachtvogel, selbst die Zikaden strichen ihre Saiten nur lustlos. »Ich habe es satt«, sagte sie unvermittelt und warf das Buch hin, das sie zum sechsten Mal las,

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