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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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einen langen Kratzer am Arm. »Wir sollten weiträumig ausschwärmen und die Kerle langsam zum Meer treiben.
    Da werden wir sie dann erwischen. Unweigerlich. Es sei denn, sie versuchen nach Australien zu schwimmen.« Er lachte ein ruppiges, freudloses Lachen.
    In der Ferne rollte Donner über die Hügel, Johann hob den Kopf und sah den grauen Regenvorhang über das Land marschieren. »Es regnet, Gott sei Dank«, sagte er. »Lange hätten wir das nicht mehr durchhalten können.« Selbst hier, Meilen von dem Gewitter entfernt, konnten sie die Feuchtigkeit riechen.
    »Heute sollten wir hier lagern, und morgen früh brechen wir vor Sonnenaufgang auf«, befahl Dan, der wie selbstverständlich die Leitung des Unternehmens übernommen hatte.
    Die Zulufrauen sammelten emsig Holz, und bald flackerten die Lagerfeuer, in großen Töpfen wurde Maisbrei gerührt, und ganze Antilopen rösteten aufgespießt über der Glut. Die weißen Jäger saßen mitten unter ihren schwarzen Begleitern. Geschichten wurden erzählt, Begebenheiten aufgebauscht, von Heldentaten schwadroniert. Jeder hatte etwas beizutragen, und allen war schmerzlich bewusst, dass einer fehlte. Onetoe-Jack.

    »Auf unseren Freund«, murmelte Johann und hob die Flasche mit Cognac, die Andrew Sinclair gespendet hatte.
    »Auf Onetoe-Jack, möge er ins Paradies eingegangen sein, und mögen die schönsten Frauen dort auf ihn warten«, antworteten 726
    die anderen ernst, leerten ihren Bierkrug auf ex und spülten mit Cognac nach. Erst spät kehrte Ruhe ein an den Feuern.
    Die Natur jedoch spielte ihnen einen schlimmen Streich. Als sie einen Tag später an die Ufer des Wela gelangten, mussten sie feststellen, dass das sonst flache, friedlich dahinrauschende Gewässer, durch das man bequem zu Fuß waten konnte, zu einem tosenden Strom geworden war, der bereits große Bereiche der Uferzone weggerissen hatte. Das Wasser toste mit dumpfem Brausen, das die Erde beben ließ und die Pferde nervös machte.
    »Vielleicht kommen wir im Süden hinüber, wo er sich gabelt«, sagte Johann, der die Gegend kannte wie seine Westentasche. Mit Dan ritt er am Ufer entlang, aber sie fanden keinerlei Möglichkeit, sicher dieses reißende Wasser zu durchqueren. Die Luft war stickig, Mückenschwärme tanzten im Ried, es roch faulig nach verrotteten Dingen.
    »Wir sitzen fest, auch sein Nebenarm, der Mzimane, führt Hochwasser«, stellte der Schlangenfänger nüchtern fest. »Zum Henker, steckt denn auch noch die Natur mit diesem Halunken unter einer Decke?« Er nahm seinen Straußenfederhut ab und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. »Man könnte glauben, wir braten schon in der Hölle, so heiß ist es geworden.«
    »Wenn wir nicht über den Fluss kommen, dann hat er ihn auch nicht passieren können«, warf Rupert ein. »Logische Sache, oder?«
    »Es sei denn, er hat ihn schon vor ein paar Tagen überquert, als das hier noch ein zahmer, kleiner Bach war.« Johann fuhr sich mit beiden Händen durch das verschwitzte Haar; er versuchte vor seinen Freunden zu verbergen, welche Sorgen er sich um seine Familie machte. Denn, das war ihm erst jetzt blitzartig klar geworden, um nach Inqaba zurückzukehren, musste er irgendwie diesen Fluss überwinden, und er konnte nicht erkennen, wie ihm das gelingen sollte. Außerdem erwartete ihn dann noch der Hluhluwe. Er ließ seinen Blick über die im Regendunst versinkenden Hügel schweifen, und dann sah er das, was Catherine in diesem Moment auch sah.
    Die große Schlange, die vom Himmel kam.
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    »Ein Tornado, verflucht, es hat sich ein Wirbelsturm gebildet!«, brüllte er und beobachtete schreckensstarr das Naturereignis.
    Hilflos mussten alle mit ansehen, wie der Tornado seine zerstörerische Bahn zog. Jeder wusste, wo Inqaba lag, jeder wusste, dass Johanns Familie dort allein zurückgeblieben war. Johann bewegte seine Lippen in einem stummen Gebet, Dan de Vil iers hatte vor Aufregung seinen Oberarm gepackt und drückte ihn wie einen Schraubstock zusammen.
    Andrew, Rupert und Francis Court standen eng um ihren Freund herum, als könnten sie ihm so Zuversicht übermitteln.
    »Da hinten brennt es«, sagte Francis.
    Al e sahen das leuchtende Fanal am Horizont, als ein ganzes Umuzi, durch Blitzschlag entzündet, in Flammen aufging.
    »Ich muss über den Fluss, egal wie, und wenn ich schwimme«, rief Johann, und nur die vereinten Kräfte seiner Freunde konnten ihn davon abhalten, sich in die tosenden Fluten zu stürzen.
    »Was nützt es deiner Frau, wenn du

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