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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ertrinkst oder dich ein Krokodil verschlingt, du Held«, schimpfte ihn Dan de Vil iers und versuchte so, seine eigene Angst um Catherine zu verbergen. Er zwang Johann, sich ans Feuer zu setzen. »Wenn du nicht vernünftig bist, binde ich dich fest«, drohte er ihm. Er meinte das todernst.
    Johann fügte sich, aber die Vorstellung, wie es jetzt auf Inqaba aussehen musste, zerriss ihn. Minutenlang überlegte er, wie er es anstellen konnte, unbemerkt zu verschwinden und den Fluss zu überqueren, verwarf diesen Gedanken aber schnell. Inzwischen war es pechschwarze Nacht, nicht ein Stern funkelte, der Mond war hinter Wolkenbergen verborgen. Er vergrub
    sein Gesicht in den Händen und murmelte ein Gebet.

    *
Catherine ahnte nicht, dass Johann alles hatte mit ansehen müssen. Sie war viel zu beschäftigt, sich einen Überblick über den Schaden zu beschaffen. Mit Gewalt zerrte sie Jabisa aus der 728
    Geheimkammer und setzte sie mit Viktoria ins Schlafzimmer. »Wisch den Boden, pass auf meine Kleine auf, und rühr dich nicht aus dem Zimmer, verstanden?« Damit krempelte sie ihre Hosen hoch und machte sich auf den ersten Rundgang in der unmittelbaren Nähe des Hauses. Dass sie nun ihre Notdurft im Freien verrichten musste, war nicht gerade angenehm. Sie war nur froh, dass wenigstens die Toilette selbst stand und sie nicht gezwungen war zu buschen. Ihr Garten war mit einer Schlammschicht bedeckt, das Reservoir ebenfalls voller Geröll. Drei Schlangen schwammen in dem trüben Wasser, auch im Garten hatte sie einige gesehen, die mit dem Wasser aus dem Busch heruntergespült worden waren, darunter eine schwarze Mam- ba. Sie würde sich vorsehen müssen und nahm sich vor, der Mamba mit dem Gewehr zu Leibe zu rücken. Wenn meine Hand vor Angst nicht zu stark zittert, dachte sie. Dans Horrorgeschichten über die Angriffslust dieser tödlichen Schlange hatten ihr die schlimmsten Albträume verursacht. Seufzend wandte sie sich ab. Es würde sie knochenbrechende Arbeit kosten, den Dreck herauszuschaufeln, aber sie musste es tun. Sonst hatten sie kein Wasser. Beim Abstieg vom Reservoir knickte sie um und griff nach einem Ast, um ihren Fall zu verhindern. Sie schrie, als ein glühend heißer Schmerz durch ihre Hand führ. »Hölle und Verdammnis«, wimmerte sie. Mit Schrecken sah sie, dass der Daumen schief stand. War er etwa gebrochen? Vorsichtig bewegte sie das Glied, der scharfe Schmerz war fast nicht auszuhalten, aber gebrochen war offenbar nichts.
    Ausgekugelt vielleicht, denn neben dem Gelenkknochen unmittelbar an der Daumenwurzel war ein weiterer Knubbel gewachsen.
    Papa hatte sich einmal den Arm am El enbogen ausgekugelt, und sie hatte zugesehen, wie César ihn gerichtet hatte. Mit beiden Händen hatte er ihn gepackt, geruckt, gezogen, und dann stand der Arm wieder gerade. Es war das einzige Mal, dass sie Tränen in den Augen ihres Vaters gesehen hatte.
    Sich mit der gesunden Hand abstützend, kletterte sie den Abhang hinunter und humpelte hinüber zu Caligulas Unterstand. Sie hörte ihn wiehern, war mehr als froh darüber, konnte ihn 729
    aber nicht erreichen, weil angeschwemmtes Gestrüpp den Eingang versperrte. Ohne nachzudenken packte sie einen größeren Ast, um ihn beiseite zu räumen, als der Schmerz in der Hand ihr den Atem nahm. Sie sank auf den Holzbock, der ihr beim Aufsitzen als Tritt diente. Der Daumen musste gerichtet werden. Sie untersuchte ihn. Das Gelenk schwoll zusehends an, sie musste schnell handeln. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Zähne zusammenzubeißen und zu tun, was getan werden musste.
    Sie legte ihren Arm auf die glatte Oberfläche des Steins und kniete sich auf ihr Handgelenk. Wie hatte es César gemacht? Sie schloss die Augen und versenkte sich in ihr Inneres, bis sie ganz ruhig war und nichts mehr hörte außer dem kräftigen Schlag ihres Herzens. Dann holte sie tief Luft und packte den Daumen. Bitte hilf mir, César!
    Ziehen und Rucken, dann loslassen.
    Sie tat es und schrie und fing an zu zittern. Doch der Daumen war zurückgesprungen und saß wieder richtig im Gelenk. Es tat zwar noch immer höllisch weh, aber es war nicht dieser scharfe, glühend heiße Schmerz, eher ein dumpfer, wie nach einer Prellung. Vorsichtig wackelte sie mit dem Daumen. Es schmerzte zwar, aber er bewegte sich so, wie sie es ihm befahl, und sie lächelte unter Tränen. Kurz darauf konnte sie sich vergewissern, dass ihr Pferd nur einen großen Schrecken, aber keine Verletzungen erlitten hatte. Erleichtert setzte

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