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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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sie ist furchtbar hungrig.«
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    »Meine Güte, wie lange habe ich geschlafen?«, fragte sie nervös und versuchte sich krampfhaft zu erinnern, was zwischen ihnen vorgefallen war.
    Ihr Hemd war zugeknöpft, ihre Hose auch, aber zwischen ihren Beinen war ein rohes Gefühl, als hätte sie sich wundgeritten. Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen. »Was hast du mir nur gegeben, mir platzt fast der Kopf?«
    »Das vergeht, keine Angst. Jetzt machen wir uns etwas Gutes zu essen.« Er warf eine Springbockkeule und ein großes Stück Flusspferdfleisch auf den Wohnzimmertisch. »Meine Satteltaschen sind unergründlich«, grinste er. »Was ist das?«, fragte er, bückte sich und hielt eine Goldmünze in der Hand. Er studierte sie neugierig. »Portugalie«, murmelte er. »Na, das ist ja sehr interessant.« Er sah sie scharf an.
    »Woher hast du die Münze? Hier gefunden?« Seine Stimme hatte einen stählernen Unterton bekommen.
    Catherine biss sich auf die Lippen und schalt sich eine nachlässige Trine, nicht sorgfältiger den Boden abgesucht zu haben. Sie nahm ihm die Münze ab. »Ach, die habe ich schon vermisst. Danke. Mein Großvater schenkte sie mir einst.« Die Lüge ging ihr glatt von den Lippen.

    »Aha«, machte Konstantin mit ausdrucksloser Miene. Während er sie prüfend ansah, überlegte er, ob sie gelogen und das gefunden hatte, was er schon so lange suchte. Sein Blick flog durchs Zimmer. Es war noch immer so ärmlich eingerichtet wie eh und je, also war es nicht wahrscheinlich, dass die Steinachs auf einem Haufen Gold saßen. Er entspannte sich wieder und half ihr, einen Kürbis und Kartoffeln fürs Abendessen aus dem Dreck im Gemüsegarten zu graben.
    Unerklärlicherweise fiel ihr erst jetzt Jabisa ein. Sie schlug unwil kürlich die Hand vor den Mund. Hatte die Zulu etwa Konstantin kommen sehen, hatte sie vielleicht auch heimlich zugesehen, was zwischen ihnen passiert war?
    »Grundgütiger Himmel«, flüsterte sie, »gib, dass dem nicht so ist. Ich komme gleich zurück«, setzte sie laut an Konstantin gewandt hinzu. Schnell durchsuchte sie, so gut es ging, die Umgebung des Hauses. Zu ihrer abgrundtiefen Erleichterung, war
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    von Jabisa keine Spur zu sehen. Offenbar war sie schnurstracks zu ihrer Mutter gerannt, anstatt ihren Auftrag auszuführen. Es dauerte lange, bis Catherine ihr inneres Zittern wieder unter Kontrolle hatte.
    Sie aßen in der Küche. Das Essen tat gut und war sehr schmackhaft.
    Konstantin von Bernitt konnte tatsächlich kochen. Rasch stapelte Catherine das Geschirr auf der Spüle. Jabisa konnte es am Morgen abwaschen, sie war heute zu müde. Sie wünschte ihm eine gute Nacht, küsste ihn nicht, sondern reichte ihm nur die Hand. Als er ihr ins Schlafzimmer folgen wollte, verstellte sie ihm entschlossen in der Tür den Weg.
    »Nein«, sagte sie. »Nein, bitte schlafe du im Wohnzimmer. Es regnet nicht mehr, der Boden ist trocken. Ich habe dir schon Bettzeug hingelegt.«
    Sachte, aber bestimmt schloss sie die Tür
    Sund ließ ihn draußen stehen.
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück bat sie ihn ruhig, Inqaba zu verlassen. »Es ist besser so, und Johann wird bald wieder hier sein«, setzte sie hinzu, ohne zu verraten, wie aufgewühlt sie wirklich war. Noch immer zitterte sie vor Scham, traute aber ihren eigenen Gefühlen und Reaktionen nicht, befürchtete, dass sie sich noch einmal hinreißen lassen könnte. Sie wollte ihn so schnell wie möglich aus dem Haus haben, um nicht noch einmal in Versuchung zu geraten.
    Konstantin riss sie hitzig an sich. »Verlasse ihn, lass uns zusammen irgendwohin gehen, wo uns keiner kennt. Ich habe die Frau in Durban schon zum Teufel geschickt. Ich war betrunken, als ich sie geheiratet habe.« Er hatte ihr das am Abend vorher beim Essen gestanden.

    Flüchtig empfand sie Mitleid mit dieser Person. »Ich möchte, dass du gehst«, sagte sie mit fester Stimme und befreite sich energisch aus seinen Armen.
    Schweigend zog er eine Pistole aus seinem Rockbund und legte sie auf den Tisch. Der Griff war aus poliertem dunklem Holz, mit Silberfäden verziert und trug sein Monogramm. »Es ist eine Steinschlosspistole«, sagte er, »und sie gehörte meinem Bruder, der mit Otto von Bayern nach Griechenland ging. Ich möchte,
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    dass du sie behältst. Falls du auf Inqaba je in Gefahr gerätst, kannst du dich verteidigen.« Dann holte er einen Ring aus seiner Münztasche, einen Goldreif, der mit einem großen Smaragd besetzt war. Er hob ihre Hand und schob ihn auf

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