1 - Schatten im Wasser
Kornblumen, und ihr Mund ...« Seine Stimme verlor sich in seinen Träumen.
»Ha, Kornblumen? Was sind das? Wachsen die in deinem Land, das, wie du mir erklärt hast, im Sommer kälter ist als die Winternächte in unseren Bergen?«
Jetzt lachte auch Johann Steinach. »Komm, du alter Gauner, genug jetzt. Wir müssen uns um die Vorräte für Inqaba kümmern, die wir an Bord mitnehmen wollen.« Die Hände in den Taschen seines Gehrocks vergraben, ging er mit ausgreifenden
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Schritten hinauf zur Stadt. Die ganze Zeit pfiff er eine muntere Weise, und ab und zu legte er einen Hüpfer ein. Er war ein Mann, der sich entschieden hatte.
»Eh«, machte Sicelo ratlos, kratzte sich unter seiner Kappe und folgte seinem Freund langsam. »Was hast du gegen eine pralle, junge Zulu einzuwenden? Vergiss diese magere Henne«, rief er hinter ihm her.
Johann blieb stehen und drehte sich um. »Nichts, das weißt du. Ich wil sie nur nicht heiraten. Und von jetzt an, lieber Freund, wirst du meine zukünftige Frau mit Nkosikasi anreden, denn das wird sie sein. Meine Königin.«
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KAPITEL 5
Nun war Catherine schon längere Zeit Gast in dem schönen Haus der Simmons' am oberen Ende der Adderley Street, ganz in der Nähe des Stadtgartens, in dem sie häufige Spaziergänge unternahm. Zu ihrem Entzücken lebten Schwärme von Vögeln in den Bäumen und Büschen, und ihre Zeichenmappe füllte sich mit den schönsten Skizzen. Bald würde sie genug Material gesammelt haben, um es Salvatore Strassberg zu schicken.
Sie rechnete nach. Etwa drei Monate brauchte ein Schiff, um Europa zu erreichen, es sei denn, es fuhr eins der neuartigen Dampfschiffe. Wie lange die Postkutsche bis Wien brauchte, wusste sie nicht, doch mindestens ein oder zwei Wochen musste sie Salvatore Strassberg zugestehen, um eine Entscheidung zu treffen. Sie zählte die Zeit an den Fingern ab.
»Es könnte über sechs Monate dauern«, klagte sie Wilma, die ebenfalls von den Simmons' eingeladen worden war und mit ihr das Gästezimmer teilte. »Wie soll ich das durchstehen?«
Wilma zuckte als Antwort nur säuerlich mit den Schultern. »Ich hab dir ja gesagt, dass ich deine Zeichnungen noch nicht für gut genug für eine Veröffentlichung halte, aber du wil st es ja nicht wahrhaben.«
Catherine stöhnte hörbar. Am Monatsanfang würde Wilma eine Stellung als Gouvernante im Haus von Herrn Hogenbosch, einem der reichsten Schiffseigentümer und Händler, antreten, und sie zählte die Tage bis dahin.
Seit sie sich gestritten hatten, war die Miene ihrer Gesellschafterin noch sauertöpfischer geworden.
Adam Simmons hatte ihr anlässlich eines Dinners einige unverheiratete Herren vorgestellt, die sie später Wilma gegenüber rundweg alle als grässlich bezeichnet hatte. Ihre ehemalige Gouvernante wurde ernstlich böse mit ihr.
»Es waren durchweg Herren, die von ihrem Stand und ihrem Vermögen her infrage kämen. Du bist wirklich undankbar.«
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»Suche du dir doch einen Ehemann«, entgegnete sie schnippisch. »Sie benehmen sich wie ausgehungerte Wölfe. Du kannst sie alle haben. Einer wird dich sicher mit Kusshand nehmen.« Als Wilma zusammenzuckte und bleich wurde, verlor sie die Geduld. »Ach, um Himmels wil en, hab dich nicht so. Es wird dich ja keiner dazu zwingen«, murmelte sie übellaunig. Es schauderte sie noch im Nachhinein, wenn sie an den Abend dachte. Frauen waren rar an diesem fernen Ende der Welt, und die Kandidaten hatten sich um sie gerissen, als wären sie eine Meute Hunde und Catherine die Beute.
Jeder dieser Männer schien zu wissen, zu welchem Zweck er eingeladen worden war. Sie scharwenzelten um sie herum, priesen ihre Besitztümer, ihre Erfolge, wie viel Vieh sie hatten, schauten ihr tief und bedeutungsvoll in die Augen und dann in den Ausschnitt und küssten ihre Hand, wo sie nur konnten. Catherine hätte schreien mögen. Am Ende des Abends war sie sich wie ein Stück Vieh auf einer Auktion vorgekommen.
Zu allem Überfluss passierte etwas, womit sie nie gerechnet hätte. Sie hatte sich eben frisch gemacht und strebte zurück zum Tanzsaal, als sie auf Adam Simmons traf, der versteckt hinter den langen Wedeln einer großen Kübelpalme stand und rauchte. Im Hintergrund erklang Gelächter, Gläser klirrten, die Kapelle stimmte ihre Instrumente.
Mr. Simmons schien leicht angetrunken zu sein. Seine rot geäderten Augen glänzten wie lackiert, seine Wangen waren unnatürlich gerötet und von kleinen blauen Besenreiseradern durchzogen.
Er schob seine
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