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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Gastfreundlichkeit der Simmons'
    ausnutzen konn-
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    te. Außerdem war da noch Adam Simmons' merkwürdiges Benehmen. Eine Wiederholung wollte sie unter allen Umständen vermeiden. Sie fingerte nervös an ihren Hutbändern und überlegte, ob sie Johann Steinach ihr Dilemma anvertrauen konnte. Schon öffnete sie ihren Mund, schloss ihn aber gleich wieder. Wie sollte sie ihm davon erzählen, ohne dass er den Eindruck bekam, dass sie ihn als Lösung ihrer Schwierigkeiten sehen könnte? Das wäre zu peinlich. Stattdessen erzählte sie ihm ein wenig von ihren vielen Reisen und dem ungewöhnlichen Leben mit ihrem Vater. Am Ende sprach sie auch von seinem schrecklichen Tod.
    »Sie haben mein tiefstes Mitgefühl. Welch ein entsetzliches Schicksal.«
    Johann wirkte sichtlich betroffen und erkundigte sich genau, welche Symptome der Kranke vor seinem Tod gezeigt hatte. »Ähnliches hat damals den Kapitän meines Schiffes und seinen Bootsmann dahingerafft.
    Eine böse Seuche war das. Kein Mittel half.« Er schwieg. Seine abwesende Miene verriet, dass er tief in Gedanken versunken war. Mit einem Blinzeln kehrte er zu ihr zurück, berührte zart ihren Arm. »Wie allein müssen Sie sich jetzt fühlen. Wie sehr könnte ich verstehen, wenn es Sie nicht verlangt, zu Ihrer Frau Tante zurückzukehren. Darf ich fragen, welches Ihre Pläne sind?«
    »Der Nachlass meines Vaters gestattet mir, mich in Ruhe in Kapstadt umzusehen und mein weiteres Leben zu planen«, sagte sie in einem Ton, der dieses Thema abschloss. Auch das Vorhaben, ihr Einkommen als Il ustratorin aufzubessern, erwähnte sie nicht. »Wo ist Sicelo?«, fragte sie stattdessen, denn der Zulu, der ihnen sonst stets in einigem Abstand folgte, war heute nicht zu sehen.
    »Er ist zum Markt gegangen, um Werkzeug, Nägel, Talg für Kerzen und ähnlich Unentbehrliches einzukaufen. In wenigen Wochen werde ich mich einschiffen, um nach Durban zurückzukehren. Ich kann mein Land nicht länger allein lassen.« Er warf ihr einen langen Blick zu, schaute dann wieder weg. »Soll ich Ihnen nun den Rest meiner Geschichte erzählen?
    Oder wollen wir uns das für eine gemütlichere Gelegenheit aufheben?«
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    »Das wäre schön. Erzählen Sie mir doch ein wenig von Ihrer Farm«, bat Catherine. Sie hatte nur eine vage Ahnung, wo dieses Durban lag. Es interessierte sie auch nicht sehr. Sie sagte es nur, um ihren eigenen, sorgenvollen Gedanken nachhängen zu können.
    Ein strahlendes Lächeln verwandelte Johanns Gesicht. »Sie liegt im Inneren, im Land der Zulus, weit nördlich vom Great Fish River, dessen Lauf als die Grenze nach Afrika gilt. Sagt einer, er geht über den Fluss, meint er, er zieht ins wilde Herz Afrikas. Es ist ein wunderbares Land, die Hügel, in denen meine Farm liegt, sind so grün und saftig wie das Voralpenland, und dreieinhalbtausend Hektar davon nenne ich mein Eigen.«
    »Meine Güte.« Die Zahl weckte Catherine auf. Sie war beeindruckt.
    Ländereien solcher Größe besaßen nur die wirklich großen Adelsfamilien in Deutschland. Er musste aus seinem Schiffbruch doch eine erkleckliche Summe gerettet haben. Jetzt schenkte sie ihm ihre ganze Aufmerksamkeit.
    »Ich habe die Wildnis mit meinen eigenen Händen urbar gemacht«, fuhr er mit großer Begeisterung fort, als er ihr erwachendes Interesse spürte,
    »ein Haus darauf gebaut und der Farm den Namen Inqaba gegeben.« Er sprach das Wort mit einem seltsamen Klicklaut aus. »Es ist ein Wort der Zulus und heißt >Der Ort der Zuflucht.«
    »Oh, welch ein schöner Name ist das. Bitte erklären Sie mir, wie man diesen eigenartigen Laut ausspricht.« Dreieinhalbtausend Hektar! Vor ihrem inneren Auge entstand ein wunderschönes weißes Haus auf einem Hügel, Palmen säumten die lange Auffahrt, und üppige Blumen blühten im Garten. Ob seine Diener Livree trugen? Aber dieser Sicelo trug nie etwas anderes als das Wollwams und die Kniebundhosen. Eine Weile grübelte sie darüber nach, erinnerte sich an die Bediensteten in anderen Häusern, die sie in Afrika besucht hatte. Nur die eines Händlers am Kongo hatten Livree getragen. Rot mit üppigen Goldtressen und weiß gepuderten Perücken.
    Man munkelte, dass der Mann unermesslichen Reichtum durch Handel mit schwarzem Gold, wie Sklaven in Afrika genannt wurden, aufgetürmt hatte.
    Sicher, das war ihre
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    i
    Antwort. Einen Mann, der Ländereien von diesen Ausmaßen besaß, konnte man wohl als reich bezeichnen, aber vermutlich trugen seine Leute keine Livree, vielleicht nur eine Art

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