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1 - Schatten im Wasser

Titel: 1 - Schatten im Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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sich räumlich und zeitlich von ihm entfernte, desto glühender liebte sie ihn, durchlebte wieder und wieder dieses unbeschreibliche Gefühl, das sie auf die köstlichste Art vollkommen verwirrte, spürte, was ihr sein Mund, seine Blicke, seine zärtlichen Hände gesagt hatten. Jedes seiner Worte wendete sie hin und her und suchte nach ihrer wirklichen Bedeutung. Es war ihr schier unerträglich, zu wissen, dass die Strahlen der langsam hinter den Tafelberg sinkenden Sonne auch ihn jetzt wärmten, während ihre Wärme sie liebkoste, dass die Luft, die sie atmete, vielleicht auch seine Lippen berührte. Er schien ihr so nah, dass sie nur eine Hand nach ihm auszustrecken brauchte. Verstohlen zwinkerte sie die aufsteigenden Tränen fort, darauf bedacht, Wilma nicht in ihre Seele blicken zu lassen.
    Am übernächsten Tag berichtete ihr Johann Steinach mit unbewegter Miene, dass es ihm nicht gelungen sei, eine Spur des Grafen von Bernitt zu finden. Sie nahm die Nachricht mit deutlicher Bestürzung auf, fragte ihn, wo er nachgeforscht habe, und musste dann zugeben, dass er sich redlich bemüht hatte. Nirgendwo in den Passagierlisten der in der letzten Zeit angekommenen Schiffe hatte der Name von Bernitt gestanden. Mit hängenden Schultern verabschiedete sie sich an diesem Tag von ihm.
    Als sie kurz darauf Adam Simmons auf der Treppe traf, bat sie in ihrer Not auch ihn, nach Konstantin zu forschen.
    Er versprach ihr, sein Bestes zu tun, doch ihre Bitte musste eigenartig auf ihn gewirkt haben, und ihr blasses Gesicht schien seine Neugier zu wecken. »Steht er Ihnen nahe?«
    »Nein, nein, er ist nur ein Freund der Familie aus Wien«, stotterte sie.
    Das ging ihn nun wirklich nichts an. Zu ihrem Leidwesen konnte sie jedoch nicht verhindern, dass ihre Wangen sich
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    wieder hochrot färbten und dass er es bemerkte. Hastig bedankte sie sich und lief in ihr Zimmer. Wilma saß an einem kleinen Tisch und häkelte so emsig, dass ihre Häkelkugel auf dem Boden ratternd hin und her tanzte.
    Verstohlen hob Catherine die Hände an ihr Gesicht. Es war noch immer rot.
    Unglücklicherweise sah Wilma es, zog den Rückschluss, dass Johann Steinach an dieser Gemütswallung Schuld haben musste, und spitzte ihre Lippen. »Ermuntere ihn nicht. Es wird auch in diesem wilden Land passende Gesellschaft für dich geben, die deiner Herkunft gerecht wird. Du hast Glück, du hast die Wahl. Du brauchst dich nicht dem Erstbesten an den Hals zu werfen. Dieser große Blonde neulich Abend schien mir einen angemessenen Stammbaum zu besitzen, auch wenn er Engländer war.
    Außerdem hatte er Geld.«
    Und krumme Beine und Mundgeruch, dachte Catherine.
    »Mein Freund Cedric Arbuthnot-Thrice, die Baronesse Catherine le Roux«, so hatte sie Adam Simmons einander vorgestellt.
    Cedrics lange Nase zuckte, als er sich tief über ihre Hand beugte. Jede Strähne seines wassergestriegelten, blonden Haars, das die Farbe von blassen Karotten hatte, saß wie angeklebt. »Gnädiges Fräulein«, trompetete er. »Bin entzückt, bin wirklich außerordentlich entzückt.«
    Sie war vor der säuerlichen Geruchswolke, die er mit jedem Wort ausstieß, zurückgewichen, hatte gequält gelächelt und etwas Höfliches gemurmelt. Das Erste, was ihr allerdings durch den Kopf ging, war, dass sie ihn niemals heiraten konnte, weil sie fürchtete, ihre Zunge nicht genügend unter Kontrolle zu haben, um seinen Namen aussprechen zu können.
    Er war der zweite Sohn eines Landadeligen und ans Kap gekommen, um sein Glück zu finden und reich zu werden. »Reich bin ich jetzt«, meinte er zufrieden. »Finanziell ist al es tipptopp bei mir, großes Haus, Dienerschaft natürlich, zwei Kutschen, ein Reitstall. Selbstverständlich bin ich gesund, Herz, Hirn und auch sonst. Ganz und gar.« Er zwinkerte bedeutungsvoll.
    Was genau er damit meinte, verstand sie nicht. Seine leicht vorstehenden Augen zeigten jenes wässrige Blau, das bei Rot-152
    blonden so häufig war. Das Weiße war rot geädert, und Catherine schloss daraus, dass er dem guten Kapwein wohl sehr zugeneigt war.
    »Mein Glück hatte ich bis zu dieser Minute noch nicht gefunden«, fuhr er fort und zwinkerte wieder, diesmal schelmisch, »doch nun blickt es mir ins Gesicht, nicht wahr?« Mit den letzten Worten versprühte er in weitem Bogen feinen Speichelnebel.
    Gerade rechtzeitig vermochte sie sich hinter ihren Fächer zu ducken, sodass nur ihre Arme getroffen wurden. Das dringende Bedürfnis, sich auf der Stelle zu waschen, veranlasste sie,

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