1 - Schatten im Wasser
Blutstropfen; Ihre Schleimhäute bluteten immer noch. Catherine schenkte ihr Wasser aus einem Krug ein, der mit einem von Glasperlen beschwerten Tuch auf dem Nachttisch stand. Als sie getrunken hatte, sprach Elizabeth im Flüsterton weiter. »Wunderbar haben
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Sie es gemacht, Sie werden einmal eine sehr gute Mutter werden.« Sie quälte sich ein winziges Lächeln ab. »Ich habe gehört, dass ein Gentleman Sie gelegentlich auf den Spaziergängen begleitet und sich dabei ganz entzückend um meine Kinder gekümmert hat. Sie sind restlos begeistert von ihm. Darf ich wissen, wer es ist?«
Catherine wurde rot. »Sein Name ist Johann Steinach. Er hat eine Farm im Land der Zulus, und ich lernte ihn kennen, als ich mir bei einem Unfall den Fuß verstauchte. Er half mir, und seitdem machen wir öfter Spaziergänge zusammen. Das ist al es«, fügte sie hinzu.
»Wir würden uns freuen, ihn kennen zu lernen. Bitten Sie ihn, am Sonntag zum Tee zu kommen. Adam wird ihn empfangen. Noch kann ich keinem meinen Anblick zumuten.« Sie lachte leise, aber ihr Lachen endete in einem unterdrückten Schmerzenslaut. Mit einem Musselintuch tupfte sie einen Blutstropfen von ihren Lippen. »Die Bläschen in meinem Mund bluten nur, wenn ich lache«, bemerkte sie mit Galgenhumor, als sie Catherines besorgtes Gesicht sah.
*
Adam Simmons schien von Johann Steinach recht angetan zu sein.
»Unsere liebe Catherine hat mir bereits berichtet, auf welch abenteuerlichem Weg Sie nach Afrika gelangt sind. Erzählen Sie doch, wie es kommt, dass Sie eine Farm in Zululand besitzen. Es gibt nur sehr wenige Weiße in dieser Gegend, und ich weiß von keinem, der dort eine Farm hat, denn Mpande, der König der Zulus, ist ein schlauer Halunke, der nichts umsonst hergibt und sein Land schon gar nicht.«
»Das ist ganz einfach. Ich fand etwas, was ihm mehr wert war als Land.
Seinen Lieblingssohn. Ich fand ihn auf einem Baum, aber ich erzähle die Geschichte besser der Reihe nach.« Johann nahm einen Schluck des duftenden Tees, den El a serviert hatte, und setzte sich bequem zurück.
»Nachdem mein Schiff untergegangen war, konnte ich doch genug Waren bergen, die für die
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Handelsposten entlang der afrikanischen Küste bestimmt gewesen waren, und sie in Durban an die Siedler verkaufen. Ich behielt ein paar Werkzeuge für mich, da ich vorhatte, in diesem fruchtbaren, grünen Land eine Farm zu erwerben und mein Haus darauf zu bauen«, begann er.
Bald hatte Johann Steinach so viel verdient, dass er zwei Pferde, ein Gewehr mit Munition und einige andere für das Leben im Busch unerlässliche Dinge kaufen konnte, und machte sich mit Sicelo auf den Weg nach Norden über den Berea, einen lang gezogenen Hügelrücken, der oberhalb der Siedlung von Norden nach Süden verlief und einen herrlichen Blick auf die Hafenbucht Durbans bot.
»Wir überquerten unzählige Flüsse. Es dauerte mehrere Wochen, denn die Flüsse waren breit und reißend, und wir mussten oft tagelang reiten, bis wir eine Furt fanden. Je weiter wir ins Herz Zululands vorstießen, desto beschwerlicher wurde unser Weg. Moskitos fielen über uns her, Zecken hingen in Trauben an meinen Beinen, und schon bald wurde ich von ständig wiederkehrenden Fieberschüben und Brechdurchfallen geplagt.
Aber«, er lächelte breit, »wir Bayern sind ein zäher Menschenschlag. Ich überlebte.«
Während er sich Zeit nahm, seinen Tee zu trinken und ein Gurkensandwich zu essen, überschütteten ihn die Kinder, die bisher mucksmäuschenstil dabeigesessen hatten, mit Fragen. War er Löwen begegnet, gab es dort viele Schlangen, waren Elefanten wirklich rachsüchtig? Johann stand lachend Rede und Antwort.
Catherine nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit einmal sehr genau nachzufragen, wo diese Löwen, Leoparden und Elefanten, von denen er ihr bisher berichtet hatte, herumstreunten. Doch sicher nicht in der Nähe eines so prächtigen Anwesens wie seinem? Aufmerksam lauschte sie ihm, als er seine Geschichte weitererzählte.
»Ein übel gelauntes Flusspferd, das uns angriff, als wir den Weißen Umfolozi überqueren wollten, kostete mich alle Vorräte. Mein Pferd geriet in Panik, entledigte sich meiner und der
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Satteltaschen mit einem Bocksprung und ging durch. Krampfhaft hielt ich mein Gewehr aus dem Wasser, während ich versuchte, dem wild gewordenen Hippo zu entkommen. Die Satteltaschen wurden vom Fluss davongetragen, ich fand sie nicht wieder. Später, als ich mit Sicelo mein Pferd einfangen konnte,
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