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1 - Wächter der Nacht

1 - Wächter der Nacht

Titel: 1 - Wächter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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richtigen Auseinandersetzung bewähren müssen, sodass sie jetzt völlig den Kopf verlor. Ehrlich gesagt, hatte auch ich diesen Überfall nicht erwartet. Nicht hier. Und schon gar nicht dieser Art. Hunde greifen normalerweise keine Anderen an. Vor den Dunklen haben sie Angst. Die Lichten lieben sie. Man muss Tiere wirklich gut dressieren, um in ihnen die angeborene Furcht vor den zweibeinigen Quellen von Magie zu ersticken.
    Swetlana, Ilja und ich stürzten hinaus. Aber Semjon kam uns zuvor. Mit einer Hand packte er das Mädchen, mit der anderen zog er in der Luft einen Strich. Ich glaubte, er würde Abschreckungsmagie einsetzen, ins Zwielicht eintreten oder die Hunde zu Asche verbrennen. In der Regel verfällt man im Reflex auf die allereinfachsten Zauber.
    Doch Semjon wandte den »Freeze« an, das Einfrieren in der Zeit. Zwei Hunde traf es mitten in der Luft: Die in ein blaues Leuchten gehüllten Körper blieben über dem Boden hängen, die schmalen Schnauzen mit den gefletschten Zähnen vorgestreckt. Geifertropfen fielen als schimmernder hellblauer Eishagel von ihren Fangzähnen.
    Die drei Hunde, die am Boden eingefroren waren, sahen nicht weniger beeindruckend aus.
    Tigerjunges kam bereits auf uns zugerannt. Mit bleichem Gesicht und weit aufgerissenen Augen. Eine Sekunde lang sah sie Julja an: Das Mädchen kreischte immer noch, wenn auch schon etwas leiser, nur noch aus Beharrungsvermögen.
    »Ist jemand verletzt?«, brachte sie schließlich hervor.
    »Was hast du dir bloß dabei gedacht«, grummelte Ilja und senkte den magischen Stab. »Warum züchtest du diese Biester?«
    »Sie hätten niemandem etwas getan!«, sagte Tigerjunges schuldbewusst.
    »Nicht?« Semjon setzte Julja, die er nach wie vor unterm Arm hielt, auf dem Boden ab. Nachdenklich fuhr er mit dem Finger über die gebleckten Zähne des in der Luft hängenden Hundes. Das elastische Band des Gefrierzaubers federte unter seine Hand.
    »Ich schwöre es!« Tigerjunges presste die Hand auf die Brust. »Jungs, Sweta, Julenka, es tut mir Leid. Ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Die Hunde sind darauf abgerichtet, Unbekannte zu packen und festzuhalten.«
    »Sogar Andere?«
    »Ja.«
    »Sogar Lichte?« In Semjons Stimme schwang ungekünstelter Respekt mit.
    Tigerjunges schlug die Augen nieder und nickte.
    Julja ging auf sie zu, um sie zu umarmen. »Ich hatte keine Angst«, sagte sie relativ ruhig. »Sie haben mich nur verwirrt.«
    »Nur gut, dass es mir genauso ergangen ist«, bemerkte Ilja düster, während er die Waffe wegsteckte. »Gegrilltes Hundefleisch ist etwas zu exotisch. Tigger, deine Köter sollten mich doch kennen!«

    »Dich hätten sie auch nicht angerührt.«
    Langsam löste sich die Anspannung auf. Etwas Schlimmes wäre ohnehin nicht passiert, wir können einander schließlich heilen. Bloß das Picknick wäre dann im Eimer gewesen.
    »Verzeiht mir«, sagte Tigerjunges noch einmal. Und bedachte uns alle mit einem bittenden Blick.
    »Sag mal, wozu brauchst du die denn?« Sweta blickte auf die Hunde. »Erklär mir doch mal, wozu? Schließlich reichen deine Fähigkeiten, um mit einem Trupp Green Barets fertig zu werden. Wozu da diese Rottweiler?«
    »Das sind keine Rottweiler, sondern Staffordshire-Terrier.«
    »Was für ein Unterschied!«
    »Sie haben schon mal Räuber gefasst. Ich bin ja nur zwei Tage pro Woche hier, bleibe häufig in der Stadt.«
    Die Erklärung vermochte nicht recht zu überzeugen. Ein einfacher Abschreckungszauber – und kein Mensch käme dem Grundstück zu nahe. Aber noch bevor jemand das sagen konnte, entwaffnete Tigerjunges uns. »Das entspricht meiner Natur.«
    »Bleiben die Hunde lange so hängen?«, fragte Julja, die sich noch immer an die junge Frau schmiegte. »Ich möchte mich mit ihnen anfreunden. Ansonsten behalte ich einen latenten psychischen Komplex zurück, der sich unweigerlich auf meine Persönlichkeit und meine sexuellen Vorlieben auswirken wird.«
    Semjon schnaubte. Mit ihrer Äußerung – wobei interessant gewesen wäre, wie viel Aufrichtigkeit und wie viel Berechnung sie enthielt – hatte Julja den Konflikt beigelegt.
    »Am Abend sind sie wieder munter. Bittest du uns herein, Hausherrin?«
    Wir ließen die Hunde um das Auto herum stehen und hängen und gingen zum Haus.
    »Du hast es aber schön, Tigerjunges!«, sagte Julja. Mittlerweile ignorierte sie uns schlichtweg und klebte nur noch an der jungen Frau. Die Zauberin schien ihr großes Idol zu sein, der sie alles nachsah, selbst die allzu eifrigen

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