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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Kindern und rafften ihre Habe zusammen. Fidelma rief Eadulf zu: »Sobald wir die Angelsachsen sehen, lasse ich mich zurückfallen und du reitest allein weiter. Doch im Namen aller, die dir etwas bedeuten, Eadulf, paß bitte auf dich auf.«
    Eadulf lächelte ihr kurz zu. »Ich habe nicht die Absicht, mein Leben wegzuwerfen, nur um diesem Kretin Gwnda etwas zu beweisen.«
    »Falls du auf diese Sachsen stößt, mußt du unbedingt herausbekommen, ob sie von dem gleichen Schiff stammen, das gesichtet wurde, als man die Klosterbrüder von Llanpadern später am Strand fand. Und auch, was sie von diesem Überfall wissen.«
    Dann ritten sie schweigend den Weg nach Norden entlang. Hinter einem Dickicht lag endlich das Meer vor ihnen. Aber es war nicht dieser Anblick, der sie die Pferde zügeln ließ, sondern eine Art Gesang mit eigenartigem Rhythmus. Eadulf machte Fidelma das Zeichen, anzuhalten, und zeigte auf den Waldrand.
    »Sie kommen«, verkündete er leise. »Das ist ein sächsisches Kriegslied. Versteck dich. Falls etwas passiert … Nun, dann reite wie der Teufel …«
    Fidelma signalisierte mit der Hand ihr Einverständnis, wandte ihr Pferd um und suchte Schutz unter den Bäumen.
    Eadulf wartete, bis sie verschwunden war, dann ritt er auf das merkwürdige trommelartige Geräusch zu. Als er um eine kleine Anhöhe bog, sah er unter sich, was einem ungeübten Auge wie eine fremdartige, sich langsam den Weg entlangziehende Schlange vorgekommen wäre, an deren Seite merkwürdige Schuppen in der Sonne glänzten. Das Auge jedoch, das so einen Anblick gewöhnt war, sah eine Zweierreihe von Kriegern mit riesigen runden Schilden zu beiden Seiten, hinter denen man die Männer kaum ausmachen konnte. Lediglich ihre behörnten Metallhelme und ihre kampfbereiten zweischneidigen Streitäxte waren zu erkennen.
    Der Trupp marschierte im Gleichschritt, die Lederstiefel stampften auf den Boden. Mit einer gleichförmigen monotonen Bewegung fuhren die Arme mit den Äxten zum Himmel empor, dann wieder abwärts, wobei sie auf die Metallränder der Schilde schlugen und so einen hypnotisierenden, unerbittlichen Trommelrhythmus erzeugten. In der Pause vor dem nächsten Schlag erscholl der Ruf: »Für den Grafen! Für Eanfrith!« Dann folgte wieder der unbarmherzige Axtschlag auf den Schild. Eadulf war der Anblick angelsächsischer Krieger in Schlachtordnung und mit einem Schlachtruf auf den Lippen, der ihre Feinde verstören sollte, nicht fremd.
    Auf einmal hielt der Trupp an und verstummte.
    Jemand mußte Eadulf auf seinem Pferd entdeckt und Befehl zum Halten gegeben haben. Er hoffte, daß niemand von den Kriegern beschloß, mit Pfeil und Bogen auf ihn zu zielen, ehe er in Hörweite sein würde. Langsam bugsierte er sein Pferd hinunter zu den wartenden Kriegern.
    »Willkommen, Brüder!« rief er in seiner Sprache und hielt fünf Meter vor ihnen an. »Was führt euch in dieses Land?«
    Der Trupp stand schweigend da. Dann antwortete ihm eine angelsächsische Stimme.
    »Wer bist du, daß du unsere Sprache sprichst?«
    »Ich bin Eadulf von Seaxmund’s Ham aus dem Land des Südvolkes.«
    »Ein Christ?«
    »Ja, so ist es.«
    »Wir sind Hwicce!« wurde ihm kühl geantwortet.
    Eadulf spürte, wie ihn ein kalter Schauer durchfuhr. Da standen nun genau jene Leute, von denen er Fidelma berichtet hatte. Sachsen, deren Heldentaten so legendär waren und die immer noch den alten Glauben verfochten, Wotan, den Allvater, den Herrn der Welt, anbeteten, das Oberhaupt der Rabensippe.
    »Ich habe schon von den Hwicce gehört.« Eadulf brachte ein Lächeln zustande. »Die Hwicce sind in allen Königreichen der Sachsen, Angeln und Jüten bekannt. Doch die Hwicce, von denen ich gehört habe, sind ein mutiges und hochherziges Kriegsvolk, das Fremden gegenüber höflich ist – sogar christlichen Brüdern in fremden Ländern gegenüber.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Jemand murmelte etwas einem anderen zu, dann lachte einer laut los. Eadulf versuchte, sein Unbehagen darüber zu überspielen.
    »Du bist recht geschickt mit deinen Worten, Eadulf, der Christ«, sagte jemand. »Sag uns, was du hier tust.«
    Eadulf beschloß, sparsam mit der Wahrheit umzugehen. »Ich reise in Begleitung zum Königreich von Kent, nach Canterbury. Vor ein paar Tagen hat ein Unwetter mein Schiff an Land gezwungen.«
    »Sind dir, einem Sachsen, die Welisc nicht feindselig begegnet?« fragte überrascht jemand.
    »Man hat mir auf verschiedene Weise zu verstehen gegeben, daß ich nicht

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