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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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irgendwelchen Göttern oder Göttinnen abzustammen, um einen Führungsanspruch durchzusetzen und Gehorsam zu erwirken.«
    Eadulf errötete leicht. Der Logik nach hatte Fidelma recht, dennoch spürte er, daß sie damit seine eigene Geschichte und Herkunft schmähte. Er beschloß, das Thema zu wechseln.
    »Warum sollten die Hwicce eine so verlassene Küste überfallen? Wir befinden uns hier gut zweihundert Meilen von ihrem Königreich entfernt. Warum sollten sie ausgerechnet hier plündern? Warum sollten sie den Ort so sauber und ordentlich verlassen und warum einen ihrer Männer in jenen christlichen Sarkophag legen?«
    »Das müssen wir eben herausfinden. Wir lassen vorerst unseren heidnischen Freund dort liegen. Verfolgen wir weiter alle Spuren, ehe wir nach – wie hieß der Ort, an dem der Beschreibung Dewis nach die Angelsachsen mehrere Mönche getötet haben sollen?«
    »Llanferran.«
    »Richtig, nach Llanferran reiten.«
    Eadulf seufzte tief. »Mit scheint nichts davon auch nur in Ansätzen Sinn zu haben. Eine unlogische Erklärung jagt die andere.«
    »Betrachtet man alle Möglichkeiten, so steckt in der vernünftigsten Erklärung die Antwort«, versicherte ihm Fidelma. »Die meisten Dinge wirken unlogisch, bis man genug weiß und begreift, was sich hinter ihnen verbirgt. Komm, mal sehen, was wir sonst hier noch entdecken.«
    Fidelma half Eadulf dabei, den Sargdeckel wieder zuzuschieben. Sie wollten die Kapelle schon verlassen, da fiel ihr etwas auf. Sie starrte auf den Altar.
    »Das hätten wir beinah übersehen«, sagte sie und deutete mit einem Nicken in seine Richtung.
    Eadulf blickte auf den leeren Altar und runzelte die Stirn. »Was denn?« fragte er.
    Fidelma seufzte ungeduldig. »Komm schon, das sollte dir aber auffallen. Sieh hin, ganz genau.«
    Eadulf betrachtete den Altar eingehend. »Da ist nichts«, widersprach er.
    »Nichts«, sagte Fidelma. »Eben darum geht es.«
    Eadulf wollte zu einer weiteren Frage ansetzen, da ging ihm ein Licht auf. »Da ist ja kein Kruzifix mehr. Keine Altarkerzen, keine Heiligenbilder.«
    »Stimmt. Genauso, wie es nach einer Plünderung aussehen sollte, alle kostbaren Dinge fort.«
    Beim Verlassen der Kapelle entdeckten sie hinter der Kapellentür noch eine Strohpuppe.
    Fidelma betrachtete sie nachdenklich. Da warf Eadulf ein: »Ich verstehe nicht, warum die Hwicce ein Kloster überfallen sollten. Die fehlenden Heiligenbilder und die anderen sakralen Gegenstände hier waren doch nicht ungewöhnlich kostbar, oder?«
    »Euer Volk hält sich doch Sklaven, nicht wahr? Vielleicht geht es eher um den Verkauf der Mönche als Sklaven und den Erlös daraus.«
    Jetzt waren sie wieder am Dormitorium angelangt. Sie schauten es sich gründlich an. Schon nach wenigen Augenblicken hatten sie festgestellt, daß von den persönlichen Habseligkeiten der Mönche nichts fehlte. Toilettenartikel, ein Brevier und andere Dinge lagen neben den einzelnen Betten.
    In der Zelle, die offensichtlich für den Klostervorsteher bestimmt war, fiel Fidelma im Alkoven ein eisenbeschlagenes Kästchen auf, ein Kästchen, in dem man sonst immer kleine Kostbarkeiten aufbewahrte. Doch dieses hier war leer. Auch hier gab es kein Kruzifix, wie Fidelma bemerkte. Gewöhnlich befand sich in der Zelle eines Klostervorstehers immer ein kostbares Kruzifix. Ein heller Fleck an der Wand ließ erkennen, daß hier noch bis vor kurzem eines gehangen hatte.
    Auf einem Regal standen die persönlichen Habseligkeiten des Klostervorstehers, außerdem ein paar Bücher in griechischer, lateinischer und hebräischer Sprache, die darauf hinwiesen, daß Pater Clidro gebildet war. Ein Band lag aufgeschlagen auf dem Tisch. Ein metallener Seitenhalter zeigte sogar die Stelle an, die er als letztes gelesen hatte.
    »Das ist wirklich seltsam«, bemerkte Eadulf.
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte ihm Fidelma zu, »doch sicher nicht in der Weise, als daß hier die Mächte der Finsternis am Werk gewesen sein sollen.«
    »Wir haben alle Gebäude durchforscht und sollten uns nun nach Llanferran aufmachen. Unsere Pferde sind unruhig.«
    Als Echo konnten sie das Wiehern der Tiere hören, die draußen angebunden waren.
    »Dabei fällt mir ein, daß wir uns die Ställe noch nicht angesehen haben«, erwiderte Fidelma. »Das müssen wir noch tun.«
    Eadulf verzog das Gesicht. »Wir wissen doch, daß dort nichts weiter ist. Bruder Cyngar war schon dort. Das hat er uns erzählt.«
    »Er hat uns auch erzählt, daß er sich alles im Kloster

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