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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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traf auch auf die Zelle des Klostervorstehers zu.
    Als sie das düstere und verlassene Refektorium betraten, wurde Eadulf von dem Gestank verdorbener Essensreste beinahe schlecht. Auf den Tischen faulten die Speisen vor sich hin.
    »Müssen wir hier rein?« fragte er leise und hielt sich die Nase zu, während Fidelma entschlossen weiter hineinging.
    Sie blickte ihn tadelnd an. »Wenn wir hinter das Geheimnis kommen wollen, müssen wir in der Lage sein, alles zu untersuchen, damit uns auch nicht das kleinste Detail entgeht.«
    Widerwillig folgte Eadulf Fidelma, die langsam zwischen den Tischen entlangschritt, auf denen die Überreste des letzten Mahls der Klostergemeinschaft von Llanpadern standen. Es war deutlich, daß sich, nachdem die Mönche fort waren, noch jemand über die Speisen auf den Tischen hergemacht hatte. In das verschimmelte Brot und den verfaulten Käse hatten sich die scharfen Zähne von Nagetieren gebohrt. Doch Fidelma richtete ihr Augenmerk auf etwas anderes.
    Sie untersuchte die Messer und Löffel, die meist sorgfältig zur Seite gelegt worden waren. Ein Messer steckte immer noch in einem Brotlaib. Auf der Erde entdeckte sie ein Fleischmesser. Dort lag außerdem eine Platte, auf der sich, den Resten nach zu urteilen, ein Bratenstück befunden haben mußte. Jemand hatte die Platte vom Tisch gestoßen und dabei noch andere gefüllte Teller mitgerissen. Fidelmas scharfes Auge bemerkte in einiger Entfernung einen Schulterknochen. Dann schweifte ihr Blick wieder zu dem Messer zurück. Dessen leicht rostige Schneide war verfärbt, es war getrocknetes Blut daran.
    Fidelma bückte sich, hob das Messer auf und betrachtete es eingehend. Wenn das bei Tisch gereichte Fleisch nicht besonders roh gewesen war, mußte das Blut von woanders herstammen. Aber woher?
    »Eadulf, kannst du eine Kerze holen und sie anzünden?«
    Trotz des hellen Tageslichts draußen war es im Refektorium ziemlich dunkel.
    Eadulf sah sich um. Von den Kerzen waren nur kleine Talghäufchen geblieben. Bruder Cyngar hatte ihnen berichtet, daß die Kerzen, zumindest die meisten, bei seinem Eintreffen im Kloster noch gebrannt hatten. Da entdeckte Eadulf eine Kerze, die aus ihrem Ständer gekippt war. Er griff nach seiner Zunderbüchse, die er stets bei sich trug: eine kleine runde Metallbüchse, ungefähr sieben Zentimeter im Durchmesser. Darin befand sich unter anderem anstelle von Holzspänen ein angekohltes Stück Leinen, denn seiner Ansicht nach ließ sich Leinen leichter entzünden als Holz.
    Mit der linken Hand nahm er ein Stück Metall aus der Büchse und hielt dessen glatte Kante an das Leinen. Dann wetzte er mit der rechten Hand den Feuerstein an dem Metallstück. Winzig kleine Funken sprühten auf den Stoff, der sofort Feuer fing. Nun hielt er einen getrockneten Rohrkolben, den er in Schwefel getränkt hatte, an das qualmende Leinen. Der Rohrkolben erglühte. Jetzt konnte er die Kerze anzünden und sie zu Fidelma hinübertragen.
    Der ganze Vorgang hatte ein wenig Zeit in Anspruch genommen, doch Fidelma hatte geduldig gewartet. Es war ihr nichts anderes übriggeblieben, denn alle Kerzen waren natürlich inzwischen erloschen. Gewöhnlich fand man immer irgendwo eine Laterne oder ein Feuer vor und konnte sich den langwierigen Prozeß des Feuerschlagens sparen.
    Dank des hellen Scheins der Kerze war Fidelma nun in der Lage, die Messerklinge genauer zu untersuchen. Sie holte tief Luft.
    »Was hast du?« wollte Eadulf wissen.
    »Hier wurde offenbar eine Menge Blut vergossen. Soviel Blut kann nicht vom Schneiden des Bratens stammen. Jemand wurde damit erstochen.« Sie zeigte auf das Messer in ihrer Hand.
    Plötzlich verstummten sie, denn aus dem dunklen hinteren Teil des Refektoriums war ein Geräusch zu ihnen gedrungen, ein leises Knurren. Langsam wandte Eadulf seinen Kopf in die Richtung.
    Zwei Augen glühten ihm wie Kohlenstückchen entgegen. Er konnte nur einen dunklen, runden Kopf erkennen.
    Das Knurren wurde lauter.
    Eadulf lehnte sich vorsichtig gegen einen der Tische und tastete nach einer Waffe. Er ließ den Blick nicht von den höllenfarbenen glühenden Augen. Die Kreatur schien sich in die Ecke zu verkriechen und jede Bewegung der beiden Eindringlinge zu verfolgen. Nun setzte sie zum Sprung an. Eadulf spürte förmlich, daß Fidelma sich ganz ruhig zu verhalten versuchte. Da stießen seine Finger auf eine runde Metallscheibe. Er hob sie hoch und balancierte sie wie einen Diskus in der Hand.
    Just in diesem Moment sprang etwas mit

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