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10 - Das Kloster Der Toten Seelen

10 - Das Kloster Der Toten Seelen

Titel: 10 - Das Kloster Der Toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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auf und fiel, sich vor Schmerzen krümmend, zu Boden.
    Fidelma hatte gehofft, den Moment, da er am Boden lag, nutzen zu können, doch Clydogs Leute hatten einen bedrohlichen Halbkreis um sie gebildet. An Flucht war nicht zu denken. Zwei der Männer hatten ihre Schwerter gezogen. Ein anderer lief auf Clydog zu, um ihm zu helfen. Der wand sich immer noch am Boden und erbrach sich.
    »Der hat ganz schön was abgekriegt«, sagte einer.
    »Töte die Hexe«, befahl Corryn kalt. »Und den Sachsen auch. Wir hätten ihnen schon in Llanpadern den Hals umdrehen sollen. Sualda wird von allein gesund werden.«
    Einer der Männer hob das Schwert.
    Fidelma versuchte, keine Miene zu verziehen.
    »Nein!«
    Der Ruf kam von Clydog. Selbst in dem düsteren Feuerschein konnte Fidelma sein Gesicht erkennen, es war weiß und schmerzverzerrt. Man hatte ihm aufgeholfen. Auf den Arm eines Gefährten gestützt, humpelte er auf sie zu.
    »Nein! Noch soll ihr nichts geschehen. Sie könnte uns von Nutzen sein.« Sein Gesicht verzog sich zu einem kümmerlichen Grinsen. »Du wirst noch bedauern, was du getan hast, Gwyddel«, erklärte er ihr.
    »Ich bedaure nur, dir keine härtere Lektion erteilt zu haben«, erwiderte sie spöttisch und verbarg ihre Erleichterung darüber, daß sie der unmittelbaren Todesgefahr erst einmal entgangen war.
    »Du willst diese Farce auf die Spitze treiben, was?« fragte Corryn.
    Clydog überging seine Bemerkung. »Bringt sie in die Hütte zurück. Fesselt sie.«
    Sie wurde von rauhen Händen an den Armen gepackt, und man band ihr die Handgelenke so fest auf dem Rücken zusammen, daß sie vor Schmerzen nach Luft rang. Rohe Fäuste stießen sie auf die Hütte zu. Dann hörte sie wieder Clydogs Stimme.
    »Holt den Sachsen raus! Wir werden noch ein Spielchen mit ihm treiben, ehe wir ihn zu seinem wahren Gott, zu Wotan schicken.«
    »Das könnt ihr nicht tun!« schrie Fidelma und wand sich im Griff ihres Wächters. »Warum willst du Eadulf für etwas bestrafen, was ich getan habe? Kannst du deine Niederlage nicht wie ein Mann tragen?«
    »Möchtest du vielleicht zusehen?« erkundigte sich Clydog höhnisch. »Deine Anwesenheit könnte den Sachsen vielleicht ermutigen, sein Ende mit stoischer Gelassenheit hinzunehmen. Solche Dinge habe ich schon erlebt. Die Sachsen haben im Angesicht des Todes den Namen ihres Gottes auf den Lippen und glauben, in Walhall, der Ruhmeshalle der unsterblichen Helden, aufgenommen zu werden. Nein, du mußt dich damit begnügen, seine jammervollen Schreie um Gnade zu hören. Holt ihn endlich raus!«
    Sie stießen Fidelma in das Dunkel der Hütte. Sie fiel zu Boden. Als man sie wie zuvor an der Hüttenwand festband, litt sie Höllenqualen.
    »Beeilt euch!« hörte sie Clydog draußen wüten. »Wird ja wohl nicht die ganze Nacht dauern. Bringt den Sachsen her zu mir. Mag der Spaß endlich beginnen.«
    »Eadulf!« konnte Fidelma schließlich hervorbringen.
    Dann vernahm sie, wie einer der Banditen einen erstaunten Schrei ausstieß. Der Mann hielt die Fackel hoch, um das Hütteninnere auszuleuchten.
    Nun blickte auch sie hinüber zu der Stelle, wo Eadulf festgebunden gewesen war. Er war nicht mehr da. Seine Fesseln lagen auf der Erde, dicht daneben das Holzbrett mit den Bratenscheiben, die noch unberührt waren. Hoffnung stieg in ihr auf.
    Das ferne Wiehern eines Pferdes drang an ihr Ohr. Dann das wilde Durcheinander mehrerer Stimmen.
    »Ein Pferd hat sich losgemacht!«
    »Der Sachse! Er haut ab!«
    Clydog brüllte hysterisch: »Der Sachse? Stimmt das? Ist er fort?«
    Er stürzte in die Hütte, entdeckte die abgestreiften Fesseln und blickte zu Fidelma hinab. Er war außer sich vor Wut.
    »Keine Sorge, Gwyddel. Wir kriegen ihn schon. Wir kennen uns in den Wäldern hier gut aus. Wenn er wieder eingefangen ist, werdet ihr beide solche Schmerzen erleiden, daß ihr mich anflehen werdet, euch zu töten. Der Tod wird euch wie ein Geschenk vorkommen.«
    »Findet erst einmal Eadulf«, erwiderte sie zornig. »Clydog, bisher hast du nicht eine deiner Drohungen wahrmachen können. Ich bezweifle, daß es dir diesmal gelingt.«
    Sie meinte, Mordlust in seinen Augen aufflackern zu sehen, und war auf alles gefaßt. Da tauchte Corryn neben seinem Anführer auf und packte ihn am Arm.
    »Der Sachse flieht gerade!« zischte er ihn an. »Deine persönliche Rache kann warten.«
    Es dauerte einen Moment, ehe sich Clydog wieder unter Kontrolle hatte. Dann verließ er die Hütte und gab seinen Männern verschiedene Befehle.

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