10 - Das Kloster Der Toten Seelen
fragte Fidelma. »Bist du davon überzeugt, daß sie, aus welchem Grund auch immer, die Mönche verschleppt haben und bei den Klippen sieben von ihnen umbrachten, ehe sie wieder auf ihr Kriegsschiff zurückkehrten?«
»Natürlich. So muß es gewesen sein.«
»Weißt du, daß es in Llanpadern selbst keine Hinweise auf einen Überfall gibt? Nicht ein Gebäude ist dort niedergebrannt oder zerstört. Es gibt auch keinerlei Anzeichen dafür, daß Mönche getötet wurden.«
»Aber …«, hob Eadulf an. Fidelma brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen.
»Ist jenes Schiff später noch einmal aufgekreuzt?« fragte sie.
»Wegen derartiger Überfälle haben wir entlang der Küste eine Wache eingerichtet. Das Schiff ist nicht noch einmal gesichtet worden.«
Fidelma unterdrückte einen Seufzer. »Du hast uns sehr geholfen, Goff. Du auch, Dewi.«
»Wo reitet ihr als nächstes hin?« fragte Goff und schenkte ihnen Met nach.
»Nach Llanwnda zurück. Dort werden wir mit unserem Gefährten von der Abtei Dewi Sant zusammentreffen.«
»Ich habe gehört, daß es in Llanwnda auch Ärger gibt.«
»Ja, das stimmt«, bestätigte Eadulf und biß genußvoll in ein Stück Brot. »Unser Reisebegleiter Bruder Meurig untersucht …«
»Meurig, der barnwr ?« Rhonwen trat an den Tisch, ihr rundliches Gesicht war auf einmal ganz ernst. »Untersucht er den Tod der armen Mair?«
»Hast du Mair gekannt?« fragte Fidelma.
»Schwester, wir stehen hier alle unter dem Schutz von Pen Caer« – Goff nickte in die Richtung, wo in der Ferne der Berg dieses Namens lag – »und sind nur eine kleine Gemeinde. Außerdem ist Iorwerth ein Zunftgenosse, und Neuigkeiten gelangen rasch von Schmiede zu Schmiede.«
»Dann kennst du also Iorwerth?«
»Wir haben in derselben Schmiede gelernt. Zwei Jahre lang habe ich mir mit ihm eine Kammer geteilt, dann wurde er von unserem Lehrmeister rausgeschmissen.«
Das weckte Fidelmas Neugier. »Rausgeschmissen? Warum denn das?«
»Ganz einfach, Schwester. Unser Lehrmeister hatte eine Tochter. Manchmal bin ich nachts aufgewacht und habe das Lager meines Gefährten leer vorgefunden. Du verstehst?«
»Ich glaube schon«, antwortete Fidelma.
»Bei Iorwerth ging es eher um Lust als um Liebe«, sagte Goff mißbilligend. »Ich glaube nicht, daß er jemals irgendwen wirklich mochte. Vielleicht nicht einmal seine Tochter. Seine Frau starb vor ein paar Jahren, und er hat nur kurze Zeit um sie getrauert.«
»Ja, sehr kurze.« Rhonwen setzte sich mit an den Tisch. Goff und sie schienen sich auch ohne Worte zu verstehen.
»Ich denke, wir brauchen dich hier nicht mehr, Dewi«, sagte Goff. »Geh zur Schmiede hinunter und schau nach, ob dort alles in Ordnung ist.«
Zögernd stand der Junge auf und ließ sie allein. Dann lehnte sich Rhonwen vor.
»Iorwerths Frau war meine Freundin. Esyllt war ein wunderschönes Mädchen. Nur Gott allein weiß, was sie veranlaßte, Iorwerth zu heiraten. Dieser Ehe hatte der Himmel nicht gerade seinen Segen erteilt. Ihr Tod war beinah vorhersehbar.«
»Wieso?« erkundigte sich Fidelma.
»Sie wurde einfach krank und starb eines Tages. Du weißt doch, wie das geht? Irgendein Fieber. Das Fieber hat sie hinweggerafft, die Arme. Doch sie ist jetzt sicher an einem besseren Ort als zu Lebzeiten. Iorwerth ist ein engstirniger, rachsüchtiger Kerl. Ich habe mich oft gefragt, warum die arme Esyllt bei ihm blieb. Als wir erfuhren, daß Iorwerth sie prügelte, habe ich ihr vorgeschlagen, bei uns zu leben. Schließlich war Esyllt meine engste und liebste Freundin.«
»Sag mir, Goff, wo wohnte dieser Schmiedemeister, bei dem du und Iorwerth in der Lehre wart?«
»Er war Schmied in Dinas. Er hieß Gurgust aus Dinas. Armer Mann.«
Fidelma zog eine Augenbraue hoch. »Armer Mann?«
»Seine Tochter, weißt du.«
»Armer Mann, weil seine Tochter sich mit Iorwerth eingelassen hatte?«
Goff schüttelte den Kopf. »Nein, sondern wegen der Dinge, die sich später ereigneten. Ein paar Wochen nachdem Iorwerth aus Dinas verschwinden mußte, weil Gurgust entdeckt hatte, daß seine Tochter – Efa war ihr Name – auf Iorwerth hereingefallen war. Gurgust war so wütend, daß er auch noch seine Tochter aus dem Hause jagte.«
»Ist sie Iorwerth gefolgt?«
»Nein. Der hatte sich bereits aus dem Staub gemacht, Efa war ganz auf sich gestellt. Sie hat sich mit einem umherziehenden Krieger zusammengetan und auch ein Kind mit ihm gehabt. Dann starb Efa.«
»Im Wochenbett?«
»Als ihr Kind erst ein paar
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