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10 - Der Ölprinz

10 - Der Ölprinz

Titel: 10 - Der Ölprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vier Roten nicht ganz einig untereinander. Einer von ihnen, ein alter, aber noch sehr rüstiger Mann mit grauen Haaren sagte: „Mokaschi wird es bereuen, nach seiner heutigen Ansicht gehandelt zu haben. Wir hätten uns beeilen und die Hunde von Navajos schnell aufsuchen sollen, um sie zu töten.“
    „Das werden wir ja auch“, antwortete der Häuptling.
    „Aber nicht schnell genug! Die Navajos werden nicht so lange warten.“
    „Mein alter Bruder läßt außer Betracht, daß der Unterschied nur einen Tag beträgt. Wenn wir morgen die Bleichgesichter ergriffen haben, werden wir sofort gegen die Navajos aufbrechen.“
    „Der Unterschied beträgt über einen Tag, denn wir sind, um diese Bleichgesichter näher an uns heranzulassen, langsamer geritten.“
    „Das schadet nichts. Die Schakale der Navajos werden nicht eher aus ihren Höhlen gehen, als bis wir kommen. Sie können ihr Lager nicht eher verlassen, als bis die Kundschafter, welche sie ausgesandt haben, zurückgekehrt sind, sonst würden sie doch von diesen nicht gefunden werden. Das muß mein alter Bruder gar wohl bedenken!“
    „Ich bedenke es; aber das Jahr besitzt einen Sommer und einen Winter, und alle Dinge auf Erden haben zwei Seiten. So ist's auch hier. Mokaschi meint, daß die Navajos warten werden, weil sie Kundschafter ausgesandt haben, und ich denke, daß sie nicht warten werden.“
    „Warum?“
    „Gerade dieser Kundschafter wegen. Da diese schon so lange fort sind und nicht zurückkehren, muß ihnen ein Unfall zugestoßen sein. Das werden sich die Navajos sagen und also wohl nicht länger warten.“
    „Der Gedanke meines Bruders ist nur halb richtig. Wenn die Feinde wirklich Verdacht schöpfen, werden sie sich doch hüten, mit allen ihren Kriegern auszuziehen, ohne zu wissen, wo wir zu finden sind. Sie werden vielmehr neue Späher aussenden.“
    „Das ist nicht besser als das andre, denn diese neuen Kundschafter werden uns entdecken und dies dem Häuptling melden. Dann wird man uns überfallen, ohne daß wir darauf vorbereitet sind.“
    „Wir würden vorbereitet sein, da wir stets Posten ausstellen.“
    „Aber das ist doch nicht so gut, als wenn Mokaschi auf seinen neuen Plan verzichtet hätte. Anstatt daß wir die Navajos überraschen, werden sie uns angreifen!“
    Er sprach in einem etwas scharfen Ton, wie es einem Häuptling gegenüber nicht gebräuchlich ist. Darum antwortete Mokaschi nun: „Mein Bruder trägt den Schnee des Alters auf seinem Haupt. Er hat mehr Winter gesehen als ich und viel erlebt. Darum darf er es ohne Scheu sagen, wenn er einmal anders denkt als ich. Aber nicht er ist der Anführer, sondern ich bin es. Wenn ich auch die Meinungen der erfahrenen Männer anhöre, so habe ich doch darüber zu entscheiden, und alle müssen sich fügen!“
    Der Alte senkte seinen Kopf und sagte: „Du hast recht. Dein Wille mag geschehen!“
    „Ja, er geschieht, und du wirst einsehen, daß er der beste war. Oder hast du etwa geglaubt, daß es uns glücken werde, die Navajos zu überraschen?“
    „Ja.“
    „Nein, das wäre nicht geschehen. Sie stellen jedenfalls ebenso Vorposten aus wie wir. Wir müssen den Ort, an welchem sie sich befinden, durch unsre Späher erst entdecken. Wie leicht können diese gesehen, ergriffen oder gar getötet werden, gerade so wie wir die Kundschafter der Navajos gefangengenommen haben. Und das ist noch nicht das Wichtigste. Es gibt etwas, woran mein alter Bruder gar nicht gedacht zu haben scheint. Nämlich die Navajos wissen bereits, daß wir kommen.“
    „Uff!“ rief der Alte. „Wer soll es ihnen gesagt haben?“
    „Die drei Bleichgesichter, welche uns entflohen sind.“
    „Uff, uff! Das ist wahr! Wenn sie wirklich zu den Navajos geritten sind!“
    „Sie sind ganz gewiß zu ihnen. Vielleicht haben sie sie schon heut gefunden und sie über uns benachrichtigt. Da werden die Navajos sofort aufbrechen, um uns entgegenzuziehen und plötzlich anzugreifen. Das aber ist es, worauf ich warte.“
    „Wie? Mokaschi wartet darauf, von den Feinden eher überfallen zu werden, als wir sie angreifen können?“
    „Ja.“
    „Aber mein Bruder Mokaschi kennt doch die alte Kriegerregel, daß derjenige leichter siegt, der eher kommt!“
    „Ich kenne sie; sie ist sehr gut, aber sie paßt nicht auf alle Fälle.“
    „Auf den jetzigen auch nicht?“
    „Nein. Die Navajos haben ihr Lager ganz gewiß an einem Ort, der sich leicht verteidigen läßt. Der Sieg würde also schwer für uns werden und uns wohl viel Blut

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