10 - Die Angel Chroniken 3
kurz davor zu weinen. Giles, mir ist so elend zu Mute, wollte sie sagen. Ich habe mir fast gewünscht, zu sterben.
Er drehte sich halb auf dem Sitz herum und schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Soll ich dich ausschimpfen, weil du unbesonnen gehandelt hast? Das hast du allerdings, und deshalb dürfte ich mit dir schimpfen.«
Buffy blickte zu Boden; sie wusste, seine nächsten Worte würden ihr wehtun.
»Aber ich weiß auch, dass du ihn geliebt hast, und er hat mehr als einmal bewiesen, dass er dich auch liebte.«
Wieder blickte sie ihn an. Sie hungerte nach Vergebung, nach sanften, beruhigenden Worten. »Du konntest nicht im Voraus wissen, was geschehen würde. Die nächsten Monate werden hart, für jeden von uns. Aber wenn du nach Schuld suchst, Buffy, bist du an der falschen Adresse. Von mir kannst du nur Unterstützung und Achtung erwarten.«
Ihr Schweigen spannte sich wie eine Brücke zwischen ihnen.
Buffys Tränen strömten wie der Regen.
Mom hatte ihr gesagt, dass der Schauspieler Robert Young hieß. Buffy hatte aber den Namen seiner Partnerin vergessen, die gerade ein Lied sang: »Gute Nacht, mein Liebling. Der Augenblick mit dir ist nun vorüber.« Es war eine Geschichte über reiche Leute auf einer luxuriösen Kreuzfahrt über einen unendlichen Ozean in Schwarzweiß.
Buffys Mutter kam mit einer Tasse Kaffee und einem Teller mit zwei runden Kuchen herein. In einem steckte eine Kerze. Sie stellte beides auf den Couchtisch und setzte sich neben Buffy auf das Sofa. Beide hatten bequeme Sachen an, Joyce einen weiten Pullover, Leggings und Socken, Buffy ein langes graues Top mit V-Ausschnitt, weiße Cargo-Hosen und Socken von ihrer Mutter.
Joyce warf einen Blick auf den Bildschirm und fragte: »Hab ich was verpasst?«
Buffy riss sich zusammen. »Oh, äh, nur so ein Lied. Und jede Menge Rumgerenne.«
Joyce schaute in einem Holzkästchen, dann in einer runden Tonschale mit Deckel nach und brachte schließlich eine Schachtel Streichhölzer zum Vorschein. »Es tut mir wirklich Leid, dass ich keine Zeit hatte, dir einen richtigen Kuchen zu backen.«
»Ach, nein. Ist doch gut.« Buffy meinte es auch so. Das ist mein Heim. Meine Mutter. Das Leben, das ich normalerweise nicht führe.
»Aber morgen werden wir trotzdem shoppen gehen. Also - was hast du an deinem Geburtstag gemacht? Hast du viel Spaß gehabt?«
Buffys Hals schnürte sich zusammen. Oh Mom, ich würde es dir so gerne erzählen. Ich brauche dich so sehr.
»Ich bin älter geworden.«
Die Mutter blickte ein wenig überrascht drein, als sie hörte, wie traurig ihre Tochter das sagte. »Für mich siehst du immer noch aus wie vorher.« Die Liebe zu Buffy leuchtete in ihren Augen, sprach aus ihrem Lächeln.
Dann zündete sie die Kerze auf dem Kuchen an. »Happy Birthday.« Sie schnitt eine Grimasse und bettelte: »Ich muss doch nicht etwa singen, oder?«
Buffy rang sich ein Lächeln ab. »Nein.«
»Na, dann mal los«, drängte Mom. »Wünsch dir was.«
Buffy schaute auf die kleine Flamme.
»Ich lass sie einfach brennen.«
Sie legte den Kopf auf die Brust der Mutter. Joyce strich ihr nachdenklich über das Haar.
Die schwarzweißen Leute im Fernseher sangen »Gute Nacht, mein Liebling.«
Und Buffy schaute zu, wie die Kerze herunterbrannte.
DIE DRITTE CHRONIK:
LEIDENSCHAFT
PROLOG
Das Bronze. Hier war alles beim Alten geblieben. In den Wochen und Monaten seit seiner Verwandlung hatte er sich oft gefragt, ob sich in der kleinen Welt der Jägerin jemals etwas ändern würde. Sicher - Xander und Cordelia waren nun offiziell ein Paar, und diese kleine Süße, Willow, traf sich mit Oz, dem Gitarristen.
Liebe. Wie banal.
Dann fiel ihm ein, dass er durchaus etwas verändern konnte. Übrigens war er ja schon dabei, die Welt auf den Kopf zu stellen.
Immer auf der Höhe meiner Zeit, so bin ich.
Angelus stand auf der Galerie und blickte auf die Tänzer herab. Der sinnliche Rhythmus der Musik regte die Tanzenden zu verführerischen Schritten und herausfordernden Blicken an, der Kerzenschein aus den Votivgläsern, die auf den Tischen standen, spielte auf leuchtenden Gesichtern. Man lächelte lässig - stellte Fragen und gab Versprechen.
Suchend stieg Angelus die Treppe hinunter. Er wusste, dass sie hier war. Er roch ihre Gegenwart, spürte sie.
Sie tanzte inmitten der Menge. Sie lächelte froh. Trug ein enges Top mit passendem Rock. Ihr Haar war zerzaust, als hätte es jemand im Liebesspiel verwühlt. Sie wiegte sich im Takt zur Musik und
Weitere Kostenlose Bücher