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10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)

Titel: 10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Hundert Farben, doch die Schatten ließen sie alle grau aussehen, solange der Schein von Gerris’ Fackel nicht auf sie fiel. Auf dem langen Weg die Treppe hinunter begegnete ihnen niemand. Zu hören waren nur ihre leisen Stiefeltritte auf den ausgetretenen Ziegelstufen.
    Das Haupttor der Pyramide ging auf Meereens zentralen Platz hinaus, aber die Dornischen hatten einen Seiteneingang gewählt, der auf eine Gasse hinausführte. In früheren Zeiten hatten Sklaven dieses Tor benutzt, wenn sie im Auftrag ihrer Herren unterwegs waren, und auch das gemeine Volk und die Händler lieferten hier ihre Waren an.
    Die Tür bestand aus massiver Bronze und war mit einem schweren Eisenriegel verschlossen. Davor standen zwei Messingtiere, die mit Knüppeln, Speeren und Kurzschwertern bewaffnet waren. Der Fackelschein ließ ihre polierten Masken glänzen, eine Ratte und ein Fuchs. Quentyn gab dem Großen Mann ein Zeichen, im Schatten zurückzubleiben. Zusammen mit Gerris ging er weiter.
    »Ihr seid früh dran«, sagte der Fuchs.
    Quentyn zuckte mit den Schultern. »Wir können auch wieder gehen, wenn euch das lieber ist. Ihr könnt auch gern unsere Wache übernehmen.« Er klang überhaupt nicht wie ein Ghiscari, das wusste er; aber die Messingtiere bestanden zur Hälfte aus befreiten Sklaven, die viele verschiedene Muttersprachen hatten, daher fiel sein Akzent nicht weiter auf.
    »Ach, leck mich doch«, sagte die Ratte.
    »Wie heißt die Tagesparole?«, fragte der Fuchs.
    »Hund«, sagte der Dornische.
    Die beiden Messingtiere wechselten einen Blick. Drei Herzschläge lang fürchtete Quentyn, etwas wäre schiefgegangen, dass die Hübsche Meris und der Flickenprinz die Parole falsch verstanden hätten. Dann grunzte der Fuchs. »Hund, gut«, sagte er. »Die Tür gehört euch.« Während sie davongingen, atmete der Prinz auf.
    Sie hatten nicht viel Zeit. Die richtige Ablösung würde in Kürze auftauchen. »Arch«, rief er, und der Große Mann trat vor. Seine Stiermaske glänzte im Fackelschein. »Der Riegel. Schnell.«
    Der Eisenriegel war dick und schwer, aber gut geölt. Ser Archibald hatte keine Schwierigkeiten, ihn anzuheben. Als er senkrecht stand, zog Quentyn die Türflügel auf, und Gerris lief mit der Fackel fuchtelnd hinaus. »Bringt ihn herein. Beeilt euch.«
    Der Wagen des Fleischers stand draußen und wartete in der Gasse. Der Fuhrmann setzte das Maultier in Gang, und die eisenbeschlagenen Räder rumpelten über die Ziegel. Auf der Ladefläche lagen ein geviertelter Ochse und zwei tote Schafe. Ein halbes Dutzend Männer kam zu Fuß herein. Fünf trugen die Mäntel und Masken der Messingtiere, doch die Hübsche Meris hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich zu verkleiden. »Wo ist Euer Lord?«, fragte Quentyn Meris.
    »Ich habe keinen Lord «, antwortete sie. »Wenn Ihr Euren Kollegen, den anderen Prinzen meint, so ist er mit fünfzig Mann ganz in der Nähe. Holt Euren Drachen heraus, und er wird Euch, wie versprochen, sicher aus der Stadt bringen. Caggo hat hier den Befehl.«
    Ser Archibald beäugte den Fleischerwagen skeptisch. »Ist der Karren groß genug für einen Drachen?«, fragte er.
    »Sollte er. Es passen zwei Ochsen darauf.« Der Leichenmörder war als Messingtier verkleidet und hatte sein Narbengesicht hinter einer Kobramaske versteckt, doch das bekannte schwarze Arakh am Gurt verriet ihn. »Uns wurde gesagt, die beiden Bestien wären kleiner als das Ungeheuer der Königin.«
    »In der Grube sind sie nicht so schnell gewachsen.« Nach allem, was Quentyn gelesen hatte, war das auch in den Sieben Königslanden der Fall gewesen. Keiner der Drachen, die in der Drachengrube von King’s Landing gezüchtet und aufgezogen worden waren, hatte je die Größe von Vhagar oder Meraxes erreicht, und schon gar nicht die des Schwarzen Schreckens, des Ungeheuers von König Aegon. »Habt Ihr ausreichend Ketten mitgebracht?«
    »Wie viele Drachen habt Ihr denn?«, fragte die Hübsche Meris. »Die Ketten, die unter dem Fleisch versteckt sind, sollten für zehn reichen.«
    »Sehr gut.« Quentyn fühlte sich benommen. Das alles erschien ihm so unwirklich. Im einen Augenblick fühlte es sich wie ein Spiel an, im nächsten wie ein Albtraum, in dem er eine dunkle Tür öffnete, von der er wusste, dass dahinter Grauen und Tod lauerten, die er aber dennoch öffnen musste. Seine Hände waren schweißnass. Er wischte sie an den Beinen ab. »Vor der Grube wird es weitere Wachen geben.«
    »Das wissen wir«, sagte Gerris.
    »Wir müssen

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