10 Ein Tanz mit Drachen (alte Übersetzung)
schließen, aus Angst, es würde schon Morgen sein, ehe sie sie wieder aufschlug. Wenn sie doch die Macht hätte, ihre Nächte ewig dauern zu lassen, doch sie konnte lediglich versuchen, wach zu bleiben und auch noch den letzten süßen Augenblick zu genießen, ehe der Tagesanbruch sie in nicht mehr als verblassende Erinnerungen verwandelte.
Neben ihr schlief Daario Naharis so friedlich wie ein neugeborener Säugling. Er habe eine Gabe fürs Schlafen, hatte er geprahlt, und auf seine überhebliche Art gelächelt. Er könne im Feld genauso gut im Sattel schlafen wie im Bett, behauptete er, und sei stets gut ausgeruht, sobald es zum Kampf kam. Sonne oder Sturm machten keinen Unterschied. »Einem Krieger, der nicht schlafen kann, fehlt bald die Kraft zum Kampf«, sagte er. Er wurde auch nie von Albträumen geplagt. Als Dany ihm erzählte, dass Serwyn vom Spiegelschild von den Geistern all der Ritter, die er erschlagen hatte, heimgesucht wurde, hatte Daario nur gelacht. »Wenn jene, die von meiner Hand gefallen sind, mich belästigen, töte ich sie eben noch einmal.« Er hat das Gewissen eines Söldners, begriff sie da. Also gar keins.
Daario lag auf dem Bauch, das leichte Leinenlaken hatte sich um seine langen Beine gewickelt, sein Gesicht war halb in den Kissen begraben.
Dany strich mit der Hand über seinen Rücken und fuhr die Linie seines Rückgrats ab. Seine Haut war glatt unter ihren Fingern, beinahe haarlos. Seine Haut ist aus Seide und Satin. Sie liebte es, ihn mit den Fingern zu berühren. Sie liebte es außerdem, ihm durchs Haar zu streichen, ihm die Waden nach einem langen Tag im Sattel durchzukneten, seinen Schwanz in die Hand zu nehmen und zu spüren, wie er zwischen ihren Fingern steif wurde.
Wäre sie eine gewöhnliche Frau gewesen, hätte sie ihr Leben gern damit verbracht, Daario zu streicheln, seine Narben nachzuzeichnen und sich die Geschichten anzuhören, wie er sich jede einzelne erworben hatte. Ich würde meine Krone aufgeben, wenn er mich darum bitten würde, dachte Dany … Aber er hatte sie nicht gefragt und würde sie niemals fragen. Daario mochte Liebesschwüre flüstern, wenn sie beide eins waren, aber sie wusste, dass es die Drachenkönigin war, die er liebte. Wenn ich meine Krone aufgeben würde, würde er mich nicht mehr wollen. Außerdem verloren Könige zusammen mit ihren Kronen oftmals auch den Kopf, und sie sah keinen Grund, weshalb es sich bei einer Königin anders verhalten sollte.
Die Kerze flackerte ein letztes Mal und erlosch, ertrunken im eigenen Wachs. Dunkelheit verschlang das Federbett und seine beiden Bewohner und kroch bis in die hinterste Ecke der Kammer. Dany schlang die Arme um ihren Hauptmann und drückte sich an seinen Rücken. Sie sog seinen Duft ein, genoss die Wärme seines Fleisches und die Berührung seiner Haut. Vergiss ihn nie, mahnte sie, vergiss nie, wie er sich angefühlt hat. Sie küsste ihn auf die Schulter.
Daario wälzte sich zu ihr herum und hatte die Augen geöffnet. »Daenerys.« Er lächelte träge. Das war eine weitere Gabe, er wachte plötzlich auf und war vollkommen wach, wie eine Katze. »Dämmert es schon?«
»Noch nicht. Wir haben noch eine Weile.«
»Du lügst. Ich kann deine Augen sehen. Das könnte ich nicht, wenn es noch finsterste Nacht wäre, oder?« Daario strampelte sich aus dem Laken frei und setzte sich auf. »Halblicht. Bald ist es Tag.«
»Ich möchte nicht, dass diese Nacht endet.«
»Nein? Und wieso nicht, meine Königin?«
»Das weißt du ganz genau.«
»Die Hochzeit?« Er lachte. »Heirate mich an seiner Stelle.«
»Du weißt, dass ich das nicht kann.«
»Du bist eine Königin. Du kannst tun, was immer du willst.« Er strich mit der Hand über ihr Bein. »Wie viele Nächte bleiben uns noch?«
Zwei. Nur noch zwei. » Du weißt das so gut wie ich. Diese Nacht und die nächste Nacht, und dann müssen wir aufhören.«
»Heirate mich, und wir haben alle Nächte der Welt für uns.«
Ich würde, wenn ich könnte. Khal Drogo war ihre Sonne, ihre Sterne gewesen, aber er war schon so lange tot, dass Daenerys fast vergessen hatte, wie es sich anfühlte, wenn man liebte und geliebt wurde. Daario hatte ihr geholfen, sich daran zu erinnern. Ich war tot, und er hat mich ins Leben zurückgeholt. Ich habe geschlafen, und er hat mich geweckt. Mein tapferer Hauptmann. Trotzdem wurde er in letzter Zeit ein wenig zu kühn. An dem Tag, an dem er von seinem letzten Ausfall zurückgekehrt war, hatte er ihr den Kopf eines yunkischen
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