10 - Operation Rainbow
nichts?«
>Aus anderer Quelle< hieß im Klartext, ein vom Sicherheitsdienst als U-Boot eingeschleuster Mitarbeiter in der Russischen Botschaft. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hatten sie jemanden dort, aber das würde Holt nicht am Telefon besprechen wollen, verschlüsselte Leitung hin oder her. Mit der Identifizierung von Quellen und ähnlichen Auskünften mußte man sich in der Branche vollkommen bedeckt halten. Informanten konnte es den Kopf kosten, wenn ihre Tarnung aufflog.
»Nein, Bill. Nichts. Wanja hat das Thema in seinen Telefonaten mit Moskau nicht mehr berührt. Auch seine Sicherheits-Faxleitung benutzt er seit einer Weile nicht mehr. Was immer aus der Angelegenheit geworden ist, wir haben nicht einmal ein bekanntes Gesicht, nur diesen Typen in der Kneipe. Das kann ebensogut reiner Zufall gewesen sein. Vor drei Monaten hat einer meiner Leute ein Gespräch mit Kirilenko an der Bar geführt, und sie redeten über Fußball - er ist ein echter Fan, kennt sich aus mit den aktuellen Ergebnissen und ließ nicht im mindesten seine Nationalität erkennen, so perfekt ist sein Englisch. Vielleicht ist auch an dem Kerl auf dem Foto nichts dran, eine harmlose Koinzidenz. Kirilenko ist ein echter Profi. Er macht keine Anfängerfehler. Jede Information, die sie dort ausgetauscht haben, wurde längst notiert und per Kurier abgeschickt.«
»Dann läuft also noch immer ein mutmaßlich kaltgestellter KGB'ler durch London, mit allen möglichen Informationen über unseren Mr. Clark in der Tasche, und heckt etwas aus, wovon wir nichts ahnen...«
»Stimmt, Bill«, bestätigte Holt. »Mir paßt das auch nicht, aber Sie treffen den Nagel auf den Kopf.«
»Und was haben Sie über die KGB-PIRA-Kontakte herausbekommen?«
»Dies und jenes... Ein Foto von jemand anderem, vor acht Jahren bei einem Treffen in Dublin geschossen. Berichte von weiteren Kontakten, mit Personenbeschreibungen; einige könnten auf unseren Kneipengast zutreffen, aber die Schilderung ist so vage, daß sie auf zwei Drittel der männlichen Bevölkerung passen könnte, und groß herumzeigen möchten wir unsere Geheimaufnahmen momentan nicht.«
Tawney brauchte er den Grund hierfür nicht zu erläutern.
Es war nicht ausgeschlossen, daß einige von Holts Informanten als Doppelagenten auf beiden Seiten mitmischten. Ihnen die Fotos zu zeigen, hieß möglicherweise, den Mann zu warnen, daß er observiert wurde. Dann würde er noch vorsichtiger werden, sein Aussehen verändern, was ihre Ermittlungen unter dem Strich noch erschwerte. Dieses Spiel hatte viele Tücken, die Tawney kannte. Und wenn das alles ein bloßes Ablenkungsmanöver der Russen war? Ein Versuch, einen bekannten Geheimdienstler der anderen Seite aus der Reserve zu locken, um die eigenen Informationen auf den neuesten Stand zu bringen? Daran wäre jeder Geheimdienst interessiert gewesen. Das gehörte zum normalen Geschäftsalltag in ihrer Branche.
Letztendlich wußten sie nur, daß sie nichts wußten - und nicht einmal das, dachte Tawney. Sie ahnten nur, was sie nicht wußten, hatten aber keine Ahnung, was sie herausfinden sollten. Welche Bedeutung kam diesem winzigen Lichtblick an Information im gesamten Spektrum zu?
***
»Und wofür soll das gut sein?« fragte Henriksen scheinheilig.
»Ein Nebel-Kühlsystem. Haben wir von euch übernommen«, erklärte Aukland.
»So? Davon verstehe ich nichts«, erwiderte der Amerikaner.
»Einer unserer Ingenieure ist darauf gestoßen - in Arizona, glaube ich. Es versprüht sehr feinen Dunst. Die Wassertröpfchen absorbieren die Hitze und verdampfen in der Atmosphäre. Es hat mit geringerem Energieaufwand die gleiche Wirkung wie eine Klimaanlage!«
»Ach!« Bill Henriksen tat überrascht. »Und wie weit reicht das System?«
»Wir haben es nur in den Tunneln und auf den Tribünen installiert. Ursprünglich wollte der Architekt das gesamte Stadion damit klimatisieren, aber man hat sich dagegen entschieden, wegen der Kameras«, berichtete Aukland. »Es sieht ähnlich wie Nebel aus.«
»Das muß ich mir genauer anschauen.«
»Wieso?«
»Weil damit auch chemische oder biologische Kampfstoffe versprüht werden könnten, nicht wahr?«
Allein die Vorstellung versetzte dem Polizeichef einen argen Schock. »Naja... stimmt schon.«
»Na also. Meine Firma beschäftigt einen Experten für chemische Kampfstoffe, ehemals in der US-Army, mit Diplom vom Massachusetts Institute for Technology. Den laß ich die Anlage sofort gründlich
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