10 - Operation Rainbow
ist doch bestimmt von seiner Wohnung aus zu Fuß erreichbar.«
»Man möchte meinen, ja. Hört sich vernünftig an.« Special Agent Tom Sullivan war ganz begeistert von der Idee. »Das kriegen wir im Handumdrehen hin!«
***
»Hallo, Chuck?« meldete sich die Stimme am Telefon.
»Guten Morgen, John - aber bei euch ist bestimmt schon Nachmittag, wie?«
»Ich komme eben vom Mittagessen.« Clark räusperte sich. »Habt ihr über Seroff schon etwas rausgefunden?«
»Bisher noch nichts«, erwiderte der Direktionsassistent für Verbrechensbekämpfung. »Sowas geht nicht von heute auf morgen, auch wenn man manchmal Glück hat. Wir haben unsere New Yorker FBI-Vertretung auf die Fährte gesetzt. Wenn er noch in der Stadt ist, kriegen wir ihn!« versprach Chuck Baker. »Es kann allerdings eine Weile dauern.«
»Je früher, desto besser«, betonte Rainbow Six.
»Ich weiß. Wie immer. Aber Wunder können Sie auch von uns nicht erwarten.« Baker merkte, daß man ihn drängen wollte, schon damit er diese Zielfahndung keinesfalls als Nebensache behandelt. Was er doch gar nicht vorhatte. Aber dieser Clark kam vom CIA und hatte keine Ahnung, wie's bei den Ordnungshütern zuging. »Wir finden den Kerl schon für Sie, John. Vorausgesetzt, er ist überhaupt hier. Die britische Polizei lassen Sie doch auch fahnden, oder?«
»Aber ja. Bloß daß wir nicht einmal wissen, wieviele falsche Pässe er noch mit sich rumschleppt.«
»Wieviele würden Sie denn an seiner Stelle mitnehmen?«
»Drei oder vier vielleicht. Und am besten ganz ähnliche, damit ich's mir leichter merken kann. Der Kerl ist gelernter Spion. Er wird also einige >Legenden< auswendig draufhaben und kann die Identität so leicht wechseln wie sein Hemd.«
»Weiß ich doch, John. Ich hab mal in der Spionageabwehr gearbeitet. Spione sind ein scheues Wild, aber wir wissen es zur Strecke zu bringen. Haben Sie Ihren Gefangenen noch was aus den Rippen geleiert?«
»Die reden nicht viel«, murrte der Mann am anderen Ende. »Hierzulande verstehen die Bullen nichts von effizienter Befragung.«
Sollen wir sie vielleicht beim Verhör auf kleiner Flamme rösten? fragte sich Baker im stillen. Seine Behörde hielt sich streng an rechtsstaatliche Grundsätze, was nach seinem Eindruck beim CIA nicht immer der Fall war; das war ihm, wie den meisten FBI-Leuten, heftig zuwider. Er war Clark nie persönlich begegnet und kannte ihn nur vom Hörensagen. Direktor Murray hielt große Stücke von ihm, aber Chuck hatte seine Bedenken. Clark hatte, wie Murray selbst andeutete, in mindestens einem Fall Täter gefoltert - und damit eine Grenze überschritten, die man beim FBI äußerst ernst nahm. Dazu hatte die US-Verfassung eindeutig >nein< gesagt, selbst bei Kindesentführung, wo es die Täter auch nach Meinung vieler Special Agents des FBI nicht besser verdient hätten.
»Auf die britische Polizei können Sie sich verlassen. Sie sind verdammt auf Draht, John, und haben mit den Typen der IRA ihre Erfahrungen. Die wissen, wie man mit denen reden muß.«
»Wenn Sie meinen, Chuck!« kam es zweifelnd zurück. »Aber wenn noch was aus dieser Richtung kommt, dann kriegen Sie sofort Bescheid.«
»Gut. Wir telefonieren miteinander, sobald sich hier was Neues ergibt.«
»Alles klar. Bis dann!«
Baker überlegte fast, ob er s ich im Klo die Hände waschen sollte nach diesem Gespräch. Man hatte ihn über Operation Rainbow und die letzten Einsätze informiert. Und obwohl er die militärische Vorgehensweise schätzte - wie viele FBI-Agenten war er bei den Marines gewesen und von der Quantico-Basis weg ins >Büro< geholt worden - unterschied sie sich doch gewaltig von der Arbeit seiner Behörde. Beispielsweise in der Beachtung der gesetzlichen Vorschriften. John Clark war ein knallharter Bursche, ein ehemaliger Geheimagent, der manches illegale Ding gedreht hatte. Dan Murray hatte ihm, mit einer Mischung aus Respekt und Abscheu, davon erzählt. Doch was soll's, letztlich standen sie doch auf einer Seite, wenigstens meistens, und dieser Russe war der mutmaßliche Drahtzieher des Anschlags auf Clarks eigene Familie. Damit kam ein persönliches Element ins Spiel, dachte Baker. Mußte man irgendwie auch verstehen.
***
Nach einem langen Wettkampftag mit sprintenden und schwitzenden Spitzensportlern kehrte Chavez ins Hotel zurück. Es waren interessante Tage für ihn, und obwohl er Patsy und JC furchtbar vermißte - seinen eigenen Sohn kannte er ja noch kaum! - ließ sich nicht leugnen, daß
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