10 - Operation Rainbow
Noonans Anpirschmanövern vor der Fassade abgelenkt.
»Das war's«, erklärte der Techniker, als er wieder seinen Posten in einer Seitenstraße bezogen hatte. Die Überwachungskameras waren sämtlich installiert und liefen. Zu sehen gab es allerdings nicht viel. Die Miniaturlinsen übertrugen trotz optischer Verstärkung durch den Computer kein annähernd scharfes Bild. »Hier ist ein Bewaffneter - dort auch...« Sie hielten etwa zehn Meter Abstand von der Außenwand. Die übrigen Leute saßen erkennbar gut bewacht mitten in der Schalterhalle auf dem weißen Marmorboden. »Vier sind's, hat der Glückspilz gesagt, oder?«
»Genau.« Chavez nickte. »Aber wie viele Geiseln es sind, wußte er nicht, jedenfalls nicht genau.«
»Der da hinter den Kassenschaltern gehört jedenfalls zu den Gangstern, glaube ich... Hm, sieht fast aus, als durchsuchte er die Schubladen nach Bargeld. Und seh'n Sie mal, die prallgefüllte Tasche dort! Ob sie schon den Tresor besichtigt haben?«
Chavez wandte sich um. »Eddie?«
»Geldgier«, bestätigte Price. »Was sonst? Schließlich ist es ja eine Bank.«
»Gut.« Mit einem Mausklick wechselte Noonan die Ansicht. »Ich hab den Grundriß des Gebäudes gespeichert; hier ist der Lageplan.«
»Vergitterte Kassenschalter, Tresor, Toiletten...« Price tippte mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm. »Hintertür. Auf den ersten Blick ganz simpel. Zugang zum Obergeschoß?«
»Hier«, erklärte Noonan und verschob den Mauszeiger. »Außerhalb der eigentlichen Bank, aber das Souterrain ist drüben für sie zugänglich. Treppe runter, ein getrennter Notausgang zur rückwärtigen Straße.«
»Deckenkonstruktion?« wollte Chavez wissen.
»Trägerverstärkte Betonplatte, vierzig Zentimeter dick. Da ist kein Durchkommen. Dasselbe mit Wänden und Fußboden. Solides, für die Ewigkeit gebautes Haus.« Ein Eindringen durch in Wände oder Decken zu sprengende Schlupflöcher war demnach ausgeschlossen.
»Wir können bloß vorn rein oder hinten und damit basta. Daraus folgt, daß der vierte dieser Brüder an der Hintertür steht.« Chavez drückte den Funkknopf. »Chavez an Gewehr Zwei-Zwei!«
»Weber, empfangsbereit!«
»Sind Fenster in der Rückfront, Dieter? Guckloch in der Tür, irgendwas in der Art?«
»Sieht nicht danach aus«, erwiderte der Schütze. »Eine schwere, offenbar undurchdringliche Stahltür, mehr ist nicht zu erkennen.« Er vertiefte sich erneut in sein Visier, doch die lackierte Oberfläche der Tür wies keine dunkle Stelle auf.
»Dann legen wir die Sprengladung an den Hintereingang, Eddie, und schicken drei Männer hinein. Sekunden später sprengen wir den Vordereingang, werfen Leuchtgranaten und rücken vor, wenn sie sich umdrehen. In Zweiergruppen, du und ich vorn rechts, Louis und George nach links.«
»Tragen sie Panzerwesten?« erkundigte sich Price.
»Richter hat nichts dergleichen bemerkt«, gab Noonan zurück. »Zu sehen ist hier auch nichts. Ihre Schädel können sie sowieso nicht panzern, oder?« Ein Schuß auf zehn Meter Entfernung mochte ausreichen, für die H & K kein Problem.
»Wohl kaum«, nickte Price »Wer führt das Team an der Rückfront?«
»Scotty, würde ich vorschlagen. Paddy kümmert sich um die Sprengung.« Connolly war, wie beide wußten, der kompetenteste Mann dafür. Chavez merkte sich fürs nächste Mal vor, daß er die Untergruppen besser vorher strukturierte. Bis jetzt hatte er alle Männer in ein und dasselbe Schubfach abgezegt. Das mußte sich ändern, sobald sie wieder in Hereford waren.
»Vega?«
»Oso leistet uns Deckung, aber ich fürchte, beim Sturm können wir ihn nicht brauchen.« Julio Vega war ihr Kanonier geworden, der für den Ernstfall ein schweres M-60 7,62-mm-Maschinengewehr mit Laser-Sichtgerät bediente. Dessen Einsatz war im Augenblick nicht vonnöten, und später auch nicht - es sei denn, der Befreiungsschlag mißglückte.
»Schicken Sie Scotty das Bild rüber, Noonan.«
»Mach ich.« Er bewegte den Mauszeiger und sandte dem Team die Datei in die diversen Computer.
»Jetzt fragt sich nur noch, wann wir loslegen.« Ding warf einen Blick auf die Armbanduhr. »Mal sehen, was d er Doc dazu sagt.«
»Jawohl, Sir.«
***
Bellow war in der Zwischenzeit bei Herrn Richter geblieben. Drei Beruhigungsspritzen hatten ihn allmählich entspannt, und sogar sein Englisch wurde merklich besser. Bellow ging zum sechsten Mal alle Einzelheiten durch, als Chavez und Price auftauchten.
»Seine Augen sind blau, eisblau«,
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