10 - Operation Rainbow
FBI-internen Rekorde. Es mußten an die 20000 Flugkilometer sein. Verdammt noch mal! Der Preis dafür war, daß die Odyssee kein Ende nehmen wollte und daß er körperlich total kaputt war und wie gelähmt. Er stellte die Zeiger seiner Armbanduhr nach und überlegte, ob das Datum noch stimmte. Man konnte, fiel ihm dann ein, den Flugbegleiter der Luftwaffe wohl nach der Uhrzeit fragen, aber wenn er sich erkundigte, welcher Tag war, würde man ihn für verrückt erklären. Noonan kam die Idee, das hiesige Datum der aktuellen Ausgabe von USA Today zu entnehmen. Er stellte die Rückenlehne schräg und heftete den Blick auf Wil Gearings Hinterkopf. Plötzlich blitzte in ihm ein neuer Gedanke auf: Er würde diesen Gefangenen in den Staaten irgendwo abliefern müssen. Aber wem? Und unter welcher Anklage?
»Einverstanden«, nickte Clark. »In zwei Stunden landen sie in Andrews. Wir nehmen einen dieser Pfützenhüpfer nach Pope und überlegen, was wir als nächstes anstellen.«
»Du hast doch garantiert schon was vor«, bemerkte Foley. Er kannte Clark lange genug, daß er ihm die Gedanken von der Stirn ablesen konnte.
»Ist das mein Fall oder nicht, Ed?« fragte Clark den Geheimdienstchef.
»Innerhalb vernünftiger Grenzen, John. Wir sollten zum Beispiel versuchen, nicht gerade einen atomaren Krieg anzuzetteln, kapiert?«
»Ed, wer soll diese Geschichte je vor Gericht bringen? Was ist, wenn Brightling alle Beweisstücke vernichtet hat? Das dürfte schließlich nicht schwer sein, oder? Worüber reden wir hier, zum Teufel? Über ein paar Eimer dieser Bio-Giftsuppe und einige Computerprotokolle. Es gibt Programme im Handel, die solche Aufzeichnungen so gründlich zerstören können, daß man sie nie mehr rekonstruieren kann, stimmt's?«
»Stimmt schon. Aber irgendwer kann mal was ausgedruckt haben, und eine gründliche Durchsuchung...«
»Und was kommt dabei heraus? Eine weltweite Massenpanik, weil die Leute begreifen, was ein Gentechnik-Unternehmen anstellen kann, wenn es darauf aus ist. Wozu soll das gut sein?«
»Und dazu noch eine Präsidentenberaterin, die Schindluder mit Geheimsachen treibt. Das wäre auch nicht leicht zu verkraften für den Durchschnittsbürger.« Foley machte eine Pause. »Aber wir können die Typen doch nicht einfach umbringen, John! Es handelt sich um Bürger der Vereinigten Staaten mit gewissen Grundrechten . Schon mal davon gehört?«
»Ist mir klar, Ed. Aber sie laufen zu lassen kommt auch nicht in Frage, und gerichtlich verfolgen können wir sie ebenfalls nicht. Was bleibt uns da noch übrig?« Clark machte eine Pause. »Ich versuche mal was Kreatives.«
»Was denn?«
»Wenn sie zu den Waffen greifen würden, macht uns das die Sache leichter.«
»Wie bitte? Eure zwanzig gegen fünfzig und mehr?«
»Meine zwanzig Mann - beziehungsweise fünfzehn, realistisch gesehen - gegen diese Kissenfurzer? Jetzt mach mal einen Punkt, Ed. Mag ja sein, daß es moralisch auf Mord hinausläuft. Rechtlich gesehen aber nicht.«
Auf Foleys Stirn erschien eine gewaltige Falte. Er suchte schon jetzt fieberhaft nach einer Ausrede, die er dringend nötig haben würde, falls etwas davon an die Öffentlichkeit kam. Allerdings gab es für diese Befürchtung wenig Grund. Spezialeinheiten und Eingreiftruppen wahrten grundsätzlich Stillschweigen über so manche dunklen Punkte, mit denen sie in den Medien gewiß nicht gut dastünden.
»John«, sagte er schließlich.
»Ja, Ed?«
»Laß dich nicht erwischen.«
»Ist mir bis jetzt noch nicht passiert«, erinnerte ihn Rainbow Six.
»Dann mach's«, erklärte der Geheimdienstchef leise. Aber wie sollte er das dem Präsidenten der Vereinigten Staaten erklären?
»Steht mir mein altes Büro zur Verfügung?« Clark hatte noch einige Anrufe zu erledigen.
»Klar.«
***
»Ist das alles, was Sie benötigen?« fragte General Sam Wilson.
»Jawohl, General. Ich denke, das müßte reichen.«
»Darf ich Sie fragen, wofür?«
»Geheimsache« hörte er Clarks Antwort.
»Näher wollen Sie sich nicht dazu äußern?«
»Tut mir leid, Sam. Versuchen Sie's doch mal bei Ed Foley, wenn's Ihnen wichtig ist.«
»Das werde ich wohl tun«, knurrte der General verstimmt.
»Soll mir recht sein - Sir«, betonte Clark in der Hoffnung, mit der respektvollen Anrede die gekränkte Neugier ein wenig zu lindern.
Es reichte mitnichten. Aber Wilson war ein alter Hase und kannte die Spielregeln. »Gut, dann will ich mal auf dem Telefon orgeln...«
Der erste Anruf ging nach Fort
Weitere Kostenlose Bücher