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10 - Operation Rainbow

10 - Operation Rainbow

Titel: 10 - Operation Rainbow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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untergehenden Sonne glänzten silbrige Flußläufe, doch anderswo sah man nicht auf den Grund. Es war das artenreichste Ökosystem des Planeten, und Brightling selbst hatte es nie aus der Nähe erkundet. Dazu würde er jetzt wohl reichlich Gelegenheit bekommen, mindestens ein ganzes Jahr, vielleicht länger. Das Alternativ-Projekt war eine solide und bequeme Anlage, die sechs Mann Belegschaft für ihren Unterhalt erforderte, mit eigenem Kraftwerk, einer Satelliten-Relaisstation und reichlichen Speisevorräten. Er fragte sich, wer von den Leuten in den vier Flugzeugen wohl gut kochen konnte. Man würde auch hier arbeitsteilig vorgehen müssen, wie bei allem, was mit dem Projekt zusammenhing - und natürlich würde er wieder der Anführer sein.

    ***

    In Binghamton, New York, warf die diensthabende Schicht einige Container mit der Aufschrift Achtung! Gefährliches Bio-Material! in die Feuerung. Ein großer Ofen war das, dachte einer der Männer, in einem Krematorium hätte er sechs Leichen zugleich gefaßt. Angesichts der dicken Isolierung war auch zu vermuten, daß er ganz schöne Hitzegrade entwickeln konnte. Der Mann zog die acht Zentimeter dicke Tür zu, verriegelte sie und drückte den Zündknopf. Er hörte das Gas hereinzischen und vernahm, wie es vom internen Zünder in Brand gesetzt wurde, gefolgt vom üblichen Wivwuuusch. Weiter fiel ihm nichts auf an diesem Vorgang. Horizon Corporation hatte immer irgendwelchen biologischen Sondermüll zu entsorgen. Womöglich waren das lebende AIDS-Viren, dachte er. Auf diesem Gebiet stellte das Unternehmen intensive Forschungen an, wie er kürzlich gelesen hatte. Im Augenblick aber betrachtete er die Einträge auf seinem Auftragsblock. Da waren drei Blätter mit Sonderanweisungen, die aus Kansas gefaxt worden waren, und jede einzelne Zeile war abgehakt. Die angegebenen Container waren nur noch Asche. Bei diesen Temperaturen zerschmolzen sogar die Metallabdeckungen. Und so stieg auch noch das letzte mögliche Beweismittel als kleines Rauchwölkchen in den Himmel. Davon wußte der Mann von der Belegschaft allerdings nichts. Für ihn war Container G7-89-98-OOA einfach ein Plastikbehälter. Nicht einmal von der Existenz des Namens »Shiva« ahnte er etwas. Weisungsgemäß ging er zu seinem Desktop-Computer - solche standen hier an jedem Arbeitsplatz - und tippte ein, daß die angegebenen Materialien vernichtet worden seien. Diese Information wurde in das betriebsinterne Netzwerk der Horizon Corporation weitergeleitet und tauchte, obwohl dem Mann in der Müllverbrennung auch das nicht bewußt war, auf einem Bildschirm in Kansas auf. Es gab auch dafür besondere Anweisungen, und der Techniker, der sie hier entdeckte, nahm sofort den Hörer ab und gab die Mitteilung telefonisch an einen anderen Beschäftigten durch, der sie seinerseits weitergab an die in der entsprechenden e-Mail angegebene Telefonnummer.

    ***

    »Gut, danke«, antwortete Bill Henriksen, als er die Nachricht vernahm. Er legte den Hörer auf und ging zu den Brightlings hinüber.
    »Hört mal, Leute, das war Binghamton. Das Shiva-Zeugs, die Impfstoffe - alles verbrannt. Jetzt gibt es keinerlei Beweise mehr dafür, daß unser Projekt jemals existiert hat.«
    »Sollen wir uns darüber etwa freuen?«.fragte Carol ärgerlich und starrte aus ihrem Fenster auf das näherkommende Blätterdach des Dschungels.
    »Nicht unbedingt, aber ich vermute, wir sind jetzt glücklicher dran, als wenn uns ein Urteil wegen Verschwörung zum Massenmord erwartet!«
    »Er hat recht, Carol«, warf John mit belegter Stimme ein. So nah waren sie dran gewesen... So verdammt nah dran... Immerhin hatten sie noch gewisse Ressourcen, tröstete er sich selbst, unter anderem eine Kerngruppe von fähigen Leuten. Dieser schwere Rückschlag bedeutete nicht unbedingt, daß er sich von allen seinen Idealen verabschieden mußte. Der Konzernchef der Horizon dachte gar nicht daran. Unter ihnen, in diesem grünen Meer, in das sie soeben eintauchten, gab es eine gewaltige Vielfalt von Lebensformen. Vor seinem Aufsichtsrat hatte er den Bau des Alternativ-Projekts damit begründet, daß man vor Ort die chemischen Baustoffe der Bäume und Pflanzen am besten erforschen könne. Wer weiß, was es hier zu entdecken gab - vielleicht ein neues Mittel gegen Krebs? Er hörte, wie das Fahrgestell ausgefahren wurde; wenige Augenblicke später begann der eigentliche Landevorgang. Noch drei Minuten, und sie setzten auf der Rollbahn auf, die gleichzeitig mit den

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