10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
formen konnte, sind vorbei. Das einzige, was Clays Problem vollkommen lösen würde, wäre seine Verurteilung wegen Mordes – aber er ist freigesprochen worden. Die Verurteilung hätte der Welt bewiesen, daß er zurückgeschlagen hat. Damit hätte er sozusagen offiziell seinen Vater vor das Schienbein getreten, sein trotziges Lächeln beibehalten, Andrew Vanderman getötet. Ich glaube, das war es, was er die ganze Zeit wollte – Anerkennung. Bestätigung seiner eigenen Fähigkeit, sich behaupten zu können. Es war harte Arbeit, seine Spuren zu verwischen – falls er überhaupt welche zurückließ; aber das gehörte mit zum Spiel. Durch seinen Sieg hat er verloren. Der normale Fluchtweg ist ihm versperrt. Er sah immer ein Auge, das ihn beobachtete.«
»So ist also an dem Freispruch nicht zu rütteln?«
»Es gibt noch immer keinen Beweis. Der Staat hat den Fall verloren. Aber ich glaube nicht, daß Clay gewonnen hat. Irgend etwas wird geschehen …« Er seufzte. »Es ist unvermeidlich, fürchte ich. Das Urteil kommt zuerst, wissen Sie. Die Beweisführung nachher. Und das Urteil über Sam Clay wurde schon vor langer Zeit verhängt.«
*
Sie saß ihm in der Paradies-Bar gegenüber, hinter einer Silberkaraffe voll Brandy, die in der Mitte des Tisches stand, und sah zugleich hübsch und hassenswert aus. Es war das Licht, das sie hübsch erscheinen ließ. Die Beleuchtung zauberte sogar einen Schatten über den bulligen Unterkiefer, und unter ihren schweren Wimpern zeigten ihre bösen Augen einen Anflug von Schönheit. Aber sie wirkte noch immer hassenswert. Daran konnte die Beleuchtung auch nichts ändern.
Sie konnte keine Schatten in Sams Geist werfen oder gar das Bild, das er von ihr hatte, verzerren.
Er dachte an Josephine. Darüber war er sich noch nicht vollkommen klar geworden. Aber wenn er auch nicht genau wußte, was er eigentlich wollte, so gab es nicht den leisesten Zweifel darüber, was er nicht wollte – absolut keinen Zweifel.
»Du brauchst mich, Sam«, sagte Bea. »Ich kann auf meinen eigenen Füßen stehen. Ich brauche überhaupt niemanden.«
Es lag an dem geduldigen Ausdruck in ihrem Gesicht, an dem Lächeln, mit dem sie ihre Zähne zeigte. Ein solches Gebiß mußte viel Kraft haben. Er betrachtete ihren Nacken und sah dessen Stärke, und er dachte daran, wie sie ihn immer fester in ihren Bann zog, wie sie ihn in eine Ecke drängte und nur darauf wartete, ihr Bulldoggengebiß wieder in den Kern seines Wesens schlagen zu können.
»Ich werde Josephine heiraten, verstehst du?« sagte er.
»Nein, das wirst du nicht. Du bist nicht der richtige Mann für Josephine. Ich kenne das Mädchen, Sam. Vielleicht hast du sie eine Zeitlang getäuscht, und sie hat geglaubt, du wärest ein Draufgänger. Aber früher oder später muß sie auf die Wahrheit kommen. Ihr würdet ein elendes Leben fuhren. Du brauchst mich, Darling. Du weißt ja selbst gar nicht, was du willst. Sieh dir bloß an, was du angerichtet hast, als du einmal etwas selbständig tun wolltest! Oh, Sam, warum hörst du nicht auf, dir etwas einzureden? Du hast nie etwas im voraus geplant, das weißt du doch! Du – was ist denn los, Sam?«
Sein abrupter Lachanfall hatte beide überrascht. Er versuchte, ihr zu antworten, aber vor lauter Lachen konnte er nicht. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück, und es schüttelte ihn, bis er beinahe erstickte. Er war so nahe, so fürchterlich nahe daran gewesen, mit der Wahrheit zu prahlen, daß es einem Geständnis gleichgekommen wäre. Nur um das Weib zu überzeugen. Nur, damit sie den Mund hielt. Ihre Meinung mußte ihm mehr bedeuten, als er bisher geahnt hatte. Aber ihr letzter Ausspruch war der Gipfelpunkt.
Jetzt war es nur noch lächerlich. Sam Clay hat nie etwas im voraus geplant!
Wie
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