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10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

Titel: 10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Kraus
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mög­lich, die frü­he Kind­heit von Sam Clay zu un­ter­su­chen. Jetzt hat­te er ein rein aka­de­mi­sches In­ter­es­se dar­an, aber er lieb­te es, sei­ne Neu­gier spie­len zu las­sen. Er ver­folg­te Clay bis in je­ne dunkle Kam­mer zu­rück – als er ein vier­jäh­ri­ger Kna­be war – und ver­wen­de­te Ul­tra­vio­lett. Sam hat­te sich in ei­ne Ecke ge­drückt, wein­te stumm vor sich hin und starr­te mit er­schreck­ten Au­gen auf ein hoch­ge­le­ge­nes Wand­brett.
    Was sich auf die­sem Brett be­fand, konn­te der Tech­ni­ker nicht er­ken­nen. Er ließ das Ge­rät auf die­se Kam­mer ein­ge­stellt und wan­der­te schnell in der Zeit zu­rück. Die Tür wur­de ge­öff­net und wie­der ge­schlos­sen, ziem­lich oft, und es kam häu­fig vor, daß Sam Clay straf­wei­se in der Kam­mer ein­ge sperrt wur­de; das Brett aber hü­te­te sein Ge­heim­nis, bis –
    Es ge­sch­ah wäh­rend des Rück­laufs. Ei­ne Frau lang­te auf das Brett, nahm einen Ge­gen­stand her­ab, schritt rück­wärts aus der Kam­mer in Sam Clays Schlaf­zim­mer und ging zu der Wand ne­ben der Tür.
    Dies war un­ge­wöhn­lich, denn meist war Sams Va­ter der Hü­ter der Kam­mer.
    Sie häng­te ein ge­rahm­tes Bild auf – ein rie­si­ges, ein­zel­nes, starr­bli­cken­des Au­ge, das im lee­ren Raum schweb­te. Un­ter ihm stand ein Spruch. Die Buch­sta­ben er­ga­ben: UND GOTT SIEHT MICH.
    Der Tech­ni­ker spür­te der Sa­che wei­ter nach. Es wur­de Nacht. Das Kind war im Bett, saß hoch­auf­ge­rich­tet da, mit ge­wei­te­ten Au­gen, vol­ler Angst. Man hör­te die Schrit­te ei­nes Man­nes die Trep­pe her­auf­kom­men. Es war Sams Va­ter, der zu ihm ging, um ihn zu be­stra­fen, we­gen ir­gend­ei­nes Laus­bu­ben­strei­ches. Der Mond schi­en auf die Wand, hin­ter der die Schrit­te nä­her ka­men; man sah, wie die Wand von der Er­schüt­te­rung ein we­nig vi­brier­te, und das Au­ge in sei­nem Rah­men vi­brier­te mit. Der Jun­ge schi­en sich in Er­war­tung des Kom­men­den an­zu­span­nen. Ein trot­zi­ges, schie­fes Grin­sen er­schi­en auf sei­nen Lip­pen.
    Dies­mal wür­de er wei­ter­lä­cheln, ganz egal, was pas­sier­te. Wenn es vor­bei war, wür­de er noch im­mer lä­cheln, so daß es sein Va­ter se­hen könn­te, und auch das Au­ge – er hat­te nicht auf­ge­ge­ben. Er nicht!
    Die Tür öff­ne­te sich.
    Er war hilf­los da­ge­gen. Das Lä­cheln ver­blaß­te und war dann ver­schwun­den.
     
    *
     
    »Was war bloß mit ihm los?« woll­te der Tech­ni­ker wis­sen.
    Der So­zio­lo­ge zuck­te die Ach­seln. »Man könn­te fast mei­nen, daß er nie er­wach­sen wur­de. Es ist ein Axi­om der Psy­cho­lo­gie, daß Bu­ben ei­ne Zeit­lang mit ih­ren Vä­tern ri­va­li­sie­ren. Nor­ma­ler­wei­se wird das un­ter­drückt: das Kind wird er­wach­sen und ge­winnt auf je­den Fall die Ober­hand. Bei Sam Clay war das nicht der Fall. Ich glau­be, er hat ziem­lich früh ein ex­tro­ver­tier­tes Ge­wis­sen ent­wi­ckelt. Die­ses Sym­bol be­steht bei ihm zum Teil aus sei­nem Va­ter, zum Teil aus Gott, ei­nem Au­ge und der Ge­sell­schaft – die ja die Rol­le der be­schüt­zen­den und be­stra­fen­den El­tern über­nimmt.«
    »Das ist noch im­mer kein Be­weis.«
    »Wir wer­den auch nie ir­gend­ei­nen Be­weis ge­gen Sam Clay fin­den. Aber das soll noch lan­ge nicht hei­ßen, daß er sein Ziel auch wirk­lich er­reicht hat, ver­ste­hen Sie? Er hat­te im­mer Angst vor der Ver­ant­wor­tungs­last des Er­wach­sen­seins. Er ging nie­mals den schwie­rigs­ten Weg. Er fürch­te­te sich un­ter­be­wußt da­vor, daß ihm ir­gend et­was ge­lin­gen moch­te, hat­te Angst vor sei­nem sym­bo­li­schen Au­ge, das ihn da­für be­stra­fen könn­te. Als er noch ein Kind war, hät­te er viel­leicht sein gan­zes Pro­blem be­sei­ti­gen kön­nen, in­dem er sei­nen Va­ter ein­mal kräf­tig vor das Schien­bein trat. Si­cher, er hät­te noch mehr Prü­gel be­zo­gen, aber da­mit we­nigs­tens et­was ge­tan, um sei­ne Per­sön­lich­keit zu un­ter­strei­chen. So wie die Din­ge lie­gen, hat er zu lan­ge ge­war­tet. Und dann wehr­te er sich ge­gen die falsche Sa­che, und im Grun­de ge­nom­men war es nicht ein­mal Trotz oder Ab­wehr. Jetzt ist es zu spät. Die Jah­re, wo man ihn noch

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