10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
verstanden, Sam?
Die Polizei wird nie denken, das sei nur dumme Prahlerei gewesen«, sagte sie zu ihm. »Sie wird dir glauben. Es wäre dir doch sicherlich nicht recht, wenn ich ihr erzählte, was du gerade gesagt hast …«
Er blickte sie schweigend an; er sah keinen Ausweg. Dieses Dilemma war ärger als alles andere, was er sich vorstellen konnte. Denn Bea glaubte ihm nicht und würde ihm auch nie glauben, gleichgültig, wie sehr er sich danach sehnte, sie zu überzeugen; die Polizei hingegen würde ihm zweifellos glauben, und all die Zeit, die Mühe und der Mord wären sinnlos vertan. Er hatte es ausgesprochen. Es war in den Wänden und in der widerhallenden Luft eingraviert und wartete auf die unsichtbaren Hörer in der Zukunft. Jetzt beobachtete ihn niemand, aber ein Wort von Bea würde sie veranlassen, den Fall wieder aufzurollen.
Ein Wort von Bea.
Er blickte sie an, noch immer vollkommen ruhig, aber in seinem Innersten stellte er bereits einige kalte Berechnungen an.
*
Clay fühlte sich momentan sehr müde. In diesem Augenblick übersah er einen großen Abschnitt seines zukünftigen Daseins. Im Geist gab er Bea sein Jawort, heiratete sie und lebte eine unbestimmte Zeitspanne als ihr Gatte. Und er erkannte, was das für ein Leben wäre. Er sah, wie ihn ihre kleinen, bösen Augen beobachteten, wie sich der gnadenlos zupackende Kiefer anspannte, die Tyrannei, die Bea allmählich oder sofort praktizieren würde, ganz nach dem Ausmaß seiner Unterwürfigkeit – so lange, bis er vollständig der Frau ausgeliefert wäre, die Andrew Vandermans Witwe war.
Früher oder später – er dachte es ganz deutlich – würde ich sie umbringen.
Er würde sie umbringen müssen. Diese Art von Leben, mit dieser Art von Frau, war kein Leben, das Sam Clay unbegrenzt lange ertragen konnte. Und er hatte bewiesen, daß er imstande war, zu morden und straffrei auszugehen.
Aber was war mit dem Tod von Andrew Vanderman?
Denn sie würden ein anderes Verfahren gegen ihn einleiten. Das letzte Mal war es eine qualitative Untersuchung gewesen, das nächstemal würde sich die Waage zur quantitativen Seite neigen. Sobald Sam Clays Frau starb, würde man Sam Clay überprüfen, ganz egal, auf welche Art und Weise sie verschieden War. Einmal unter Verdacht, immer unter Verdacht – in den Augen der Gerechtigkeit. Im Auge der Gerechtigkeit. Sie würden wieder seine Vergangenheit durchstöbern. Sie würden diesen Moment sehen. Während er hier saß und Mordgedanken wälzte. Und sie würden fünf Minuten weiter zurückgehen und ihn prahlen hören, daß er Vanderman vorsätzlich getötet habe.
Ein guter Verteidiger könnte ihn herausholen. Er könnte behaupten, es sei nicht die Wahrheit gewesen. Er könnte sagen, er wäre durch Bea Vandermans Sticheleien zu dieser Aufschneiderei getrieben worden. Es könnte gelingen – oder auch nicht. Scopolamin wäre der einzige stichhaltige Beweis. Und niemand konnte ihn zu einem Scopolamin-Test zwingen.
Aber – nein! Das war keine Antwort. Das war kein Ausweg. Er konnte es an dem Gefühl der Hoffnungslosigkeit ablesen, das in ihm aufstieg. Nur ein ganz kurzer Moment der Ruhe, der Entspannung war ihm vergönnt gewesen. Kurz nachdem er Bea alles gestanden hatte. Von da an ging es wieder abwärts mit ihm.
Aber dieser Moment war das Ziel gewesen, auf das er die ganze Zeit hingearbeitet hatte. Er wußte nicht genau, was es war oder warum er es anstrebte, aber er hatte das Gefühl erkannt, als es ihn durchströmte. Er wollte es zurückhaben.
Das Gefühl der Hilflosigkeit, diese Machtlosigkeit – war das das Endresultat von dem, was er sich als Ziel gesetzt hatte? Dann hatte er schließlich doch
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