10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Selbst wenn Sie nur eine Nacht in einem anderen Teil dieser Stadt verbringen wollen, müssen Sie sich in die zuständigen Melderegister eintragen. Haben Sie schon die grünen Kästen an den Kreuzungen gesehen?«
»Ja, und wir wunderten uns, wozu sie wohl gut seien.«
»SOD-Briefkästchen. Morgen werde ich Ihnen zeigen, wie man sie benutzt. Wenn ein Freund Ihnen anbietet, über Nacht bei ihm zu bleiben, müssen Sie es beim SOD registrieren lassen. Es gibt noch viele andere Überprüfungsmaßnahmen. Aber ich werde sie Ihnen nicht schon jetzt erklären. Das Resultat ist, wir können alles überprüfen und genau sagen, wo sich der Täter befindet, noch ehe wir unser Büro verlassen.«
»Ich verstehe nur nicht, wie das Ganze funktioniert«, meinte McKinlay.
Das Magnetophon war eingeschaltet. Er brauchte nicht Interesse heucheln; er war mehr als interessiert daran. Das Gesetz kann man von zwei Seiten her betrachten, und die Menschen, egal, ob von dieser oder jener Seite, interessieren sich brennend dafür, wie es arbeitet.
Joan beugte sich vor, um Morgan einen zweiten Drink einzuschenken, und als sie dies tat, verschluckte er sich am Rest seines ersten.
»Der entscheidende Punkt«, fuhr Morgan fort, der wieder zu sich selbst gefunden hatte, »ist, daß die Vokianer es als ihre staatsbürgerliche Pflicht ansehen, dem SOD in jeder Weise zu helfen. Vannaner werden nicht ärgerlich, wenn wir ihnen Fragen stellen oder sie für eine Weile in Haft nehmen. Oder wenn wir ihre Wohnungen durchsuchen und Razzien durchführen.«
»Das muß eine große Hilfe für Sie sein.«
»Selbstverständlich. Wir erhalten prächtige Unterstützung von der Bevölkerung. Sie zeigen uns alles. Ich meine …«
Joan lachte, und McKinlay gestattete sich ein kühles Lächeln, als Morgan rot wurde.
»Joan, du störst uns«, sagte McKinlay bestimmt.
»Geh und pudere deine Nase. Laß Morgan und mich in Ruhe miteinander reden.«
»Nein, bitte …«, begann Morgan.
»Er sagt es nur der Höflichkeit halber«, meinte McKinlay.
»Ich verstehe deinen Wink mit dem Zaunpfahl«, sagte Joan mit spöttischer Erhabenheit. »Ich gehe und kleide mich in Sack und Asche.«
»Nein, bitte, tun Sie es nicht, Mrs. McKinlay. Ich meine …«
Joan lächelte. »Arbeitet nur ruhig weiter. Ich nehme inzwischen ein Bad. Aber versprecht mir, daß es nicht lange dauern wird.«
Sie verließ den Raum um Punkt 8 Uhr 39.
*
»Ich hätte sie nicht mitnehmen sollen«, sagte McKinlay. »Aber jetzt …«
»Wie kam es, daß Sie sie geheiratet haben?« fragte Morgan neugierig.
»Ich weiß es nicht. Wie das eben so ist, wenn jemand jemanden heiratet …«
»Ich hätte nicht geglaubt, daß sie Ihr Typ sei.« Morgan zuckte die Achseln und grinste. »Wie wär’s, wenn wir dorthin zurückkehrten, wo wir vor dreißig Sekunden stehengeblieben waren?«
McKinlay nickte. Vom Magnetophon kamen die Worte: »Vannaner werden nicht ärgerlich, wenn wir ihnen Fragen stellen oder sie für eine Weile in Haft nehmen. Oder wenn wir ihre Wohnungen durchsuchen und Razzien durchführen …«
»Auf der Erde dagegen«, setzte Morgan fort, »bekommt die Polizei die größten Schwierigkeiten, wenn sie die Intimsphäre einer Person verletzt.«
McKinlay nickte. »Können Sie den Leuten deswegen einen Vorwurf machen? Menschen wollen nun einmal ihre Intimsphäre.«
»Nun gut, man kann sie aber umerziehen. Man braucht ihnen bloß einzubleuen, daß nur Leute über Verletzung der Intimsphäre schreien, die etwas zu verbergen haben.«
»Und funktioniert das?«
»So lange jedenfalls, als man ihnen klarmacht, daß man sich nicht für ihre persönliche Moral interessiert. Wenn der SOD irgendwelche sittlichen Entgleisungen aufdeckt, die dem Gesetz
Weitere Kostenlose Bücher