10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Exekution für immer vorzunehmen – ohne Wiedererweckung nach dem Tode.«
Nicht einmal das schien sie zu befriedigen.
Vielleicht wußte sie nicht, ebensowenig wie ich, was damit gemeint war. Sie schüttelte wehmütig den Kopf.
»Hätte er bloß nicht diesen Klumpfuß«, sagte sie, »dann könnte er sich alles von Leib und Seele tanzen.«
Ihr Gesicht wurde verzerrter und immer verzerrter.
Es war genug. Mehr als genug.
»Lach und krepier dabei«, empfahl ich. Ich quakte, weil meine Kehle trocken war. Es erinnerte mich an einen Frosch, deshalb hüpfte ich spontan in das Zimmer.
Sie rührten sich nicht; ich saß bei ihnen auf dem Bett.
»Alles wieder beisammen«, sagte ich. Sie rührten sich nicht.
»Geh wieder ins Bett, Alex«, sagte sie, diese Fabelhafte mit der sanften Stimme.
Sie sahen mich an; der Himmel allein weiß, was sie sich von mir erwarteten. Ich blieb, wo ich war. Eine kleine grüne Uhr auf einem grünen Brett schlug neun.
»Oh, allmächtiger Gott!« sagte F. F. »Was wird uns die Zukunft bescheren?«
»Doppelkinne für euch, Doppel-Fs für mich«, witzelte ich. Die grüne Uhr zeigte eine Minute nach neun. Ich fühlte, wie ihr kleiner Zeiger mir langsam den Bauch aufschlitzte.
Würde ich lange genug warten, so wüßte ich, worüber ich nachdenken sollte. Sie sprachen mit mir, während ich überlegte und wartete; wofür das Ganze gut sein sollte, war mir schleierhaft, aber ich würde ihnen nichts zuleide tun. Sie meinen es gut mit mir. Sie sind die besten Menschen auf der Welt. Das heißt aber noch lange nicht, daß ich ihnen zuhören muß.
Der Gedanke an die Uhr kam. Göttliche Offenbarung.
»Der Tanz ist jetzt in vollem Gang«, sagte ich und sprang auf wie ein Klappmesser.
»Nein!« sagte Gatte.
»Nein!« sagte Perdita.
»Ihr seht aus, als seid ihr älter geworden«, sagte ich zu ihnen. Das ist mein erklärter Lieblingsausspruch.
*
Ich rannte aus dem Zimmer, schlug die Tür hinter mir zu, lief quietsch-bums-quietsch-bums den Gang hinunter und warf mich in den Aufzug. Ohne jedes Zögern wählte ich den rechten Knopf und sank ins Erdgeschoß. Dann klemmte ich einen Sessel zwischen den Eingang; das setzte den Aufzug außer Betrieb.
Die Leute auf der Straße nahmen keine Notiz von mir. Diese Narren erkannten nicht, wer ich war. Keiner sprach mich an, als ich dahinhastete; ich revanchierte mich dafür in derselben Weise.
So kam ich denn zum Tanzareal.
Jede Gemeinschaft hat ihr Tanzareal. Denken Sie an all die Dramen, Gladiatorenkämpfe, an das Lesen und an den Sport – Dinge, die in der Vergangenheit etwas bedeutet hatten; jetzt vereinigen sie sich alle im Tanz.
Unnötig zu erwähnen, daß nur durch den Tanz – nämlich durch unsere Art Tanz – die Geschichte dargestellt werden kann. Und diese Darstellung der Geschichte ist unser Lebensinhalt, weil wir aus den Zeitschirmen erfahren, daß Geschichte das Leben selbst ist.
Sie lebt rund um uns, so wie wir sie tanzen. Außer wenn man einen Klumpfuß hat.
Eine ganze Reihe von Tänzen waren auf den dreißig ständig eingeschalteten Apparaten im Gange. Die Apparate wurden nur fallweise voneinander getrennt, damit die Zuschauer und die Tänzer, die von einem zum anderen gingen, jede der Szenen sofort als Ganzes erfassen konnten. Diese Erkenntnis vermittelt einem der Zeitschirm.
Das ist es auch, was ich an der Geschichte so heiß liebe. Sie ist nicht vergangen; sie läuft weiter. Kleopatra liegt für immer in den schweißnassen Armen von Antonius. Sokrates nimmt ewiglich seinen Schierlingsbecher. Man braucht nur den richtigen Zeitschirm oder den richtigen Tanz zu beobachten.
Die meisten Tänzer waren »Amateure« – ein ziemlich nichtssagender Begriff, wo doch ein jeder seine Rolle so oft wie möglich tanzt. Beobachtend
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