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10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES

Titel: 10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth W. Mommers und Arnulf D. Kraus
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Leu­te rie­fen är­ger­lich, und Cä­sar Bor­gia zerr­te an mei­nem Arm und ver­such­te, mich zur Ru­he zu brin­gen.
    »Ich will kei­nem die Freu­de ver­der­ben«, brüll­te ich. »Ihr Leu­te seht nur wei­ter auf den Bild­schirm; ich füh­re wei­ter mein Ge­spräch.«
    Aber ich woll­te nicht zu Leu­ten spre­chen, die in Fe­der­bet­ten schlie­fen. Des­halb setz­te ich mich hin, oh­ne noch ein Wort zu sa­gen.
    Bor­gia ließ sich ne­ben mir mit ei­nem Seuf­zer der Er­leich­te­rung in einen Ses­sel fal­len.
    Plötz­lich fühl­te ich mich sehr, sehr trau­rig. Das Le­ben war nicht mehr das, was es ein­mal ge­we­sen war, vor vie­len, vie­len Jah­ren, als ich die­ses Gat­ten Frau hät­te hei­ra­ten mö­gen.
    »Phy­sisch kann man ei­ne Wo­che zu­rück­ge­hen«, raun­te ich ihm zu, »op­tisch aber sie­ben­und­zwan­zig Jahr­hun­der­te. Ei­ne trau­ri­ge Sa­che.«
    Es war ei­ne trau­ri­ge Sa­che.
    Auch die Leu­te auf dem Schirm wa­ren trau­rig.
    Sie leb­ten im Ver­gnü­gungs­zeit­al­ter, schie­nen aber nur we­nig Spaß dar­an zu ha­ben. Ich woll­te für sie wei­nen, doch über­leg­te es mir an­ders, als ich sah, daß sie im Au­gen­blick nur wie le­ben­di­ge Ge­schich­te schie­nen. Ich sah sie dort als Tei­le ei­ner Pe­ri­ode ste­cken, ei­ni­ge Ge­ne­ra­tio­nen be­vor das Le­sen und Schrei­ben voll­kom­men ab­ge­schafft wur­den und die Li­te­ra­tur für im­mer ih­re erd­ge­bun­de­nen Fes­seln spreng­te. Herz­lich we­ni­ge küm­mer­ten sich um die ge­schicht­li­chen Vor­bil­der.
    »Ich hat­te ei­ne Idee; von der ich dir er­zäh­len möch­te, Kackisch«, sag­te ich. Es war ei­ne gu­te Idee.
    »Hat das nicht Zeit?« frag­te er. »Ich möch­te mir gern die­ses Stück an­se­hen.«
    »Ich muß es dir sa­gen, ehe ich’s ver­ges­se.«
    »Komm mit«, mein­te er re­si­gniert, und er er­hob sich.
    »Du bist mir zu loy­al«, be­schwer­te ich mich. »Du ver­wöhnst mich. Ich wer­de das dem hei­li­gen Pe­trus sa­gen.«
    Ganz be­schei­den folg­te ich ihm in einen Vor­raum. Er nahm sich einen Drink vom au­to­ma­ti­schen Bar­mi­xer, der in der Ecke stand. Er zit­ter­te. Ich zit­ter­te nicht, ob­wohl im Hin­ter­grund mei­ner Ge­dan­ken ei­ne Men­ge Din­ge lau­er­ten, die mich leicht zum Zit­tern hät­ten brin­gen kön­nen.
    »So fang schon an, was zum Teu­fel es auch sein mag, was du sa­gen willst«, rief er mir zu, in­dem er sich ei­ne Hand vor die Au­gen schlug. Die­sen Trick ha­be ich schon frü­her ein­mal bei ihm ge­se­hen; er wen­de­te ihn an, als ich Paro­wen Scry­ban zum ers­ten­mal tö­te­te, ich weiß es jetzt wie­der ganz ge­nau. Mein Ge­dächt­nis ist in Ord­nung; von ei­ni­gen we­ni­gen Aus­nah­men ab­ge­se­hen.
    »Ich hat­te die­se Idee«, sag­te ich, in dem Ver­such, sie mir in Er­in­ne­rung zu ru­fen, »die­se Idee … ach ja! Ge­schich­te. Mir kam der Ge­dan­ke, als ich die Leu­te aus dem Ein­und­zwan­zigs­ten sah. Die My­tho­lo­gie ist der Schlüs­sel zu al­lem, nicht wahr? Ich mei­ne, ein Mensch baut sein Le­ben auf ei­ner Rei­he von My­then auf, nicht wahr? Gut, in un­se­rer Welt, der so­ge­nann­ten ›West­li­chen Welt‹, wa­ren die­se an­ge­nom­me­nen My­then bis zur Mit­te des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts re­li­gi­öser Na­tur. Zu die­ser Zeit gab es in Eu­ro­pa ei­ne Men­ge Ge­lehr­te und Dich­ter, oder zu­min­dest Adep­ten, und so wur­den die My­then für ein paar Jahr­hun­der­te li­te­ra­risch: Die Tra­gö­die war nicht län­ger mehr der Un­ter­schied zwi­schen An­mut und Na­tur, son­dern zwi­schen Kunst und Wirk­lich­keit.«
    Ju­li­us hat­te sei­ne Hand sin­ken las­sen. Es in­ter­es­sier­te ihn.
    Ich sah, er frag­te sich, was wohl als nächs­tes käme. Ich wuß­te es selbst nicht ge­nau.
    »Dann die tech­ni­schen Hilfs­mit­tel – Fern­se­hen, Elek­tro­nen­ge­hir­ne, Fre­quenz­tas­ter al­ler Bau­ar­ten – das En­de der Kul­tur«, sag­te ich. »In die Lee­re hin­ein dräng­te sich der Zeit­schirm. Un­se­re My­tho­lo­gi­en sind nun his­to­risch; die Tra­gö­die ist, daß wir nicht in die Zu­kunft se­hen kön­nen.«
    Ich strahl­te ihn an – ich ließ ihn nicht wis­sen, daß ich mich jen­seits al­ler Tra­gik be­fand. Er saß nur da. Er sag­te

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