10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
ist, als lebe ich in meiner eigenen Welt, in der kein anderer existierte.
»Steh auf, steh auf! Du beißt mir in die Knöchel.«
Wo hatte ich diese Stimme schon gehört? Schließlich konnte ich sie nicht länger ignorieren. Immer wenn ich zu denken versuche, unterbrechen mich Stimmen. Ich hörte zu kauen auf, was immer es auch war, öffnete die Augen und setzte mich auf. Dies war bloß ein Raum; ich war schon früher in Räumen gewesen. Ein Mann stand über mir; ich kannte ihn nicht. Es war bloß ein Mann.
»Sie sehen aus, als seien Sie älter geworden«, sagte ich zu ihm.
»Gott sei Dank kann ich nicht ewig leben«, meinte er. »Steh jetzt auf und komm mit, ich bring’ dich nach Hause. Du mußt ins Bett.«
»Welches Zuhause?« fragte ich. »Welches Bett? Wer in aller Namen sind Sie?«
Er sah elend drein.
»Nenn midi Adam«, sagte er.
Ich erkannte ihn hierauf und ging mit ihm. Wir waren in einer Art Klub gewesen; er sagte mir nie, warum.
Ich weiß immer noch nicht, warum wir in diesen Klub gegangen sind.
*
Das Haus, zu dem er mich führte, hatte die Form eines umgestülpten Bienenkorbes, und ich ging umher wie ein Betrunkener. Ein klumpfüßiger Betrunkener.
Dieser fabelhafte Fremde brachte mich mit dem Fahrstuhl hinauf und in ein weiches Bett. Er zog mich aus und legte mich so sanft in dieses Bett, als wäre ich sein eigener Sohn. Ich bin wirklich gerührt von der Freundlichkeit, die mir Fremde entgegenbringen; persönliche Anziehungskraft, schätze ich.
Nachdem er mich verlassen hatte, blieb ich im Bett, so lange ich konnte; und das in dem umgestülpten Bienenkorb. Dann wurde die Dunkelheit tief und stickig, und ich konnte mir all die fetten, pelzigen Körper, die mit Chitinflügeln ausgestatteten Bienen vorstellen, wie sie am Fußboden krabbelten. Noch eine Minute, und ich würde kopfüber in sie hineinfallen. Hartnäckig versuchte ich, es durchzustehen, aber ein Mann hält nicht alles aus.
Auf Händen und Knien kroch ich aus dem Bett und zum Raum hinaus. Schnell, leise, drückte ich die Tür hinter mir ins Schloß; nicht eine einzige Biene entkam.
Am Ende des Korridors sprachen Leute in einem beleuchteten Raum miteinander. Ich schlich zur Türschwelle, schaute und horchte. Der fabelhafte Fremde sprach mit der fabelhaften Frau; sie war im Nachthemd, hatte eine Hand verbunden.
Sie sagte gerade: »Du wirst morgen mit den zuständigen Stellen reden und ihnen das Bittgesuch überreichen müssen.«
Er erwiderte: »Es wird nichts dabei herauskommen. Ich kann das Gesetz nicht ändern. Das weißt du. Es ist hoffnungslos.«
Ich hörte weiter zu.
Er ließ sich auf sein Bett fallen, barg das Gesicht in den Händen; schließlich sah er auf und sagte: »Das Gesetz besteht auf persönliche Verantwortung. Wir müssen uns um Alex kümmern. Es ist ein Spiegelbild der Zeit, in der wir leben; wegen der Zeitschirme haben wir – ob wir wollen oder nicht – historische Perspektiven. Wir können erkennen, daß der ganze Unsinn der Vergangenheit dem Unvermögen individueller Verpflichtung zuzuschreiben ist. Unsere Gesetze sind darauf eingestellt, das zu korrigieren – was sie auch tun; der Zufall will es, daß wir die Last zu tragen haben.«
Er seufzte und sagte: »Das Traurige daran ist, daß sogar Alex dies erkennt. Er sprach mit mir im Klub ziemlich vernünftig darüber, daß man der Zukunft nicht entrinnen soll.«
»Es schmerzt mich am meisten, wenn er vernünftig spricht«, sagte die fabelhafte F. »Dann kommt einem erst zu Bewußtsein, daß er noch immer leidet.«
Er ergriff ihre bandagierte Hand, ganz so, als habe sie Schmerzen, die sie lindern könnten, wenn sie sie untereinander aufteilten.
»Ich werde morgen versuchen, die zuständigen Stellen zu erreichen«, versprach er, »und werde sie bitten, die
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