10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
auf den Fersen war.
Sie zeigte, wie der Mann in eine Seitengasse einbog, ängstlich in die Kamera hochblickte, tief einatmete und dann zu rennen begann. Man sah den Rudrer zögern, unkontrollierte Bewegungen vollführen und dann seelenruhig in die entgegengesetzte Richtung schreiten, wobei seine Füße hohl auf dem Gehsteig aufklangen.
Danner spulte den Film zurück und sah sich das Ganze noch einmal an, um völlig sicherzugehen. Er bebte so sehr, daß er das Gerät kaum bedienen konnte.
»Was sagst du dazu?« fragte er den Radier hinter ihm in der schwach erleuchteten Zelle. Im Laufe der Zeit hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, halblaut murmelnd mit dem Radier zu sprechen, ohne sich dessen bewußt zu sein. »Wie gefällt dir das? Schon einmal gesehen, nicht? Schon bekannt, wie? Wiel Wie! Antworte, du verdammter stummer Klotz!« Mit diesen Worten schlug er dem Roboter auf die Brust, so wie er es mit Hartz getan hätte. Der Schlag klang hohl in der Zelle, aber der Roboter rührte sich nicht.
Nur die Reflexionen der besagten Szene, die ein drittesmal über den Bildschirm ablief, erzeugten auf Brust und Kopf des Roboters den Eindruck, als erinnere sich auch er.
Jetzt kannte er also die Antwort. Hartz hatte niemals die Macht besessen, wie er es vorgegeben hatte. Und wenn, so lag es nicht in seiner Absicht, Danner zu helfen. Warum sollte er auch? Sein Risiko gehörte bereits der Vergangenheit an. Kein Wunder, daß Hartz so nervös gewesen war, als er einen Film auf dem Bildschirm in seinem Büro vorgeführt hatte. Aber die Furcht war nicht der Gefährlichkeit seines Tuns, sondern der Anstrengung entsprungen, seine Manipulationen der ablaufenden Handlung anzupassen.
Wie er geübt haben mußte, um seine Bewegungen darauf abzustimmen! Und wie er nachher wohl gelacht hatte …!
»Wieviel Zeit habe ich noch?« fragte Danner wild und schlug auf die hohl klingende Brust des Roboters. »Wie lange noch? Lang genug? Antworte!« Das Zerbrechen der Hoffnung war eine Befreiung für ihn. Er brauchte nicht länger warten. Alles, was ihm zu tun blieb, war, Hartz zu erreichen, und zwar rasch, bevor seine Zeit ablief. Mit Bedauern dachte er an die vielen Wochen, die er bisher verschwendet hatte, während vielleicht schon seine letzte Stunde geschlagen hatte, ehe noch die von Hartz gekommen war.
»Komm!« bemerkte er überflüssigerweise zu dem Rächer.
»Beeile dich!«
Das tat er auch, indem er sich Danners Geschwindigkeit anglich, während eine in ihm verborgene Uhr die Zeit bis zu Danners Ende verminderte, wo die zweiarmige Maschine einmal – und nur einmal – zuschlagen würde.
*
Hartz saß in seinem Kontrollbüro hinter einem funkelnagelneuen Schreibtisch und blickte nun von der Spitze der Pyramide auf die Reihen der Komputer, welche die Gesellschaft aufrechterhielten. Er seufzte voll Zufriedenheit.
Einzig und allein der Gedanke an Danner beunruhigte ihn. Er träumte sogar von ihm. Er hatte keine Schuldgefühle, denn Schuld setzt ein Gewissen voraus, und der anarchistische Individualismus war noch in jedermann verwurzelt – wenn auch manchmal schon mit einem Gefühl des Unbehagens vermischt.
Während er an Danner dachte, lehnte er sich zurück und öffnete eine kleine Lade, die er damals aus seinem alten Büro mitgenommen hatte. Er fuhr mit der Hand hinein und ließ seine Finger leicht, ganz leicht über die Kontrollen gleiten.
Zwei Bewegungen nur, und er konnte Danners Leben retten. Denn er hatte Danner belogen. Er konnte die Rächer natürlich sehr leicht beeinflussen. Er konnte Danner retten, aber das hatte nie in seiner Absicht gelegen. Es war nicht notwendig und außerdem gefährlich. Wenn man sich mit einem
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