10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
alles! Schließlich liegt mir ja auch etwas daran. Ich arbeite, so schnell ich kann. Deswegen konnte ich Sie nicht früher sehen. Wenn überhaupt, dann kann ich es nur auf meine Art tun. Verdammt, Danner, es ist äußerst kompliziert! Sehen Sie sich die Dinger da draußen an!«
Danner fand es nicht der Mühe wert. »Es wird gut sein, wenn Sie es tun«, meinte er. »Das ist alles.«
Hartz entgegnete wütend: »Drohen Sie mir nicht! Lassen Sie mich allein, und ich werde es schaffen, aber drohen Sie mir nicht!«
»Es liegt auch in Ihrem Interesse«, bemerkte Danner.
»Wie meinen Sie das?«
»O’Reilly ist tot. Sie haben mich dafür bezahlt, damit ich ihn umbringe.« Hartz zuckte die Achseln. »Der Rächer weiß davon, die Komputer wissen es ebenfalls. Aber das macht nichts. Ihr Finger hat abgedrückt, nicht meiner.«
»Wir sind beide schuld. Wenn ich darunter zu leiden habe, so müssen Sie …«
»Moment! Das wollen wir klarstellen. Ich dachte, Sie wüßten Bescheid. Es ist die Grundlage aller Gesetze, daß niemand für seine Absichten bestraft werden kann, sondern nur für seine Taten. Ich bin nicht mehr für O’Reillys Tod zur Verantwortung zu ziehen als der Revolver, den Sie benutzt haben.«
»Aber dann haben Sie mich ja belogen. Sie haben mich betrogen! Ich werde …«
»Sie werden das tun, was ich Ihnen sage, wenn Sie sich retten wollen. Ich habe Sie nicht betrogen, ich habe nur irgendwo einen Fehler begangen. Lassen Sie mir Zeit, und ich werde ihn finden!«
»Wie lange?«
Diesmal sahen beide auf den Rächer, der teilnahmslos dastand.
»Ich weiß es nicht, und Sie sagten, Sie wüßten es auch nicht«, beantwortete Danner seine eigene Frage. »Keiner weiß, auf welche Weise er mich töten wird, nicht einmal dann, wenn die Zeit gekommen ist. Ich habe alles darüber gelesen, was der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Ist es wahr, daß die Methode variiert, um Leute wie mich in quälender Ungewißheit zu lassen? Und die Wartezeit – ist die auch verschieden?«
»Ja, es ist so. Es gibt aber eine untere Grenze, dessen bin ich fast sicher. Und die dürften Sie noch nicht überschritten haben. Glauben Sie mir, Danner, ich kann den Rächer noch immer abberufen. Sie wissen, daß es bereits einmal geschehen ist. Ich muß nur herausfinden, was diesmal schiefgegangen ist. Aber je mehr Sie mich belästigen, desto mehr werde ich aufgehalten. Ich setze midi mit Ihnen in Verbindung. Versuchen Sie nicht, midi wieder aufzusuchen!«
Danner erhob sich. Er machte einige Schritte auf Hartz zu, während Wut die starre Maske durchbrach, welche die Verzweiflung über sein Gesicht gelegt hatte.
Doch hinter ihm ertönten die Schritte des Rächers.
Er hielt inne.
Die beiden Männer sahen einander an.
»Geben Sie mir Zeit!« sagte Hartz. »Vertrauen Sie mir, Danner!«
*
In gewisser Weise war es noch schlimmer, wenn man Hoffnung hegte. Bisher mußte er so etwas wie betäubende Verzweiflung empfunden haben, die ihn vor dem Ärgsten bewahrte. Aber jetzt winkte – wenn Hartz ihn retten konnte – trotz allem das glänzende, neue Leben, für das er so viel gewagt hatte.
Nun begann eine Zeit, da er wieder Erlebnisse suchte. Er kaufte neue Kleider, er unternahm Reisen – wenn auch nicht allein; ja, er suchte sogar wieder die menschliche Gesellschaft und fand sie auch. Es war aber eine ganz bestimmte Art. Denn die Menschen, die willens waren, sich in der Gegenwart eines Mannes aufzuhalten, über dem ein solches Damoklesschwert hing, gehörten nicht zu den anziehendsten. So merkte er zum Beispiel, daß er auf gewisse Frauen eine starke Anziehung ausübte, seines Begleiters wegen. Manchmal bemerkte er, wie sie über seine Schulter hinweg den Rächer in einer Ekstase faszinierter Erwartung anstarrten. Auf
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