10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
stählerne Hand lenkte den Revolver ab.
Danner hatte wohl gefeuert, aber nicht früh genug. Nicht, ehe der Rächer ihn erreichte. Das Geschoß von Hartz traf zuerst.
Es fuhr Danner in die Brust und schlug gegen die Stahlbrust des Rächers hinter ihm. Danners Gesicht glättete sich zu einer Leere, die so vollkommen war wie jene der Maske über seinem Kopf. Wegen der Umarmung des Roboters fiel er nicht, sondern sank zurück und glitt langsam zwischen Arm und undurchdringlichem Metallkörper des Rächers zu Boden. Sein Revolver fiel weich auf den Teppich. Blut quoll aus Danners Brust und Rücken.
Der Roboter stand unbeweglich da, ein Streifen von Danners Blut auf seiner Stahlbrust.
Der Rächer und der Kontrolleur der Rächer standen einander gegenüber. Der Rächer konnte natürlich nicht sprechen, aber in den Gedanken von Hartz schien er es zu tun.
»Notwehr ist keine Entschuldigung«, schien er zu sagen. »Wir bestrafen nie die Absicht, aber immer die Tat. Jeden Mord …«
Hartz fand kaum Zeit, seine Waffe in die Schublade fallen zu lassen, bevor der erste der aufgeregten Menge von unten durch die Tür stürzte. Er besaß auch nicht die Geistesgegenwart dazu, denn so weit hatte er die Sache nicht durchdacht.
Oberflächlich betrachtet, war es ein klarer Fall von Selbstmord. Mit etwas unsteter Stimme gab er seine Erklärung ab. Jeder hatte gesehen, wie der Verrückte, von seinem Rächer gefolgt, durch die Räume gerast war. Es geschah nicht zum erstenmal, daß ein Mörder versucht hatte, den Kontrolleur zu erreichen und zu bitten, ihn von seinem Rächer zu befreien. Hartz berichtete seinen Untergebenen, daß der Roboter den Mann natürlich daran gehindert habe, ihn zu erschießen. Daraufhin habe er die Waffe gegen sich selbst gerichtet. Pulverspuren auf seiner Kleidung bewiesen dies. (Der Schreibtisch befand sich in Türnähe.) Spuren an Danners Händen würden anzeigen, daß er tatsächlich einen Revolver abgefeuert hatte.
Selbstmord. Jeder Mensch wäre davon überzeugt – aber nicht die Komputer.
Sie trugen den Toten hinaus und ließen Hartz mit dem Rächer allein, der am anderen Ende des Tisches stand. Falls dies jemandem eigenartig vorkam, so zeigte er es nicht.
Hartz selbst wußte nicht, ob es eigenartig war oder nicht. Noch nie zuvor war etwas Derartiges geschehen. Niemand war je Narr genug gewesen, um in der Gegenwart eines Rächers einen Mord zu begehen. Nicht einmal der Kontrolleur wußte genau, wie die Maschinen Beweise und Schuld feststellten. Wäre dieser Rächer normalerweise abberufen worden?
Wenn Danner Selbstmord begangen hätte, hätte dann Hartz hier allein gestanden?
Er wußte, daß die Maschinen bereits das Geschehen verarbeiteten. Aber er war nicht sicher, ob der Rächer schon seine Befehle erhalten hatte und ihm von da an bis zur Stunde seines Todes überallhin folgen würde, oder ob er einfach auf seine Abberufung wartete.
Im Grunde genommen war es gleichgültig. Dieser oder auch ein anderer Rächer stand im Begriff, Instruktionen über ihn zu erhalten. Es gab nur eins zu tun. Glücklicherweise gab es etwas, was er tun konnte.
Hartz öffnete die Schreibtischlade und berührte die Tasten, von denen er geglaubt hatte, sie nie anwenden zu müssen. Bedachtsam gab er Stück um Stück den Komputern falsche Daten ein. Dabei blickte er durch die Glaswand hinaus und stellte sich vor, wie auf den verborgenen Bändern die alten Daten gelöscht und durch die falschen ersetzt wurden.
Er sah zu dem Roboter auf und lächelte ein wenig.
»Du wirst jetzt vergessen. Du und die Komputer. Du kannst jetzt gehen. Ich werde dich nie wieder sehen.«
Entweder arbeiteten die Komputer unglaublich rasch – oder es war reiner Zufall, daß
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