10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
jähen, vollen Wachzustand, ohne jeglichen Übergang von betäubender Schläfrigkeit.
Schließlich nahm sie selbst ein schweres Beruhigungsmittel ein, lehnte sich zurück in einen Stuhl und wartete auf das bevorstehende Signal.
*
Wenn der Augenblick kam, wo Schock und Signal einsetzten, würde sie tun müssen, was sie schon tausendemal zuvor getan hatte:
Nämlich ein Schrillen auslösen, das mit unerträglicher Lautstärke durch das gesamte Laboratorium peitschen würde.
Hunderte von mutierten Nerzen würden erwachen. Eine mit Hunger, Haß, Wut und Sex geschwängerte Lebendigkeit würde sie hochschnellen lassen; sie würden sich in ihren Gurten aufbäumen; einander zu töten suchen, ihre Jungen, sich selbst, Mutter Fettchen. Sie würden gegen alles kämpfen, gleichgültig, an welchem Ort – und ihr Möglichstes tun, um damit fortzufahren.
Sie wußte das.
In der Mitte des Raumes befand sich ein Trimmer. Dieser, eine Abstimmvorrichtung, diente als direktes emphatisches Relais und vermochte im einfacheren Bereich der telepathischen Kommunikation zu operieren. In diesen Trimmer hinein jagten die geballten Emotionen von Mutter Fettchens kleenen Kettchens.
Wut, Haß, Hunger, Sex – sie alle wurden bis ins Unerträgliche hochgetrimmt und hierauf verstärkt. Und dann wurde das Frequenzband, auf dem diese telepathische Kontrolle lief, ebenfalls intensiviert, gleich draußen hinter dem Studio, auf den hohen Türmen, die den Hügelkamm säumten, über und jenseits des Tales, in dem das Laboratorium lag. Und Mutter Fettchens Mond, auf seiner geometrischen Kreisbahn, warf die Impulse in ein globales Hohlgitter.
Vom facettenäugigen Mond ging es dann weiter zu den Satelliten – sechzehn an der Zahl, sichtlich Bestandteil der Wetterkontrolle. Diese erfaßten nicht nur das Normal-Kontinuum, sondern zum Teil auch den Überraum. Die Norstrilier hatten an alles gedacht.
Die jähen Schockwellen eines Alarms drangen von Mutter Fettchens Kontrollkonsole.
Ein Signal! Ihr Daumen wurde gefühllos.
Das Schrillen peitschte.
Das Nerzgetier erwachte.
Augenblicklich war der Raum erfüllt von einem Vibrieren, Kratzen, Fauchen, Knurren und Heulen.
Unter dem Wirrwarr der Tierlaute war noch das andere Geräusch: ein Trommeln und Schnappen, das sich anhörte wie Hagel, der auf einen gefrorenen Teich prasselt.
Es war die Zusammenballung all jener individuellen Geräusche, die die Krallen von Hunderten Nerzen erzeugten, in dem Versuch, sich einen Weg durch die metallenen Liegeplatten zu bahnen.
Mutter Fettchen vernahm ein Gurgeln. Einem der Nerze war es gelungen, die linke Vordertatze zu befreien, und er hatte sich offensichtlich an seiner eigenen Kehle zu schaffen gemacht. Sie erkannte das Geräusch zerfetzenden Pelzes, zerreißender Adern. Sie lauschte dem Abklingen dieses speziellen Lautes, konnte aber nicht mit Bestimmtheit sagen, wann er endete. Die anderen machten zuviel Lärm.
Ein Nerz weniger.
Wo sie saß, war sie zum Teil vor den telepathischen Impulsen abgeschirmt, aber nicht ganz. Sie selbst – alt wie sie war – fühlte sich von seltsamen wüsten Träumen befallen. Sie bebte vor Haß bei dem Gedanken, daß weit weg von ihr andere Kreaturen litten – schrecklich litten, da sie nicht durch die eingebauten Schutzvorrichtungen des norstrilischen Kommunikationsnetzes gesichert waren.
Sie spürte das wilde Pochen längst vergessener Lust.
Sie hungerte nach Dingen, von denen sie gar nicht gewußt hatte, daß sie noch einen Platz in ihren Erinnerungen einnahmen.
Sie ging die krampfhaften Zuckungen der Angst durch, die von den Hunderten Nerzen ausgestrahlt
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