10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
gegen die Gebäude, gegen die ihrerseits so grauen, grauen Gebäude, mit der Wucht eines Prankenhiebs, ehe er dann über die freie Betonfläche weiterraste, sich abermals an den schlanken, ranken Türmen brach und schließlich in den Hügeln verlor, raunend, wispernd, klagend fast.
Das Tal, in dem die Ansammlung von Gebäuden lag, hatte man nicht sonderlich tarnen müssen; es unterschied sich kaum vom übrigen Norstrilien. Die Betonfläche war ganz leicht gefärbt, so daß sie den Eindruck von kargem, ausgelaugtem, natürlichem Erdreich vermittelte.
Dies war die Farm, und dies die Frau. Zusammen ergaben sie die Äußere Abwehr der reichsten Welt, die die Menschheit je hervorgebracht hatte.
Katherine Fettchen sah zum Fenster hinaus; bei sich dachte sie: Zweiundvierzig Tage noch, ehe ich auf dem Markt einkaufen gehe. Welch freudige Stunde, wenn ich dort bin und Musik an mein Ohr klingt …
Sie genoß die Luft in tiefen Zügen. Ach, wie liebte sie doch die grauen Hügel – dabei hatte sie in ihrer Jugend viele andere Welten gesehen!
Dann wandte sie sich den Tieren im Gebäude zu, und den Aufgaben, die sie dort erwarteten.
Sie war die einzige Mutter Fettchen, und diese ihre kleenen Kettchens.
Hier war sie zu Hause.
*
Sie bewegte sich zwischen den Käfigen umher.
Sie und ihr Vater hatten die lebende Waffe gezüchtet, aus den wildesten, kleinsten, zornigsten irdischen Nerzen, die je zu anderen Planeten verschifft wurden. Diese Nerze hatten sie sich zum Lebensinhalt gemacht, um alle Eindringlinge abzuwehren, die über die Schafe herfallen könnten, auf denen das Stroon wuchs. Diese mutierten Nerze aber waren von Geburt tollwütig.
Generationen von ihnen war die Psychose tief in ihr Wesen eingeimpft worden. Sie lebten nur, um zu sterben, und sie starben, um am Leben bleiben zu können. Dies waren die Kettchens von Norstrilien. Tiere, in denen sich Angst, Wut, Hunger und Sex völlig vermischten; die sich selbst oder einander auffressen konnten; die selbst vor ihren Jungen nicht zurückschreckten, oder vor den Menschen; ja, die sich auf alles stürzten, was organischer Natur war; Tiere, die vor Mordlust heulten, wenn sie Liebe oder Zuneigung verspürten; Tiere, die dazu geboren waren, sich selbst mit tiefer, wilder Abscheu zu hassen, und die nur überlebten, weil sie ihre wachen Augenblicke auf Liegen verbrachten, festgeschnallt, Kralle für Kralle, damit sie einander oder sich selbst kein Leid zufügen konnten.
Mutter Fettchen ließ sie nur ein paar Mal in ihrem Leben aufwachen. Damit sie zeugten und töteten. Sie erweckte jeweils nur zwei von ihnen.
Diesen ganzen Nachmittag lang wanderte sie von Käfig zu Käfig. Die Tiere schliefen tief und ungestört. Die Nährlösung lief über Schläuche in ihren Blutstrom; manchmal lebten sie jahrelang so, ohne geweckt zu werden. Sie züchtete sie, wenn die Männchen nur halb bei sich waren, und die Weibchen wachten nur lange genug auf, daß sie tierärztlich betreut werden konnten. Sie mußte eigenhändig den Müttern die Jungen wegnehmen, kaum daß diese sie im Schlafe gebaren. Dann betreute sie die Jungen für einige Wochen, bis ihre Erwachsenennatur durchdrang, ihre Augen vor Tollwut und innerer Hitze rot anliefen und ihre Gefühle in spitzen, häßlichen kleinen Schreien Ausdruck fanden; so lange, bis sich dann ihre pelzigen Gesichter verzerrten, ihre leuchtenden Augen verdrehten und ihre scharfen Krallen verhärteten.
Diesmal weckte sie keines von den Tieren. Statt dessen zog sie die Gurte fester. Sie entfernte die Nährschläuche. Sie verabreichte ihnen ein Stimulanzmittel, das sie, im Falle eines Falles, abrupt wecken würde – denn es gewährleistete einen
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