10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
weiß, daß es eine tödliche Waffe ist …
*
Der Prozeß, den Sam Clay verfolgte, war mehr oder weniger eine Routineangelegenheit. Ein Mann hatte einen anderen umgebracht. Der Verteidiger betonte, daß der Mord eine impulsive Handlung gewesen sei, daß tatsächlich nur Gewalttätigkeit und höchstens fahrlässige Handlungsweise bewiesen werden könnten. Wobei letzteres durch Einwirkung höherer Gewalt wieder unwesentlich gemacht würde. Die Tatsache, daß der Angeklagte das Vermögen des Verschiedenen – Ölquellen auf dem Mars – erbte, spiele keine Rolle.
Er plädierte auf momentane Sinnesverwirrung.
Der Staatsanwalt führte Filme vor, die zeigten, was vor der Tat geschehen war. Richtig, das Opfer war durch den Schlag nicht getötet worden – nur betäubt. Das Ganze hatte sich aber auf einem einsamen Streifen des Strandes abgespielt, und als die Flut kam …
Höhere Gewalt, warf der Verteidiger hastig ein.
Der Bildschirm zeigte den Angeklagten einige Tage vor dem Verbrechen, wie er gerade die Flut-Tabelle eines Nachrichtenbandes studierte. Es stellte sich auch heraus, daß er den Schauplatz der Handlung besucht und einen vorübergehenden Fremden gefragt hatte, ob der Strand viel besucht würde. »Nein«, antwortete der Fremde, »nach Sonnenuntergang kaum. Zu kalt zum Schwimmen um diese Zeit.«
Der Verteidiger plädierte auf Actus non facit reum, nisi mens sit rea – »Nicht die Tat macht einen Menschen schuldig, sondern erst der schuldige Geist.« Der Staatsanwalt konterte mit Ada exteriora indicant interiora secreta – »An den äußeren Handlungen sollen wir über die geheimsten Gedanken urteilen.« Die lateinischen Grundlagen der Gesetzgebung hatten noch immer ihren Wert – bis zu einem gewissen Grad. Die Vergangenheit des Menschen blieb unangetastet, vorausgesetzt – und das war der Haken bei der Sache –, er besaß das Bürgerrecht. Und jedem, der eines Kapitalverbrechens angeklagt war, wurde automatisch das Bürgerrecht verweigert – so lange, bis seine Unschuld bewiesen war.
Ehe nicht bewiesen war, daß ein direkter Zusammenhang mit dem Verbrechen bestand, durfte auch das Zeit-Spür-Gerät nicht im Prozeß eingesetzt werden. Der Durchschnittsbürger war durch das Anrecht auf Privatsphäre davor geschützt. Das Zeit-Spür-Gerät war nur bei Kapitalverbrechen zugelassen, und selbst dann mußte der dargestellte Beweis sich direkt auf die unmittelbare Anklage beziehen. Natürlich gab es verschiedene Hintertüren, aber theoretisch war ein Mensch vor der Schnüffelei sicher, solange er sich an das Gesetz hielt.
Nun stand ein Angeklagter vor den Schranken; seine Vergangenheit lag offen da. Die Anklage zeigte Filme von Erpressungsversuchen einer üppigen Blondine; dadurch war das Motiv gegeben und auch das Urteil – schuldig. Der Verurteilte wurde tränenüberströmt abgeführt. Clay stand auf und verließ den Saal. Er schien zu grübeln.
*
Das tat er auch. Er war zu dem Schluß gekommen, daß es nur eine Möglichkeit gab, Vanderman zu töten und dabei straffrei davonzukommen. Die Tat selbst konnte er nicht verbergen, noch den Ablauf der vorhergehenden Ereignisse, noch ein geschriebenes oder gar gesprochenes Wort. Alles, was ihm blieb, waren seine eigenen Gedanken. Und er mußte Vanderman töten, ohne sich auf irgendeine andere Art und Weise zu verraten; so, daß die Tat gerechtfertigt schien. Das bedeutete, gleichzeitig die Spuren von gestern zu verwischen, die von morgen und die von übermorgen.
Nun, überlegte Clay, soviel steht fest: Wenn die Sache so aussieht, als ob mir Vandermans Tod schaden würde anstatt zu
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