10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
Angeklagter lehnte jemals einen Freispruch ab.
»My home is my castle« – das galt nicht mehr; nicht, solange das Auge es nach Belieben betreten konnte, um die Vergangenheit zu durchleuchten. Das Gerät konnte nichts interpretieren, es konnte keine Gedanken lesen; es war lediglich imstande, zu hören und zu sehen. Folglich war die Gedankenfreiheit das letzte Bollwerk der Privatsphäre. Und sie wurde bis zum letzten Blutstropfen verteidigt. Kein Wahrheitsserum, keine Hypnose, kein dritter Grad, keine Fangfragen.
Solange der Staatsanwalt Absicht und Vorherplanung durch sein Wissen um die Vergangenheit des Angeklagten beweisen konnte, ging die Sache klar.
Andernfalls wäre Sam Clay ungestraft davongekommen. Oberflächlich gesehen, hatte es den Anschein, als hätte Andrew Vanderman seinen Rivalen, Sam Clay, im Verlaufe einer Auseinandersetzung mit einer Stingaree-Peitsche quer über das Gesicht geschlagen. Jeder, der schon solch eine neunschwänzige Katze am eigenen Leib verspürt hat, kann verstehen, daß Clays Verteidiger dadurch nicht nur auf momentane Sinnesverwirrung und Notwehr, sondern auch auf bewußte Provokation und daher Rechtfertigung plädieren konnte. Nur der merkwürdige Kult der Flagellanten Alaskas, der Stingaree-Peitschen für seine Zeremonien herstellt, vermag diesen Schmerz zu ertragen. Die Flagellanten begeistern sich sogar daran; die Droge, die sie vor dem Ritual einnehmen, verwandelt Schmerz in ein Wohlgefühl. Da Sam Clay diese Droge eben nicht geschluckt hatte, unternahm er klarerweise Schritte, um sich davor zu schützen – vielleicht unüberlegte Schritte, aber zweifellos logisch und ausreichend für seine Verteidigung.
Niemand außer Clay wußte, daß er schon immer die Absicht gehabt hatte, Vanderman zu töten. Und das war auch das Problem. Clay konnte nicht verstehen, warum er sich so verlassen fühlte.
Der Schirm flimmerte. Er wurde schwarz. Der Techniker grinste.
»Oh! Oh! Mit vier Jahren in einem finsteren Abstellraum eingesperrt. Was hätte einer dieser Psychiater des Mittelalters wohl daraus gemacht? Ah – ich meine, Medizinmänner. Schamanen? Ich habe es vergessen. Jedenfalls haben sie Träume gedeutet.«
»Sie bringen alles durcheinander. Es …«
»Astrologen! Nein, auch nicht. Diejenigen, die ich meine, hielten sich eher an Symbolismus. Sie pflegten Gebetsmühlen zu drehen und dabei zu sagen:
›Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose‹, stimmt’s? Um das Unterbewußtsein zu wecken.«
»Sie haben die typisch laienhafte Vorstellung von den Methoden der antiken Psychiatrie.«
»Nun, vielleicht steckte trotzdem etwas dahinter. Nehmen Sie bloß die Fingerhut-Präparate und das Chinin. Die Ureinwohner der Vereinten Amazonas-Staaten benützten sie lange, bevor man sie wissenschaftlich entdeckte. Aber wozu Spinnweben und Krötenbrühe? Um den Patienten zu beeindrucken?«
»Nein, um sich selbst zu überzeugen«, sagte der Soziologe. »Zu dieser Zeit wurden eben durch das Studium geistiger Abnormitäten latente Psychotiker angelockt, und so gab es natürlich auch überflüssigen Hokuspokus. Diese Mediziner versuchten ihre eigene geistige Schlagseite zu heilen, während sie ihre Patienten behandelten. Aber heute ist es eine Wissenschaft und keine Religion. Wir haben entdeckt, wie man die psychotische Abweichung des Psychiaters selbst mit einkalkulieren kann, um echte Werte zu erzielen. Aber, machen wir doch hier weiter … Versuchen Sie es mit Ultraviolett. Nein, warten Sie, jemand läßt ihn heraus. Zum Teufel damit. Ich glaube, wir sind weit genug zurückgegangen. Auch wenn
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