10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
er im Alter von drei Monaten von einem Gewitter erschreckt worden war; das kann man unter Gestalt abbuchen und vergessen. Gehen wir das Ganze chronologisch durch. Ich brauche Szenen mit … Moment. Ja, mit Vanderman, Mrs. Vanderman, Josephine Wells – und folgende Orte: das Büro, Vandermans Appartement, Clays Wohnung …«
»Okay.«
»Später können wir die erschwerenden Umstände nachprüfen. Jetzt verschaffen wir uns einmal Übersicht. Zuerst das Urteil, dann die Beweise«, fügte er grinsend hinzu. »Wir brauchen nur noch ein Motiv …«
»Wie wäre es damit?«
*
Ein Mädchen unterhielt sich mit Sam Clay. Im Hintergrund war ein Appartement, Typ B-2.
»Es tut mir leid, Sam. Es ist nur … So etwas kommt eben vor.«
»Na ja. Vanderman hat also anscheinend etwas an sich, was mir fehlt.«
»Ich liebe ihn.«
»Komisch! Ich dachte die ganze Zeit, du wärest in mich verliebt.«
»So war es auch … Eine Zeitlang.«
»Na gut, lassen wir das. Nein, ich bin nicht einmal wütend, Bea. Ich werde dir sogar Glück wünschen. Aber du mußt ziemlich sicher gewesen sein, wie ich darauf reagieren würde.«
»Es tut mir leid …«
»Weil du schon davon sprichst: du warst mir immer einen Zug voraus. Immer!«
Im geheimen – und das konnte der Bildschirm nicht zeigen – dachte er: Ich wollte es ja so. Es war viel leichter, die Entscheidungen ihr zu überlassen.
Sicherlich, sie ist der dominierende Teil, aber ich glaube, ich bin genau konträr dazu. Und nun ist es wieder soweit gekommen.
Es ist immer dasselbe. Und ich mußte mich immer nach den anderen richten. Vanderman – seine aufreizende, arrogante Art. Erinnert mich an jemanden … Idi war an einem dunklen Ort eingesperrt. Ich bekam keine Luft. Ich habe es vergessen … Was? Wer? Mein Vater. Nein, ich kann mich nicht erinnern. Aber mein Leben war schon immer so. Er hat mich immer beobachtet, und stets dachte ich, eines Tages werde ich tun und lassen, was ich selbst möchte.
Aber ich tat es nie.
Jetzt ist es zu spät.
Er ist schon lange tot.
Er war immer so sicher, daß ich mich beugen würde. Wenn ich es ihm nur einmal gezeigt hätte …
Irgend jemand stößt mich immer irgendwo hinein und versperrt die Tür hinter mir. – So daß ich meine Fähigkeiten nicht entfalten kann. Nie gelingt es mir zu beweisen, daß ich gleichwertig bin. Vor mir selbst, vor meinem Vater, vor Bea, vor der ganzen Welt. Wenn ich nur könnte – ich würde Vanderman gerne in ein finsteres Loch stoßen und die Öffnung verschließen. Ein finsteres Loch, wie eine Gruft. Es wäre eine Befriedigung, ihn auf diese Art zu überraschen. Es wäre herrlich, Andrew Vanderman zu töten.
*
»Nun, so entsteht ein Motiv«, meinte der Soziologe. »Trotzdem, viele Leute bekommen einen Korb, ohne deshalb gleich zum Mörder zu werden. Machen Sie weiter!«
»Meiner Meinung nach fühlte er sich von Bea angezogen, weil er es liebte, beherrscht zu werden«, bemerkte der Techniker. »Er hatte aufgegeben.«
»Passivität als Schutzmantel.«
Das Band, auf dem Ton und Bild festgehalten waren, lief über den Wiedergabekopf. Eine neue Szene wurde auf der schimmernden Fläche sichtbar. Sie zeigte die Paradies-Bar.
*
Wo immer man in der Paradies-Bar auch saß, ein vorsorglicher Roboter analysierte sofort Teint und Gesichtsausdruck und schaltete die Beleuchtung auf verschiedene Farbtönungen und Lichtstärken, um einen optimalen Effekt zu erzielen. Das Lokal war für geschäftliche Besprechungen sehr geeignet. Ein Betrüger sah darin wie ein ehrenwerter Mann aus. Es wurde auch gerne von Frauen und schon leicht abgestandenen Teleo-Schönheiten besucht. Sam Clay sah eher wie ein asketischer, junger Heiliger aus.
Andrew Vanderman wirkte vornehm auf eine herbe Art und
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