10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
verreiste, ohne irgendwelche Gewissensbisse zu verspüren.
Clay benutzte die Gelegenheit und machte Josephine sehr intensiv den Hof.
Nach dem, was er über die neue Mrs. Vanderman gehört hatte, fühlte er sich innerlich erleichtert. Vor kurzer Zeit, als er sich noch damit begnügt hatte, eine passive Rolle zu spielen, hätte er das Überhandnehmen Beas zufrieden registriert, aber auch nicht mehr. Er lernte, selbständig zu sein, und das gefiel ihm. Bea benahm sich zu dieser Zeit ziemlich daneben. Mit all dem Geld und der Freiheit, die ihr zur Verfügung standen, wurde sie etwas zu übermütig. Von Zeit zu Zeit hörte Clay Gerüchte, über die er innerlich lächeln mußte. Vanderman hatte es nicht besonders leicht. Sicher, Bea hatte einen dominierenden Charakter – aber Vanderman war nicht eben ein Schwächling.
Nachdem einige Zeit verstrichen war, sagte Clay seinem Brotgeber, daß er Josephine Wells zu heiraten gedenke. »Ich glaube, jetzt sind wir quitt«, sagte er. »Sie haben mir Bea weggeschnappt, und ich nehme Ihnen Josie weg.«
»Moment«, sagte Vanderman. »Ich hoffe, Sie denken nicht, ich …«
»Meine Verlobte, Ihre Sekretärin. Das ist alles. Josie und ich lieben einander.«
Er schürte das Feuer ganz vorsichtig; es war leichter, Vanderman zu täuschen als das Auge – mit all den geschulten Technikern und Kriminalsoziologen, die es bedienten.
Manchmal dachte er an diese mittelalterlichen Gemälde, die ein riesiges Auge darstellten, und das erinnerte ihn an irgend etwas Unangenehmes und Qualvolles; es gelang ihm aber nicht, die Erinnerung daran zurückzurufen.
Schließlich, was konnte Vanderman schon tun? Er gab Clay eine Gehaltserhöhung. Josephine, pflichtbewußt wie eh und je, machte sich erbötig, weiter im Büro zu bleiben, bis alles aufgearbeitet war, aber irgendwie kam es nie so weit. Geschickt wußte es Clay einzurichten, daß sie immer beschäftigt war. Sie hätte es nicht nötig gehabt, Arbeit nach Hause zu nehmen, aber sie tat es dennoch, und mehr und mehr begann ihr Clay zu helfen, wenn er sie besuchte.
Sein Job und die narko-hypnotischen Kurse hatten ihn bereits auf diese Art komplizierter organisatorischer Arbeit vorbereitet. Vandermans Geschäfte waren sehr spezialisiert – interplanetarische Importe und Exporte.
Josephine mußte bestimmte Gruppen immer im Auge behalten, Saisonschwankungen, verschiedene fallende Feiertage – bedingt durch diverse Sekten – und so weiter; kurz, sie war ein lebendiges Notizbuch für Vanderman, und ihr Job verschlang auch einen Teil ihrer Freizeit.
Die beiden verschoben ihre Hochzeit ein wenig. Clay – ganz natürlich – zeigte sich scheinbar etwas eifersüchtig auf Josephines Arbeit, und sie versprach, bald zu kündigen. Aber eines Nachts blieb sie länger im Büro, und er ging aus und ließ sich volllaufen. Zufällig regnete es in dieser Nacht. Und zufällig war Clay betrunken genug, um ohne Mantel in dieser Nässe herumzuwandern und in seinen durchweichten Kleidern im Vorzimmer einzuschlafen. Er erkrankte an einer Grippe.
Noch während er auf dem Wege der Besserung war, wurde Josephine angesteckt.
Unter diesen Umständen sprang Clay für sie ein – selbstverständlich nur für kurze Zeit – und übernahm die Pflichten seiner Verlobten. Gerade diese Woche brachte die Büroarbeit endlose Schwierigkeiten. Und nur Clay war in der Lage, sie zu bewältigen. Es ersparte Vanderman eine Menge Unannehmlichkeiten, und als sich die Lage wiederum normalisiert hatte, wurde Clay Vandermans Privatsekretär und Josephine an eine untergeordnete Stelle abgeschoben.
»Es wäre
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