10 SCIENCE FICTION KRIMINAL-STORIES
so hätte er es wieder versucht – und wieder … Aber dazu bestand keine Notwendigkeit.
Clay war um eine Spur höflicher, als er es hätte sein müssen. Vielleicht zu höflich, denn so führte er Bea – und ihr beginnendes Matriarchats-Gefühl – in jenen Laubengang, in den sie ihm nur zu gern folgte. Schließlich hatte sie Vanderman um seines Geldes willen geheiratet; und festgestellt, daß er ebenso dominierend war wie sie, und sah nun in Clay das übertriebene Symbol einer Romanze und der männlichen Unterwürfigkeit.
Die Schmalfilmkamera, die in der Wand eingebaut war – verborgen in einem dekorativen Halbrelief – schnurrte ihren Film emsig ab, was eindeutig bewies, daß Vanderman als Gatte ebenso mißtrauisch wie eifersüchtig war.
Aber Clay wußte von dieser Falle. Er suchte sich einen passenden Moment aus, stolperte und fiel in einer Weise gegen die Wand, daß die Kamera zerbrach. Jetzt gab es nur noch das andere Auge, das ihn beobachtete, und plötzlich wurde er so tugendhaft, daß es fast schon eine Schande war, daß Vanderman ihn nicht auf frischer Tat ertappte.
»Hör zu, Bea«, sagte er. »Es tut mir leid, aber ich habe dich falsch verstanden. Es hat keinen Sinn. Ich liebe dich nicht mehr. Das ist schon lange vorbei. Es gibt da eine andere, und das solltest du schon bemerkt haben.«
»Du liebst mich nach wie vor«, stellte Bea mit sturer Oberzeugung fest. »Wir gehören zusammen.«
»Bea! Bitte! Ich sage es nicht gern, aber ich bin Andrew Vandennan fast dankbar, weil er dich geheiratet hat. Ich – nun, du hast bekommen, was du wolltest, und ich werde auch noch glücklich werden. Lassen wir es dabei bewenden.«
»Ich bin gewohnt, das zu kriegen, was ich mir in den Kopf setze, Sam. Ich liebe keine Opposition! Besonders, wenn ich weiß, daß du in Wirklichkeit …«
Sie sagte noch einiges mehr, Clay ebenfalls – vielleicht etwas zu hart. Sein Ziel war es, dem Auge zu beweisen, daß er auf Vanderman nicht länger eifersüchtig war.
Er erreichte sein Ziel.
*
Am nächsten Morgen war er bereits vor Vanderman im Büro, räumte seinen Schreibtisch auf und stellte fest, daß die Stingaree-Peitsche noch immer in ihrer Schachtel war. »Hoppla«, sagte er und schnalzte mit den Fingern.
Das Auge sah zu, und es war der kritische Moment. Vielleicht würde in einer Stunde alles vorbei sein.
Von jetzt an mußte er jeden Schritt genau vorherberechnen, und es durfte nicht die geringste Abweichung von seinem Plan geben. Das Auge war überall – buchstäblich allgegenwärtig.
Er öffnete die Schachtel, nahm die Peitsche heraus und begab sich in das Allerheiligste. Er warf die Peitsche auf Vandermans Schreibtisch, bewußt nachlässig, so daß ein Bleistift-Halter umfiel. Jetzt mußte er natürlich alles wieder in Ordnung bringen; er ließ die Stingaree-Peitsche am Rande des Tisches liegen und placierte die silberbeschlagene Peitsche von Kallisto weiter nach hinten, so daß sie vom Visiphon fast ganz verdeckt wurde. Er gestattete sich nur einen flüchtigen Blick, um sich zu vergewissern, daß der dolchartige Brieföffner noch an seinem Platz lag.
Dann ging er eine Tasse Kaffee trinken.
Eine halbe Stunde später kam er zurück, nahm einige Briefe aus der Ablage und betrat das Chefzimmer, um sie unterschreiben zu lassen.
Vanderman blickte von seinem Schreibtisch auf. Er hatte sich in den vergangenen anderthalb Jahren kaum verändert.
Er sah etwas älter aus, weniger vornehm, mehr wie eine alternde Bulldogge. Dieser Mann – überlegte Clay kalt – hat mir einst meine Verlobte gestohlen und mich zusammengeschlagen.
Vorsicht! Denk an das Auge.
Er brauchte sich bloß an den Plan zu. halten und den Ereignissen ihren Lauf zu lassen. Vanderman hatte die
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